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3 TR-Thesen zur 16-29 Niederlage unserer Adler in Hongkong
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Dienstag, 14. November 2023

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Felix Lammers bereitete den einzigen deutschen Versuch in SBW-Manier vor. Foto (c) Kessler

„Zufrieden, aber natürlich auch enttäuscht“ war das Fazit von Nationaltrainer Kuhlmann nach dem ersten von zwei Länderspielen unserer Adler in Hongkong. Tatsächlich ergibt sich ein gemischtes Bild nach einem rasanten Spiel am frühen Abend Hongkonger Zeit gegen ein Team, das in der Weltrangliste ganze acht Ränge vor der deutschen Auswahl liegt. Wir analysieren das Geschehen in Fernost und finden dabei Licht und Schatten.


1. Die deutsche Mannschaft hat ihr Potenzial aufblitzen lassen, aber nicht konstant genug gezeigt

Es war das erste Spiel der schwarzen Adler seit dem 19. März, als man im Platzierungsspiel der Rugby Europe Championship den Niederlanden in Amsterdam unterlag. Seitdem hat der Großteil des Teams „lediglich“ in der Rugby-Bundesliga gespielt. Dass nun im ersten Spiel des Länderspiel-Winters noch nicht alle Abläufe eingespielt sind, ist da völlig verständlich.

Auch Nationaltrainer Kuhlmann analysierte, dass man noch viel Luft nach oben habe, wenn es um das „Zusammenspiel untereinander“ geht. So vergab das deutsche Team in der ersten Halbzeit gleich zwei goldene Chancen auf einen Versuch, jeweils in Reichweite des Hongkong-Malfelds - einmal weil sich zwei potenzielle Ballträger in die Quere kamen, was der Unparteiische als Blocken wertete, ein zweites Mal, weil ein Pass seinen Adressaten in aussichtsreicher Position nicht fand.

Gleichwohl zeigte das deutsche Team einerseits viele gute Szenen bei den Standards, besonders im ersten Durchgang, als die Deutschland-Props Jörn Schröder und Paul Weiss ihre Gegenüber bei jedem Gedränge stark unter Druck setzen. Andererseits sah das Zusammenspiel der Hintermannschaft einige Male absolut verheißungsvoll aus.

Besonders der Versuch mit dem Pausenpfiff war hervorragend herausgespielt: Raynor Parkinson machte das Spiel nach einem guten Gedränge schnell, Leo Wolf platzierte einen cleveren Kick hinter die schnell heranrückende Hongkong-Defensive und mit dem Sahne-Offload von Felix Lammers in SBW-Manier von der Auslinie auf Edo Stella sicherte sich das deutsche Team eine gar nicht mal unverdiente Pausenführung mit 13-12 (hier seht ihr den Traum-Versuch unserer Adler.

Nachdem man in den ersten 20 Minuten unter konstantem Druck gestanden hatte, aber meist gut verteidigte, waren besonders die 20 Minuten vor dem Pausenstee die mit Abstand stärksten des deutschen Teams. Mit starken Ballträgern im Sturm, die sich immer wieder den Weg über die Vorteilslinie bahnten, sowie einem Ray Parkinson, der die richtige Balance im Spiel der deutschen Hintermannschaft fand, hatte man das Heft des Handelns in der Hand.

Das gesamte Spiel im Re-Live

2. Ein Sieg wäre drin gewesen, aber am Ende fehlte dem Team die Kraft dazu

In der Durchgang zwei schaffte es das deutsche Team nicht mehr, die Dominanz der Phase vor dem Pausentee zu entwickeln. Das deutsche Team musste sicherlich der kräfteraubenden Defensiv-Arbeit der ersten unfassbar schnellen 20 Minuten Tribut zollen, in denen man Hongkong mit viel Aufwand vom eigenen Malfeld ferngehalten hatte.

Darüber hinaus mussten sich viele Spieler erst wieder an das Tempo und die Härte auf dem internationalen Parkett gewöhnen. Trainer Mark Kuhlmann erläuterte im Anschluss: „Dieses Spiel hatte nicht so viel mit dem zu tun, was die Jungs in den ersten sechs Bundesliga-Spielen erlebt haben.“

Zu guter letzt haben die lange Anreise mit einem zwölfstündigen Flug über Nacht, sieben Stunden Zeitunterschied, nur gut zwei Tage vor Ort und tropische Bedingungen sicherlich einen Einfluss, auch wenn man dies im deutschen Team nicht als Ausrede gelten lassen will. Dennoch wäre selbst heute, trotz aller widrigen Umstände, ein Sieg drin gewesen.

Als Edo Stella das deutsche Team gute fünf Minuten vor dem Ende per Straftritt wieder in Schlagdistanz brachte, hätte ein Versuch gereicht, um den Favoriten auswärts zu schlagen. Stattdessen ließ sich der sonst belebende Ersatz-Neuner McDonald beim Boxkick in der eigenen 22 blocken, was nur Sekunden später zum entscheidenden Versuch für die Gastgeber führte.

Dieser war keineswegs unverdient, jedoch war diese Partie schlussendlich enger, als das Ergebnis  am Ende suggeriert.

3. Die deutsche Mannschaft ist in Schlagdistanz und hat am Samstag die Chance auf einen Sieg

Das Programm für die deutsche Mannschaft wird morgen zunächst deutlich erholsamer. Recovery heißt das Stichwort. Dazu wird das Team der deutschen Schule in Hongkong einen Besuch abstatten. Denn bereits am Samstag steht das zweite Aufeinandertreffen mit Hongkong im Stadtteil Aberdeen an und Nationaltrainer Kuhlmann betont: „Wir wollen Samstag stärker zurückkommen!

Dass ein Sieg keinesfalls utopisch ist, obwohl Hongkong in der Weltrangliste ganze acht Ränge vor Deutschland steht, kann man nach dem heutigen Spiel zweifelsohne festhalten. Dabei gilt es „weniger Fehler zu machen“ und „öfter Momentum zu kreieren“, wie Nationaltrainer Kuhlmann unterstreicht.

Darüber hinaus wird Disziplin auch ein Thema sein. Eine Gelbe und eine Gelb-Rote sind natürlich ein Problem für ein Team, dass über das Kollektiv und nicht hervorragende Individualisten kommt. Immer wieder verlor das deutsche Team viel Raum, da man vom Unparteiischen Straftritte kassierte.

Dabei muss sich das deutsche Team daran gewöhnen, dass man als Auswärtsmannschaft vom Unparteiischen unter Umständen vielleicht etwas genauer beäugt wird, als die Gastgeber. Sich der strikten Linie des zweifelsohne teils pingeligen Schiedsrichter aus Singapur anzupassen, wäre das bessere Rezept gewesen.

Unabhängig vom Ergebnis wird diese Mini-Serie in der Vorbereitung auf die Rugby Europe Championship im Februar und März Gold wert sein. Nur mit Gegnern dieses Kalibers kann das deutsche Team mannschaftlich stärker werden. Immerhin gilt es im März den Klassenerhalt und zwei weitere Jahre in Europas höchster Spielklasse zu sichern.

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