Vor dem Six-Nations-Start: Ein Tuilagi für Frankreich
Geschrieben von TotalRugby Team
Montag, 29. Januar 2024
Vater Henry spielte im Blau Samoas, Sohn Posolo wuchs in Frankreich auf und wird für les Bleus auflaufen.
Die Six Nations 2024 sind für viele Teams so kurz nach der WM eine Chance für einen Umbruch. Viele Stars haben ihre Karriere beendet oder fehlen anderweitig, man denke nur an Dupont, Sexton und Farrell. Derweil drängt eine neue Generation auf Einsatzzeiten. Wir wollen euch fünf der spannendsten Neulinge vorstellen.
Der Name Tuilagi ist jedem Rugby-Fan ein Begriff und flösst selbst Rugby-Profis Respekt ein. Die samoanische Familie ist eine Art Rugby-Dynastie mit einem Ruf, den Rugbysport besonders physisch zu interpretieren. Sechs Brüder prägten seit den 1990er-Jahren das internationale Profi-Rugby - fünf davon liefen für ihr Geburtsland auf, der in jungen Jahren nach England umgesiedelte Manu Tuilagi schnürte die Rugbystiefel für England.
Nun schickt sich die nächste Generation von Tuilagis an, das internationale Rugby zu dominieren. Posolo Tuilagi, der erst 19-jährige Sohn von Henry Tuilagi, dessen Spitzname the Butcher ein wenig über seine Spielweise erahnen lässt, wurde von Frankreich-Coach Fabién Galthié in das Aufgebot von les Bleus berufen. Vater Henry war eine Legende bei Top-14-Team Perpignan, für das er acht Jahre lang auflief und Sohn Posolo tritt nun in seine Fußstapfen.
Trotz seiner 150 kg arbeitet Tuilagi hart auf dem Feld - in dieser Szene hat er in 30 Sekunden drei Mal den Ball und bereitet so den Versuch vor
Wenige Wochen nach seinem 18. Geburtstag gab der Zweite-Reihe-Stürmer im September 2022 sein Debüt für Perpignan und lief auch bereits für Frankreichs U20 auf, für die er kommende Saison noch spielberechtigt wäre. Mit 1,94 Metern Körpergröße und knapp 150 kg Gewicht ist er noch einmal schwerer als sein Vater Henry und er weiß seine Masse gewinnbringend einzusetzen.
Gegen Neuseeland erzielte er voriges Jahr bei der U20-WM zwei Versuche und auch in der Top 14 hat der jüngste Spross der Tuilagi-Dynastie schon den einen oder anderen Verteidiger über den Haufen gelaufen. Ob er auf internationalem Niveau auch derart schnell Fortschritte machen wird, bleibt abzuwarten - ein Debüt ist aber zum Auftakt gegen Italien noch nicht zu erwarten.
Allessandro Izekor (23, Flanker, Italien)
Der Dritte-Reihe-Stürmer aus Brescia ist Italiens Hoffnung im Sturm und wurde von Italien-Legende Sergio Parisse höchstselbst mit Lob überschüttet. Der 110-Kg-Flanker ist sowohl defensiv wie offensiv für seinen Klub Benneton Treviso eine absolute Waffe. Dabei ist der 1,90-Meter-Mann auch unfassbar fit, was ihm eine Berufung in Italiens Siebener-Team bei der letztjährigen Challenger Series einbrachte.
Nun ist Izekor erstmals für Italiens Fünfzehner-Nationalteam nominiert und verstärkt eine sowieso schon starke dritte Sturmreihe, in der Kapitän Lamaro und Sechser Negri auf den Flanker-Positionen gesetzt sein dürften. Doch nach seinen starken Auftritten auf U20-Niveau und für seinen in der URC auf zwei direkt hinter Leinster rangierenden Klub Benneton ist sein erster Einsatz für Italien eine Frage der Zeit.
