Trotz eines Hattricks von Jaco Otto gewinnt Frankfurt 1880 das Spitzenspiel am Ende klar. Foto (c) Seufert-Chang
Der fünfte Spieltag der Rugby-Bundesliga bot ein Topspiel, das den Namen verdient hatte. Frankfurt 1880 lieferte sich mit den Löwen ein knüppelhartes Duell. Dabei hätte Löwen-Topscorer Jaco Otto die Partie fast eigenhändig entschieden. Derweil feiert Offenbach einen emotionalen Derbysieg in Heusenstamm. Im Norden hatte Germania List ein wenig mehr Mühe, gewann aber schlussendlich klar gegen Sankt Pauli und bleibt in der Nordstaffel vorne.
Den Spielplan und Ergebnisse gibt es auf der Webseite von Rugby Deutschland.
Süd/West
SC Frankfurt 1880 44-23 TSV Handschuhsheim
Die kalte Dusche gab es für die Gäste bereits nach weniger als zehn Minuten, als Erste-Reihe-Stürmer Chris Edene, der die Frankfurter in diesem Sommer aus Hannover verstärkte, über die Löwen-Linie krachte. Dieser erste Versuch war ein früher Indikator dafür, dass Frankfurt hier rein gar nichts auf die leichte Schulter nehmen würde und es eine äußerst physische Partie werden würde.
Noch in den ersten dreißig Minuten mussten sich die Löwen dann noch zwei Mal hinter den eigenen Stangen versammeln, nachdem Yoshihiro Furouka und Tim Biniak das Punktekonto der Gastgeber weiter nach oben schraubten. Die Löwen wiederum kamen erst kurz vor der Pause ins Spiel und auf die Anzeigetafel: Ein sauberer Straftritt von Verbinder Nkosi fast von der Mittellinie sowie ein Versuch von Ecke Kevin Heising verkürzten zum Halbzeitstand von 8-18 aus Gästesicht.
Wer nun auf Spannung gehofft haben sollte, wurde vom Frankfurter Start in Durchgang zwei überrascht. Die beiden Innen Biniak und Wolf punkteten innerhalb von nur wenigen Minuten und bauten die Frankfurter Führung noch einmal weiter auf 30-8 aus. Das mit der Spannung hatte sich aber noch immer nicht erledigt, denn die Handschuhsheimer haben ja noch ihre Lebensversicherung in der dritten Sturmreihe.
Jaco Otto erzielte Mitte des zweiten Durchgangs innerhalb von 15 Minuten gleich drei Versuche: Zunächst am Ende eines Pakets, danach einmal im Support und einmal auf klassische Otto-Art mit viel Wucht aus kurzer Distanz. Beim Stand von 30-23 für Frankfurt war nun tatsächlich offen, wie dieses Spiel ausgehen würde.
Doch die Frankfurter wären nicht die Frankfurter, wenn sie diesen Zwischenspurt auf sich sitzen hatten lassen. Der Titelverteidiger zog noch einmal das Tempo an und kam über Achter Skelton sowie erneut Innen Tim Biniak zu zwei späten Versuchen. Routinier Parkinson erhöhte beide, nachdem er und Stella zuvor zahlreiche Punkte vom Hütchen hatten liegen lassen.
So nahmen die Löwen am Ende eines packenden Spiels lediglich einen Trostpreis in Form eines Bonuspunkts für vier erzielten Versuche mit. Immerhin konnte man aber unter Beweis stellen, dass man gegen die Frankfurter durchaus phasenweise mithalten kann. Das verspricht einiges an Spannung, zumal sich beide Teams noch im Heidelberger Lions Park sehen werden. Zunächst heißt es für den TSV aber Derbyzeit: Denn kommende Woche steht das heiß erwartete Lokalduell mit dem SC Neuenheim auf dem Plan.
