TR-Vorschau Six Nations: Rugby-Feuerwerk zum Super Saturday
Geschrieben von TotalRugby Team
Freitag, 15. März 2024
Frankreich gegen England ist das letzte Spiel der diesjährigen Six Nations - es könnte die Titelentscheidung werden. Foto (c) Perlich
Die vielleicht spannendsten Six Nations seit langem gehen zu Ende mit drei Spielen an einem Tag. Gleich bei allen drei Duellen des Super Saturday geht es noch um etwas. Italien und Wales wollen den Wooden Spoon vermeiden, während Irland Matchball Nummer zwei zur Titelverteidigung hat. Sollte das Team von Andy Farrell gegen Schottland nicht gewinnen, geht es im abschließenden Crunch zwischen Frankreich und Englnad um den Titel!
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Das erste Duell des Super Saturday ist gleichzeitig die Entscheidung um den Wooden Spoon. Die ungeliebte imaginäre Trophäe für den letzten Platz bei den Six Nations ging zuletzt acht Mal in Serie an die Azzurri, doch in diesem Jahr könnte sich das ändern - endlich, aus italienischer Sicht.
Nicht nur spielen die Männer von Gonzalo Quesada nach dem emotionalen Sieg von Rom gegen die Schotten gegen die bisher sieglosen Waliser. Bereits eine Niederlage ohne walisischen Bonuspunkt, bzw. eine Pleite mit walisischem Offensiv-Bonus und dabei sieben Zählern oder weniger Rückstand würde reichen, um Wales auf dem letzten Platz zu halten. Denn der defensive Bonuspunkt wäre genug, um vor den Gastgebern zu bleiben.
Dass mit Ange Cappuozzo ausgerechnet der Held des Cardiff-Triumphs von 2022 fehlt, dürfte die Italiener schmerzen. Zumal man mit einem Sieg sogar noch bis auf Rang drei vorrücken könnte und damit das beste Six-Nations-Ergebnis jemals einfahren würde. In der Start-XV der Gäste sind mit Lorenzo Cannone und Lorenzo Pani zwei prominente Rückkehrer - dazu wechseln die Neuner Page-Relo und Varney die Plätze, letzterer startet nach seinem Versuch in Rom.
Die dramatische Schlussphase vor exakt zwei Jahren in Cardiff - damals holte Italien den ersten Six-Nations-Sieg nach sieben Jahren
Bei den Walisern steht dieses Duell ganz im Zeichen des Abschieds von Legende George North. Nach bisher 120 Spielen für Wales und 47 Versuchen wird der Ospreys-Profi, der im Sommer Teamkollege von Julius Nostadt bei Provence wird, seine Karriere nun beenden. Nachdem Wales mit einer komplett umgekrempelten Mannschaft noch keinen Sieg bei diesen Six Nations verbuchen konnte, will man den zum Innen umgeschulten Außen mit einem Sieg verabschieden.
North wird mit seinem gewohnten Innenpartner Nick Tompkins ein vielleicht spielentscheidendes Duell mit den Italienern Brex und Menoncello haben, die bisher ein starkes Turnier spielen. Coach Warren Gatland lobte North bereits als einen der „ganz Großen des walisischen Rugby“. Unter ihm hatten die Waliser noch nie gegen Italien verloren und das soll sich möglichst auch nicht ändern. Dazu hat er im Sturm mit den Erste-Reihe-Stürmern Dillon Lewis und Elliot Dee, sowie dem äußerst unerfahrenen Flanker Alex Mann frische Kräfte ins Team gebracht.
TotalRugby-Prognose: 2022 war der Sieg der Azzurri in Cardiff nach mehreren sieglosen Jahren noch eine dicke Überraschung. Das wäre nun definitiv nicht mehr der Fall, angesichts der Leistungen der Italiener in diesem Jahr, die einzig in Dublin enttäuschten. Dass die Azzurri am Ende höchstwahrscheinlich den Wooden Spoon vermeiden - sei es durch eine knappe Niederlage oder gar einen Sieg - ist bereits ein Erfolg. Doch dieses mal, mit dem Publikum im Rücken und einer sich verabschiedenden Legende glauben wir das die Emotionen Wales knapp mit +3 Zählern über die Ziellinie tragen werden.
Irland - Schottland
Samstag 16.3. 17:45 Uhr, Aviva Stadium Dublin
Zwar müssen die Iren erstmals seit 2022 eine Pleite bei den Six Nations hinnehmen und verpassen damit den zweiten Grand Slam in Serie. Doch noch hat das Team von Coach Andy Farrell sein Schicksal in den eigenen Händen. Schon ein Bonuspunkt dürfte in der Regel genug sein, mit einem Unentschieden oder jedem Sieg gewinnen die Iren aber in jedem Fall die Six Nations 2024.
Doch das Resultat in Twickenham gegen die Engländer kam völlig unerwartet und dürfte auch den einen oder anderen irischen Spieler geschockt haben. Ex-Irland-Spieler wie Jamie Heaslip oder Simon Zebo hatten einen irischen Kantersieg prognostiziert, stattdessen versenkte Marcus Smith den Titelverteidiger mit der letzten Aktion per Dropgoal.
Die Schotten jedoch sind für die Iren eine Art Wunschgegner. Die letzten neun Duelle in Serie gingen an Irland, der letzte schottische Sieg in Dublin datiert aus dem Jahre 2010. Coach Farrell vertraut derweil genau derselben Start-XV, die vor einer Woche in Twickenham den ersten Matchball vergeben hat.
