Positiv war im Adler-Spiel vor allem die Leistung im Sturm. Foto (c) Perlich
Die deutsche Rugby-Nationalmannschaft hat auch ihr zweites Länderspiel in der Rugby Europe Championship verloren. Das Team von Mark Kuhlmann unterlag in Madrid am Ende mit 27-5 gegen effektive Spanier und muss sich ankreiden lassen, dass man zu wenig aus Ballbesitz und Chancen gemacht hat. Es wäre angesichts eines starken Auftritts des Adler-Sturms weitaus mehr drin gewesen.
Die Anzeigetafel lügt nie. Diese Binsenweisheit galt auch an diesem windigen Nachmittag in der spanischen Hauptstadt. Vier Versuche erzielten die Spanier gegen unsere Adler, denen selbst nur ein einziger Try gelang, womit los Leones am Ende klar mit 27-5 als Sieger vom Platz gingen und obendrein noch den Offensiv-Bonus eintüten konnten. Deutschland muss also 72 Jahre nach dem letzten Sieg in Madrid weiter auf den nächsten warten.
Das Fazit von Adler-Trainer Mark Kuhlmann was so simpel wie wahr: „Wir hatten mehr als genug Ballbesitz, haben aber zu wenig draus gemacht.“ Denn anders, als es das schlussendlich deutliche Resultat vermuten lässt, war Spanien die 80 Minuten im Estadio Complutense über nicht etwa drückend überlegen. Im Gegenteil, die Feldvorteile lagen besonders im zweiten Durchgang klar bei der deutschen Mannschaft, die sich teilweise minutenlang tief in der spanischen Hälfte festbiss und die Partie über hinweg auch deutlich mehr Ballbesitz hatte.
Deutschland im Sturm stark, aber gegen effektive Spanier nicht clever genug
Was sich das Team um Kapitän Jörn Schröder in erster Linie selbst ankreiden muss ist, dass man viel zu wenig aus den eigenen Chancen gemacht hat. Teils fehlte dem deutschen Team die nötige Cleverness in aussichtsreichen Positionen, teils produzierte man viel zu leichte Fehler ohne Bedrängnis und dazu gab es zeitweise bei erneut windigen Bedingungen Probleme bei den Gassen. Vor allem aber verteidigte Spanien leidenschaftlich und an der Grenze des Legalen, teils weit darüber hinaus.
Dass Spanien bei rund einem Dutzend Straftritten im zweiten Durchgang von Referee Duarte nur einen gelben Karton kassierte, spielte den in der Defensive zynisch agierenden Iberern zweifelsohne in die Karten. Wo Spanien in jedem Fall deutliche Vorteile hatte, war der Angriff in unübersichtlichen Situationen, wenn das Spiel schnell und offen wurde. Hier waren die Gastgeber, anders als im Sturm, besser als unsere Adler und brachten ihre Angriffe auch konsequent zu Ende. Zwei klare Chancen reichten dem Team von Trainer Pablo Souza für die ersten beiden Versuche.
Das deutsche Angriffsspiel war dagegen lange zu statisch und zu vorhersagbar. Die Vorteile im Sturm, wo man im Gedränge, im Paket, sowie an den Kontaktpunkten gegen die in der Rugby Europe Championship lange etablierten Leones das gesamte Spiel über Vorteile hatte, führte lediglich zum Paket-Versuch kurz vor der Pause, abgeschlossen von Hakler Mika Tyumenev. Aus diesem Übergewicht bei den schweren Jungs, die besonders im Gedränge mächtig Dampf machten, hätte man aber weitaus mehr machen können.
Positiv hervorzuheben ist im Adler-Sturm Debütant Cosmos Zymvragos, der mit sehr jungen Jahren auf diesem Niveau stark agierte. Auch die dritte Sturmreihe mit den Balldieben Marcel Henn und Justin Renc, sowie dem starken Ballträger Seb Ferreira machten ihre Sache gut. Debütant Cameron Lindsay konnte in einigen Szenen seine physische Präsenz bemerkbar machen, braucht aber noch mehr Trainingszeit mit dem Team, um bei den Adlern all seine Erfahrung und Stärke einbringen zu können.
Aufgaben für Amsterdam
Bereits in einer Woche folgt die nächste Herausforderung für das Adler-Team, wenn die deutsche Mannschaft im letzten REC-Gruppenspiel auf dem künstlichen Grün der holländischen Hauptstadt antritt. Dort wird sich entscheiden, auf wen die deutsche Mannschaft zwei Wochen später im Platzierungs-Halbfinale trifft und ob es ein Heimspiel wird.
Von Anfang an war klar, dass die Holländer, welche ein Jahr vor unseren Adlern in die Rugby Europe Championship aufgestiegen sind, der vermeintlich schlagbarste Gegner in Gruppe A sind. Mit einem Sieg hätte man das erhoffte zweite Heimspiel und darüber hinaus wohl ein vorentscheidendes Duell daheim um den Klassenerhalt mit den Polen.
Bis zur Partie in Amsterdam wird die Regeneration die höchste Priorität haben. Derweil wird das Trainerteam daran arbeiten, das Angriffsspiel unserer Adler weiter zu verbessern, an den Gassen zu arbeiten und einen Weg zu finden, das äußerst kompakte Spiel der Rugger in Orange zu knacken. Diese haben sich beim 10-31 gestern in Tbilisi gegen Georgien gut geschlagen, werden aber wie unsere Jungs den Reisestress in den Knochen haben, wenn am nächsten Sonntag um 13:30 der Ankick in Amsterdam erfolgt.
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