Im Norden weiterhin ungeschlagen: Germania List holt sich gegen den RK03 den dritten Sieg mit Offensiv-Bonus in Serie. Foto (c) Janus
Bundesliga-Spieltag Nummer vier bot ein Heidelberg-Derby, bei dem es bis in die Schlussphase spannend blieb, Offenbachs ersten Sieg in der laufenden Bundesliga-Saison, sowie zwei souveräne Auftritte der Top-Teams Frankfurt und Neuenheim im Süden. Im Norden gab es in allen vier Spielen mehr oder minder klare Siege zu verzeichnen, darunter das erste dreistellige Ergebnis der laufenden Saison.
Den Spielplan und Ergebnisse gibt es auf der Webseite von Rugby Deutschland.
Süd/West
München RFC 14-82 Frankfurt 1880
Feststimmung am zweiten Wiesn-Wochenende gab es vor allem im Frankfurter Team, beim amtierenden deutschen Meister, der in der bayerischen Landeshauptstadt trotz langer Anreise einen souveränen Sieg einfahren konnte. Die Gäste vom Main zeigten sich angeführt von Spielmacher Raynor Parkinson stärker und vor allem handlungsschneller.
Nach 15 Minuten kraftraubender Verteidigung konnten die Münchner Frankfurts Neuzugang auf Innen, Sebastian Rodwell, nicht mehr halten und kassierten den ersten Versuch. Keine vier Minuten später machten die 80er daraus einen Doppelschlag, als Außen Schröter für die Gäste nachlegte. Schon nach 30 Minuten war der Bonuspunkt für Frankfurt in der Tasche, als Skelton und Furouka die nächsten beiden Versuche für Rot-Schwarz legten.
Münchens Anhang konnte in Durchgang eins nur einmal jubeln, als Innen Daniele Zapittelli einen sehenswerten Versuch der Blue Lions abschloss. Noch vor der Pause konnte Frankfurt aber durch den starken Achter Skelton zum 40-7 nachlegen, denn der Ex-Italien-Profi war für die Münchner an diesem Nachmittag nicht zu stoppen.
Das Spiel war da mehr oder minder schon entscheiden und auch in Durchgang zwei zeigten sich die Frankfurter souverän, obwohl Coach Byron Schmidt nach und nach zahlreiche Leistungsträger vorzeitig vom Feld nahm. Die Versuche für Frankfurt folgten aber weiter im Minutentakt: Dabei punkteten auch Frankfurts Eigengewächse Lando Backer und Ben Porter sowie der in diesem Sommer von Victoria Linden gekommene Chris Edene für Frankfurt. Der einzige Versuch der Münchener in Durchgang zwei kam dagegen durch Santiago Schiavini zustande.
Frankfurt ist damit dank der besseren Punktedifferenz Tabellenführer vor den ebenfalls perfekt gestarteten Handschuhsheimern. Kommendes Wochenende steht für den Meister das Lokalderby gegen Heusenstamm an, in das die Mannschaft um Spielmacher Parkinson als großer Favorit geht. München muss derweil mit Neuenheim erneut gegen ein Top-Team der Liga antreten.
RG Heidelberg 13-29 TSV Handschuhsheim
Aus Löwensicht war es ein hartes Stück Arbeit und man konnte sich bei den Gästen von der aus RGH-Sicht anderen Neckaseite vor allem über den Bonuspunkt freuen. Doch obwohl es für die Handschuhsheimer den dritten Bonuspunktsieg in Serie gab, war man nicht mit allem zufrieden - nicht zuletzt auch, weil Rob May Mitte des zweiten Durchgangs die Nerven verlor und für einen Schlag vom Feld flog.
Doch der Reihe nach: In Durchgang eins waren die Löwen bemüht, bissen sich aber immer wieder die Zähne an der sauber verteidigenden RGH-Defensive aus. Nur Speedster Josh Gando fand eine Lücke zum ersten TSV-Versuch. Doch die Orange Hearts schafften es noch kurz vor der Pause diese Löwen-Führung zu egalisieren: Ausgerechnet Ex-Löwe Sürer, der das RGH-Spiel auf der Verbinderposition ankurbelte, sorgte kurz vor dem Pausenpfiff für den 8-8 Ausgleich.
Nach der Pause zeigten sich die Löwen dann aber verbessert und in der Schlussphase schließlich auch dominant. RGH-Straftritte von Sürer und Biniak hielten das Spiel lange eng, aber ab dem Versuch des jungen TSV-Verbinders Bechtel kippte das Spiel zusehends in Richtung der Löwen. In der Schlussphase war es Löwen-Lebensversicherung Jaco Otto, der die Gäste mit zwei Versuchen am Ende zum wichtigen Sieg und dem Bonuspunkt knipste.