Einzig: Dieses Mal entscheidet sich der Engländer für drei Hintermannschaftsspieler auf der Bank, nachdem die Verletzung von Außen Nash bei nur zwei Dreiviertel-Ersatzspielern für Probleme gesorgt hatte. Garry Ringrose ist neu auf der Bank, während Harry Byrne als zusätzliche Verbinder-Option reinrückt.
Die Schotten wiederum haben mit dem Turnier noch nicht ganz abgeschlossen. Dabei ist sich Trainer Townsend darüber bewusst, dass sein Team „einen ganz besonderen Tag“ benötigen wird, um in Dublin zu gewinnen. Für den Gesamtsieg müsste es schon ein Sieg mit mehr als 38 Punkten Vorsprung sein, jedoch würde man im Falle eines Sieges auch einen Trophäe in der Hand halten: Die sogenannte Triple Crown, die nur zwischen ursprünglichen Home Nations ausgetragen wird - also ohne Schottland-Bezwinger Italien und Frankreich.
Im Vergleich zur Pleite in Rom kommt Stafford McDowall neu auf Innen und Ben White startet wieder als Halb. „Wir sind entschlossen, eine bessere Leistung abzuliefern, nachdem wir bisher nur zeitweise unsere Stärker unter Beweis stellen konnten in diesem Turnier“, so Coach Gregor Townsend.
TotalRugby-Prognose: Auch wenn Irland daheim spielt und als klarer Favorit in diese Partie geht - dermaßen deutlich, wie beim WM-Spiel vor weniger als einem halben Jahr, dürfte es nicht werden. Da hatte Schottland schlicht und ergreifend keine Antwort auf den irischen Dauerdruck. Das Rezept dagegen haben die Engländer voriges Wochenende mit aggressiver Blitz-Verteidigung und cleverem Angriffsspiel gegeben. Ein schottischer Kantersieg zum Titel scheint unrealistisch, aber sollte den Schotten wirklich der Sieg in Dublin gelingen, würden sie ausgerechnet dem Erzrivalen England Schützenhilfe geben. Doch das wäre Finn Russel und Co. herzlich egal. Am Ende sehen wir aber Irland vorne, wenn auch nach einem engen Spiel - Dank eines Sieges mit +5 Punkten verteidigen die Gastgeber ihren Titel.
Frankreich - England
Samstag 16.3. 21:00 Uhr, Parc OL Lyon
Wenn Frankreich und England am Samstag-Abend unter Flutlicht das Feld der Arena in Lyon betreten, steht bereits fest, ob le Crunch dieses Jahr den Titel entscheidet. Egal, ob Frankreich und England den Titel noch holen können, die Rivalität beider Teams wird in jedem Fall für ein großartiges Duell sorgen. Nicht zuletzt weil Frankreich den Engländern daheim in Twickenham 2023 eine Rekordpleite zufügte und das Feld mit 53-10 als Sieger verließ.
Ein ähnliches Resultat plus einen schottischen Kantersieg gegen die Iren bräuchte es, damit Frankreich das Turnier gewinnt. Doch beim allerersten Six-Nations-Spiel in Frankreichs drittgrößter Stadt geht es in erster Linie darum, England zu schlagen. Nach dem besonders in der Schlussphase starken Auftritt in Cardiff haben les Bleus neues Selbstvertrauen getankt.
So vertraut Trainer Fabien Galthié trotz des kurzen Turnarounds von nur sechs Tagen seit dem Wales-Spiel komplett seinem Team von Cardiff. So erhält auch Neuner Nolann Le Garrec erneut einen Start-Einsatz, nachdem er in Wales überzeugen konnte. Nicht nur steuerte der junge Bretone das Spiel, er schaffte es mit einem unfassbaren No-Look-Pass über 30 Meter, der fast einen Versuch einleitete, in jedes Highlight-Video.
Nach der Rekordpleite letztes Jahr gegen Frankreich ist England in Lyon auf Rache aus
Auch Englands Trainer Borthwick betraut seinem Team aus der Vorwoche, muss aber den jungen aufregenden Außen Feyi-Waboso mit dem Routinier Elliot Daly ersetzen. Seit Team sieht Borthwick nach dem vielleicht besten Auftritt unter ihm „determinierter“ denn je. Aber auch Frankreichs Übungsleiter Galthié sieht sein Team bereit und erwartet eine Schlacht gegen ein „explosives England-Team“ mit „viel Power“.
TotalRugby-Prognose: England hat die besseren Chancen, das Turnier noch für sich zu entscheiden, braucht dafür aber einen irischen Ausrutscher und vermutlich einen Bonuspunkt in Lyon. Beides ist schwer zu erreichen und bedürfte wohl noch einmal eine Steigerung im Vergleich zur Vorwoche. Erneut muss Englands dritte Sturmreihe, vor allem Ausnahmespieler Ben Earl, erneut überzeugen. Ihm gegenüber steht mit Cros, Ollivon und Alldritt eine ebenso kräftige dritte Sturmreihe. Auch das Duell der beiden dynamischen Neuner Mitchell und Le Garrec verspricht viel Spannung. Wir erwarten einen harten Kampf, den Frankreich mit den besseren Reserven auf der Bank knapp mit +4 für sich entscheidet.