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TR-Vorschau WM: Kommt es zum Traumfinale Südafrika vs Neuseeland?
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Freitag, 20. Oktober 2023

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Zwei Mal konnte Argentinien die All Blacks in den letzten 3 Jahren schlagen - dennoch sind die Neuseeländer Favorit.

Noch vier Teams sind im Rennen um den Titel. Nach der überragenden Viertelfinalrunde gibt es in beiden Spielen nun einen Favoriten. Argentinien hat heute Abend die Chance, erstmals in ein WM-Endspiel einzuziehen. Die anderen drei verbliebenen Kontrahenten haben allesamt schon den Titel holen können. Viele Neutrale hoffen auf ein Traumfinale zwischen Südafrika und Neuseeland, das es seit 1995 nicht mehr gegeben hat.

Argentinien - Neuseeland

Freitag 20. Oktober, 21 Uhr Stade de France (Live bei ran.de & ProSieben Maxx)

Nach dem hochdramatischen Sieg gegen Irland stehen die All Blacks nun vor ihrem fünften Einzug in ein Endspiel der Rugby-WM. Die bisher deutliche Bilanz gegen Argentinien - 33 Siege, ein Unentschieden und nur zwei Niederlagen - sprechen für den dreimaligen Weltmeister. Doch zu viel Gewissheit wäre falsch angebracht. Immerhin gelangen beide Siege der Argentinier gegen Neuseeland zwischen der letzten WM und der jetzigen.

Bei den Pumas wird man sich besonders gerne an das Spiel in Christchurch im August 2022 erinnern, als man erstmals auf neuseeländischem Boden gewann. Doch um erneut für eine große Überraschung zu sorgen, muss sehr vieles gut laufen für los Pumas. Wie gegen Wales bedarf es einer heroischen Defensivarbeit von allen 15 Spielern.

Trainer Micheal Cheika betont dementsprechend im Vorfeld: „Wir müssen bereit sein, wenn Sie uns unter Dauerdruck setzen!“ Besonders der Sturm, um den gegen Wales überragenden Marcos Kremer wird gefordert sein. Dessen Duell mit All-Blacks-Ass Ardie Savea wäre allein schon den Eintritt wert.

Bis auf den Wechsel auf der Gedrängehalbposition - der spielfreudigere Bertranou ersetzt Cubelli - vertraut der australische Coach derselben Mannschaft, die vorige Woche in Marseille ablieferte. Ex-Kapitän Pablo Matera wird weiterhin schmerzlich vermisst, mit Facundo Isa ist aber erfahrener Ersatz parat. Von der Bank kommen mit Verbinder Sanchez und Hakler Creeyy erneut die beiden erfahrensten Spieler in der argentinischen Rugby-Geschichte.

Für die Pumas um Spielführer und Hakler Julian Montoya wird es vor allem darum gehen, die ultra-effizienten All Blacks nicht davonziehen zu lassen. Ein Faktor wird dabei die Disziplin sein - sollten los Pumas wiederholt einfache Straftritte weggeben, dürfte das gegen die All Blacks schnell zum Bumerang werden. Zeigen die Argentinier dagegen all ihr Potenzial ist der erste Finaleinzug beim dritten Halbfinal-Auftritt alles andere als utopisch.

Die All Blacks wiederum setzen nach der Halbfinal-Pleite 2019 alles daran, um dieses Mal nicht erneut gegen einen vermeintlichen Underdog zu stolpern. „Wir dürfen uns das Lob nicht zu Kopf steigen lassen“, so Coach Ian Foster, der waren: „Wenn wir nicht voll da sind, könnte das ein tragischer Freitag-Abend für uns werden!“

Genau diesen Fehler habe man 2019 gemacht und werde ihn nicht wiederholen. Für das Duell mit Argentinien rotiert Foster Mark Telea für Leicester Fainga’anuku auf der kurzen Ecke ins Team. Telea war für das Duell mit Irland aus dem Kader geflogen, da er sich nicht an Team-Regeln gehalten hatte. Dazu tauschen Brodie Retallick und Sam Whitelock die Plätze - letzterer landet vorerst auf der Bank.

Sollte für die All Blacks alles nach Plan laufen, wie im Rugby-Championship-Duell mit Argentinien im August, als man in Argentinien relativ deutlich gewann, wartet wohl das Traumduell gegen Südafrika im Endspiel. Neuseeland und Südafrika haben die letzten vier WM-Titel unter sich ausgemacht, trafen aber zuletzt 1995 im Endspiel aufeinander. Es wäre ein echtes Traumfinale.