RK Heusenstamm 17-41 Offenbacher SCR
Dieses Derby verwirrte zunächst auch die zahlreichen Zuschauer im weiten Rund am Martinsee. Beide Teams trugen sehr dunkle Trikots, die von weitem kaum zu unterscheiden waren. Auf das Spiel hatte dies zunächst wenig Einfluss. Vor den Augen von Offenbachs Ex-Spieler und Märzen Dominique Arnault erwischten die Gäste, die eine bescheidene Anreise von nur fünf Kilometern hatten, die weitaus bessere Hälfte.
Verbinder Esposti Theo Degli kickte die ersten drei Punkte vom Hütchen und nachdem Heusenstamm früh die einzige Chance auf eigene Zähler verpasst hatte, legte Offenbach im Minuntentakt nach: Vier Versuche bedeuteten schon in Durchgang eins den Offensiv-Bonus. Hakler Upton mit einem Doppelpack, sowie Zehner Esposti Theo Degli sowie Offenbachs Eigengewächs Juri Sayson sorgten für die Punkte.
Durchgang zwei begann dann aber deutlich ausgeglichener und nach Wechseln auf beiden Seiten plötzlich mit Vorteilen für Heusenstamm. Leef und Höhmann geling in nur wenigen Minuten Versuche zum 12-31 Anschluss aus Gastgebersicht. Doch das Füchse-Zwischenhoch endete abrupt, als sich Pascal Schuster eine Gelbe einholte.
Offenbach kam noch zu zwei Versuchen durch Upton, der damit seinen Hattrick perfekt machte. Ein weiterer später Versuch von Prop Henry Leef ließ die Heim-Anhänger zumindest noch auf einen Offensiv-Bonus hoffen. Doch dazu kam es nicht und so waren es die mitgereisten Anhänger der Offenbacher, die nun am Martinsee feiern konnten. Nach der Niederlage im Vorjahr und Jahren, in denen man unterklassig spielte, ist der Sieg über den Lokalrivalen für den Verein aus der Lederstadt ein Meilenstein.
München RFC 19-18 RG Heidelberg
Ein spannenderes Spiel hätten sich die Zuschauer in München Großhadern kaum wünschen können. Von Anfang ging es bei bereits sehr herbstlichen Bedingungen hart zur Sache. Bis zur Pause kamen die Gastgeber dabei drei Mal durch den verlässlichen Huf von Verbinder und Kapitän Niklas Hohl zu Punkten. Doch die Gäste lagen zur Pause hauchdünn in Front, nachdem Neuner Felix Meffert die entscheidende Lücke zum Versuch gefunden hatte.
Nach der Pause erhöhten die Gäste dann ihre Führung auf 13-9 durch einen Straftritt von Finn Dieckmann. Es sollte die letzte Führung in dieser Partie sein, denn anschließend hatte der MRFC seine beste Phase. Der eingewechselte Marka und Innen Zapittelli sorgten mit einem Doppelschlag dafür, dass der MRFC plötzlich mit 19-12 führte - doch zwei verpasste Erhöhungen bedeuteten, dass es in der Schlussphase noch einmal spannend werden würde.
Und tatsächlich konnten sich die Orange Hearts noch einen Versuch erkämpfen, nachdem MRFC-Schluss Santiago Schiavini mit Gelb Minuten vor dem Ende vom Feld musste. Doch die Erhöhung des letzten Versuches ging daneben und der MRFC konnte auch in Unterzahl die letzten Minuten konzentriert verteidigen. Dank des Sieges ziehen die Münchner an der RGH vorbei und kommendes Wochenende in Köln besteht die nächste Chance auf Punkte.