Fin Smith (21, Verbinder, England)
Ohne Kapitän Owen Farrell ist die Verbinder-Frage bei England offen. Harlequins-Zehner Marcus Smith ist der logischste Anwärter auf das England-Trikot mit der zehn, immerhin durfte er schon mehrfach als England-Spielmacher starten. Jedoch gibt es mit seinem Namensvetter Finlay „Fin“ Smith nun eine echte noch jüngere Alternative.
Der 21-jährige aus Warwick orchestriert derzeit den Angriff von Premiership-Tabellenführer Northampton Saints und zwar mit viel Erfolg. Smith ist für sein Alter unfassbar reif, mit präzisem Pass und Kick, sowie mit der nötigen Spielintelligenz gesegnet. Im Jugendbereich trug er bereits das England-Trikot, jedoch ist der Enkel von Schottland-Prop Tom Elliot auch für die Bravehearts spielberechtigt.
Englands nächster Verbinder? Fin Smith ist der Strippenzieher bei Premiership-Tabellenführer Northampton
England-Trainer Borthwick wird Smith sicherlich nicht nur einsetzen, um ihn den Schotten wegzuschnappen, jedoch wären die Schotten dem Mutterland nur zu gern zuvorgekommen. Für England dürfte Smith einen konservativeren Spielstil an den Tag legen müssen, als für sein Klub-Team Northampton, das gefühlt aus jeder Lage attackieren will. Smith ist einer von einem halben Dutzend Neulingen, die bei England einen Umbruch einleiten sollen.
Ethan Roots (26, Flanker, England)
Eine alles andere als gewöhnliche Karriere hat Exeter-Flanker Ethan Roots. Er ist mit 26 der älteste der England-Neulinge und dazu noch in Neuseeland geboren und groß geworden. Noch vor vier Jahren arbeitete Roots in Auckland auf dem Bau und eine Rugby-Karriere schien in weiter Ferne. Auch als er über das Klub-Rugby beim NPC-Team North Harbour (in der Liga, in der auch Anton Segner sein Profi-Debüt gab) nahm die Profi-Karriere so langsam ihren Lauf.
Bei den Crusaders schaffte Roots den Durchbruch im Super Rugby nicht und so landete er zunächst bei den Ospreys und schließlich letzten Sommer bei den Exeter Chiefs. Dort gelang dem Neuseeländer mit englischem Vater endgültig der richtige Durchbruch und England-Trainer Borthwick wurde nach eigener Aussage während der WM auf Roots aufmerksam. Vor allem dessen Fleiß auf dem Feld und seine physische Härte gefallen dem England-Coach.
Dabei wäre der Dritte-Reihe-Stürmer fast beim Jiu Jitsu gelandet, wo er im Nachwuchsbereich Meisterschaften sammelte. Doch eine Beziehung mit der Tochter des Klub-Trainers bedeutete den Rauswurf im Kampfsport und nur so landete der 1,88-Mann, der Flanker und auf der Achter-Position spielen kann, überhaupt beim Rugby.
Alec Hepburn (30, Flanker, England)
Der erfahrene Exeter-Stürmer dürfte sehr bald zu seinem Schottland-Debüt kommen. Jedoch wird es für den 115-kg-Mann keineswegs der erste auf internationaler Bühne sein. Der in Perth Australien als Sohn eines Schotten geborene Erste-Reihe-Stürmer spielte 2018 bereits sechs Mal für England und repräsentierte das Mutterland auch im Jugendbereich.
Doch seit dem November 2018, genauer gesagt seit seinem damaligen Sieg mit England gegen sein Geburtsland Australien wurde er nicht mehr nominiert. Dank der Regeländerung von World Rugby darf Hepburn dank seines schottischen Vaters nun für die Bravehearts auflaufen. Mit der Erfahrung aus knapp 200 Auftritten in der Premiership verstärkt er Schottlands notirische Schwachstelle, das Gedränge.