 

Südafrika - England

Samstag 21. Oktober, 21 Uhr Stade de France (Live bei ran.de & ProSieben Maxx)

Für England soll es die Revanche für die WM-Endspiele 2007 und 2019 werden. Die letzten beiden Male, dass sich diese beiden Teams in der K.O.-Phase einer Weltmeisterschaft gegenüberstanden, hatten die Boks jeweils das bessere Ende für sich. Südafrika walzte im Endspiel von Yokohama 2019 regelrecht über die Engländer weg und dieser Stachel sitzt bis heute tief.

Zehn der 15 Südafrikaner aus der Startaufstellung, die damals England dominierten, laufen nun wieder auf und dennoch betont Englands Flanker Tom Curry im Vorfeld, dass sich nun zwei verschiedene Teams gegenüberstünden. Beim Titelverteidiger erinnert man sich nur zu gerne an den krönenden Moment zurück, warnt aber auch davor, dass dieser England motivieren werde. „Man konnte die Enttäuschung in ihren Gesichtern sehen, ich bin selbst schon einmal im Halbfinale gescheitert, so etwas verfolgt einen ein Leben lang“, so Boks-Verbinder Pollard.

In den vier Jahren seitdem ist England in Europa mehr und mehr zurückgefallen und musste den Vortritt den Iren und Franzosen lassen. Die sind bekanntermaßen nun nicht mehr im Wettbewerb und auch wenn England die Halbfinalteilnahme vor allem der glücklichen Auslosung zu verdanken hat, will man nun die unerwartete Chance unbedingt nutzen. „Wir wollen uns nachher nicht vorwerfen lassen müssen, nicht alles versucht zu haben“, so Defensiv-Coach Kevin Sinfield.

Im Endspiel von 2019 waren die Südafrikaner England sowohl körperlich, als auch spielerisch überlegen

Dafür hat man, in Erwartung einer regnerischen Nacht in Paris, die Bälle im Training gar künstlich nass gehalten. Denn gegen Japan kamen die Engländer in der Vorrunde überhaupt nicht mit einem seifigen Ball zurecht und produzierten reihenweise Handlingfehler. Für das Halbfinale verstärken Joe Marler und George Martin den England-Sturm, während Freddie Steward Marcus Smith auf Schluss ersetzt. Steward gilt vor allem als Bank unter dem hohen Ball, was wiederum darauf hindeutet, dass England viele Kicks der Südafrikaner erwartet.

Die haben derweil genau dieselbe Mannschaft aufgeboten, wie im Viertelfinale gegen Frankreich - obwohl seitdem nur sechs Tage vergangen sind. Verbinder Libbok startet ebenso wie Neuner Reinach und auf der Bank wartet das erfahrene Duo Pollard und de Klerk. Südafrikas Stratege Rassie Erasmus, der mit einigen Taktik-Kniffen für Verwunderung gesorgt hatte, prognostiziert ein ganz enges Spiel - unter der Woche hatte er bereits vorsorglich die England-Aufstellung vorhergesagt, hatte dabei aber nicht ganz recht behalten.

Südafrikas Weltmeister-Trainer von 2007, Jake White, legt sich derweil fest: „Sollte England sich weiter auf das Kickspiel beschränken, werden sie den Springboks keinerlei Sorgen bereiten.“ Nur wenn man versuche etwas mit dem Ball anzustellen, habe man eine Chance, so die südafrikanische Trainer-Legende. Die Südafrikaner wiederum werden auf ihre Stärke bei den Standards und auf ihre Finisher-Qualitäten setzen.

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Kommentare (1)add comment

Joe Laub said:

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Rugby WM Zielgerade: Glück, Schiedsrichter, Erfolg
Zum 5.mal in Folge wird der Titel entweder an die All Blacks oder die Springboks gehen. Das ist schon ein Statement, welches noch dadurch verstärkt wird, dass beide gleichzeitig im Finale stehen. Mit sehr unterschiedlichen, aber sehr konsequenten Spielstilen und vor allem einer unerschütterlichen Überzeugung an den Erfolg. Im Stade de France war die Mehrheit der eingefleischten Fans europäischer Topnationen davon überzeugt, mehr noch erbost darüber, dass das fehlende Glück und die Schiedsrichter Schuld an ihrem "unverdienten" Ausscheiden waren. Sogar der zweifelsfrei talentierte, junge französische Kapitän posaunte ins gleiche Horn. Ganz ehrlich, wenn man die Schuld immer wo anders sucht, wirst man nie ganz oben stehen. Und das Glück muss man sich mit den 5% oberhalb der 100% einfach erzwingen. Eine etwas demütigere Haltung ist ein weiteres Bausteinchen, das aus meiner Sichte zentrale Bedeutung hat. Den verhätschelten Starspielen von Frankreich, Irland, England geht das halt leider etwas ab.
Oktober 22, 2023

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