SC Neuenheim 41-18 RSV Köln
Als Nationalspieler Felix Lammers dem Aufsteiger in den ersten sieben Minuten dieser Partie direkt zwei Versuche einschenkte, sah vieles nach einem Neuenheimer Kantersieg aus. Doch die Kölner können in dieser Liga mitspielen und so war aus Köln Außen Gavin Smith (nicht verwandt mit dem RSV-Coach Melvine), der wenig später die Antwort parat hatte. Noch in Durchgang eins powerte sich der SCN-Sturm mit Hakler Biskupek über die Linie, doch dank eines RSV-Straftritts von Kapitän Justus Gerlach blieben die Kölner zur Pause beim Stand von 18-10 in Schlagdistanz.
In Minute 50 konnten die Domstädter dann gar auf 13-18 verkürzen. Doch Neuenheim hatte die richtige Antwort parat mit Versuchen von Klewinghaus und Hoffmann, während Kölns chilenischer Prop Chavey zwischenzeitlich mit Gelb zusehen musste. Kölns Verbinder Gerlach verkürzte zwischenzeitlich mit einem Versuch noch einmal auf 18- 31, doch mit zwei späten Versuchen von Aversa und Köpper sorgte Königsblau dann am Ende doch noch für ein standesgemäßes Ergebnis.
Auch wenn die Kölner mit leeren Händen vom Museumsplatz zurück in die Domstadt fuhren, konnte man doch eine solide Vorstellung bei einem Top-Team der Liga abliefern. Beim SCN richten sich all Blicke derweil auf das Derby gegen Handschuhsheim, das ganz nebenbei darüber entscheidet, wer 1880-Verfolger Nummer eins ist.
Nord/Ost
SC Germania List 43-15 FC St. Pauli
So klar die Favoritenrolle vor diesem Gastspiel der Paulianer beim Tabellenführer Germania war, so überraschend der Auftakt. Keine zwei Minuten waren gespielt, da schob sich der Gästesturm mit viel Wucht bis ins Malfeld der Gastgeber. Das schockierte die Germanen von Trainer Rainer Kumm aber nicht sonderlich, denn die passende Antwort kam postwendend.
Maurice Riege, Tino Dietz und der junge Theo Schneider schlossen in kurzer Zeit drei schnelle Versuche in Germania-Manier mit langen Passstafetten und viel Tempo ab. Als Erste-Reihe-Stürmer Matthes Bachmann dann mit einem Versuch per Brechstange den Bonuspunkt für die SCG holte, schien alles seinen Lauf zu nehmen.
Doch die Gäste wollten hier mitspielen und kamen durch Verbinder Johann Schühnemann zu zwei Versuchen in fünf Minuten. Noch keine dreißig Minuten waren auf der Uhr und bereits sieben Versuche erzielt. Sankt Pauli hatte noch eine knappe Stunde um den Offensivbonus einzufahren. Zunächst sorge Germania aber für klarere Verhältnisse: Hartleb und erneut Dietz erhöhten vor der Pause per Versuch auf 36-15.
Nach der Pause zunächst ein weiterer Versuch durch Germania-Innen Ben Caister. Doch danach viel Leerlauf und zwei Teams, die sich nach zahlreichen Wechseln weitestgehend neutralisierten. Die Gäste verpassten damit den Offensiv-Bonus konnten sich aber nach mehreren schwachen Ergebnissen verbessert zeigen, was angesichts des Hamburger Derbys am Samstag wichtig werden könnte. Germania hat derweil in Leipzig ebenso eine Herausforderung vor der Brust.
RK 03 Berlin 0-82 Hannover 78
Der Auftritt der Gäste aus Hannover war von der ersten bis zur letzten Minute humorlos und abgeklärt. Rund 20 Minuten brauchten die Gäste in einer einseitigen Partie, bis man den Offensivbonus in der Tasche hatte. Schon zur Pause hatten die 78er, die sich nicht nur in fast allen Belangen besser sondern vor allem effektiver zeigten, 47 Punkte gesammelt. Die wenigen RK-Ausflüge in die 78-Hälfte endeten jeweils mit Ballverlusten.
Nach der Pause nahmen die 78er dann ein wenig den Fuß vom Gas, was auch mit einigen Auswechslungen zusammenhing. Zweite-Reihe-Stürmer Ruben Hohls sammelte derweil insgesamt vier Versuche und war damit der erfolgreichste Punktesammler dieser Partie. Alex Brosowski zeigte sich vom Kickhütchen in solider Form und erhöhte sieben Versuche, die restlichen übernahm Neuner Piosik.
Dank des Kantersieges bleiben die 78er dem Lokalrivalen Germania auf den Fersen, der lediglich vier Punkte enteilt ist. Trainer Christian Doering lobte sein Team derweil für die taktische Disziplin trotz vieler Wechsel zur Pause. „Wir sind weiter auf dem richtigen Weg uns stetig weiterzuentwickeln“, wie Doering das Spiel zusammenfasste. Die Berliner wiederum bleiben sieglos und müssen kommende Woche im Derby beim BRC antreten.
Hamburger RC 18-38 Berliner RC
Vor allem in Durchgang eins traten die Gäste aus der Hauptstadt äußerst dominant auf. Nach nur drei Minuten powerte sich BRC-Prop Zehenleitner das erste Mal über die Linie. Es sollten vier weitere Versuche der Berliner folgen, während der HRC nur durch zwei Colloca-Straftritte zu Zählbarem kam. Zu ging es bereits mit einem deutlichen 31-6 für die Gäste in die Pause.
Nach einigen Wechseln war die Pause dann in Durchgang zwei etwas ausgeglichener und tatsächlich kam der HRC zu Versuchen durch Hakler El Arnous und Innen von der Lohe - auch, weil sich zwischenzeitlich selbst schwäche. Innen Patrick Müller kassierte eine Gelbe, machte dies quasi mit dem Schlusspunkt wieder gut, als er den einzigen Versuch der Gäste in Durchgang zwei erzielte.
Der Sieg der Berliner war dabei nie wirklich in Frage und in der Form will der BRC kommende Woche im Berliner Derby die nächsten Punkte holen. HRC-Kapitän Harvey analysierte im Nachgang: „Wir haben gut gekämpft und 50 Minuten mitgehalten, aber die Hürde war zu hoch, nachdem wir uns in den ersten 30 Minuten gegen einen akkuraten BRC einen zu großen Rucksack aufgebürdet haben“. Trainer Capurro blickt derweil auf die positiven Aspekte, denn diese müsse man kommendes Wochenende mit ins Derby gegen Sankt Pauli nehmen.
Victoria Linden 7-32 RC Leipzig
Leipzig konnte sich im letzten Spiel des fünften Spieltags einen am Ende ungefährdeten Sieg sichern. Beide Mannschaften hatten im Spielverlauf ihre Druckphasen, doch am Ende waren es die Leipziger, die Dank ihrer individuellen Klasse in den entscheidenden Momenten effektiver waren. So konnten in Durchgang eins Außen Mahmoud Alrebdawi und Neuner Esias Kriel die Versuche für Leipzig legen, die zusammen mit einem Straftritt vom Südafrikaner Kriel für eine 13-0 Pausenführung genügten.
Nach der Pause hielt sich Victoria lange im Spiel, bis der eingewechselte Leipziger Louis Czarnecki per Versuch auf 20-0 stellte. Victorias Neuner Jantjies sorgte beim Heim-Anhang mit seinem Solo zum Versuch noch einmal für Hoffnung, doch diese währte nicht lange, denn Leipzig konnte sich gegen Ende durch zwei späte Versuche durch Hakler de Bruyn und Verbinder Deysel sogar noch den Offensiv-Bonus sichern.
Kommendes Wochenende geht es für die Leipziger erneut gegen ein Hannoveraner Team. Dann kommt Tabellenführer Germania zum Spitzenspiel in die Sachsen-Metropole. Für Victoria steht dann das Heim-Derby gegen Hannover 78 an, was für die Zebras keineswegs weniger herausfordernd sein dürfte.
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