Die Tabellenführung haben die Löwen zwar damit verloren, jedoch die weiße Weste vor dem Offenbach-Heimspiel behalten. Die RGH wiederum hat ein Auswärtsspiel beim Aufsteiger Köln vor der Brust, bei dem die Orange Hearts Saisonsieg Nummer zwei anstreben.
RK Heusenstamm 24-66 SC Neuenheim
Der Sportclub aus Neuenheim hat die Niederlage in Frankfurt gut verdaut und nur wenige Kilometer entfernt in Heusenstamm einen souveränen Auswärtssieg eingefahren. Nur in der ersten halben Stunde konnten die Füchse die Partie offenhalten, nachdem es bereits in der zweiten Minute einen ersten Nackenschlag durch die Gäste gegeben hatte.
Nach dem Ankick kassierten die Füchse direkt einen Straftritt, den die königsblauen Gäste zu einer Gasse tief in der Füchse-22 kickten. Daraus entwickelte sich der erste SCN-Versuch durch Prop Paul Weiss. Heusenstamms kickender Neuner Pascal Schuster verkürzte per Straftritt, doch schon wenig später steppte sich Nikolai Klewinghaus zum zweiten SCN-Versuch durch und erhöhte selbst auf 14-3.
Zwei weitere Schuster-Straftritte brachten den RKH zwar noch einmal in Schlagdistanz, doch bereits in den letzten Minuten vor der Pause brachte ein Doppelschlag durch Becker und Lammers die Neuenheimer wieder klar in Front. Direkt nach Pausenpfiff ein weiterer Doppelschlag in weniger als drei Minuten, bei dem die Dreiviertelreihe der Gäste tolles Kombinationsrugby zeigte und erneut Lammers und Innen Hoffmann die Versuche legten.
Nach einem weiteren Versuch durch den eingewechselten Erste-Reihe-Stürmer Jakob Schneider machten es sich die Neuenheimer selbst schwer. Dritte-Reihe-Stürmer Aversa, erst im Sommer vom HRK gekommen, flog mit Rot vom Platz. Heusenstamm kam noch einmal auf und erzielte Versuche durch Hakler Henry Leef einmal nach einem Paket und einmal aus kurzer Distanz.
Zu mehr sollte es aber nicht mehr reichen und damit gab es für die Füchse auch keinen Offensiv-Bonus während der SCN in Unterzahl durch Lammers und Alex Klewinghaus in der Schlussphase noch Versuche erzielte und damit den Anschluss an das Spitzenduo Frankfurt/Handschuhsheim hält. Der RKH wiederum muss am nächsten Wochenende beim Meister und Lokalrivalen Frankfurt antreten.
Offenbacher SCR 35-19 RSV Köln
Im Duell der einzigen beiden bisher sieglosen Teams konnte sich Offenbach gegen Aufsteiger Köln durchsetzen. Das Spiel war zunächst ein Duell der Kicker: Offenbachs Esposti Theo Degli erzielte die ersten 15 Punkte der Gastgeber vom Kickhütchen, während Kölns Kapitän, Verbinder und Kicker Justus Gerlach vier Straftritte für die Gäste erzielte.
Offenbachs erster Sieg in dieser Saison gelang gegen Aufsteiger Köln
Doch Offenbach konnte sich auch Dank der individuellen Klasse nach und nach Vorteile erarbeiten. Durch Sam Phiri, Marvin Dieckmann und Giorgi Elisashvili erzielte Offenbach drei Versuche zum, am Ende trotz zweier gelber Kartons für Alexis Luneau und Sam Phiri, klaren Sieg.
Die Gäste aus Köln konnten in der Zwischenzeit noch einmal in das Malfeld eintauchen, das Spiel aber schlussendlich nicht mehr spannend gestalten, auch weil in den entscheidenden Momenten ein wenig die Erfahrung fehlte. Gegen die RGH haben die Kölner daheim die nächste Chance auf den ersten Sieg, während Offenbach in Handschuhsheim antreten wird.
Nord/Ost
Hannover 78 112-0 FC St. Pauli
Nach der enttäuschenden Derbypleite gegen Germania waren die Hannoveraner mit viel Wut im Bauch in dieses Spiel gegangen. Dass die Gäste aus der Hansestadt dann nur mit 16 Spielern an den Maschsee gereist sind, trug dann sein Übriges zu diesem äußerst einseitigen Spiel bei. Hannover 78 spielte über 80 Minuten seinen Stiefel humorlos runter.
Schon im ersten Durchgang erzielten die Gastgeber 50 Punkte, unter anderem durch gut herausgespielte Versuche von Pascal Fischer, Jarrod Saul und Alex Brosowski. Schon zur Pause konnte das 78-Trainerteam dann fünf Wechsel vornehmen und so einigen Leistungsträgern eine Verschnaufpause verschaffen, bevor es nächstes Wochenende zuhause gegen den BRC geht.
Doch die Bank der 78er beschränkte sich nicht darauf, das bereits mit Bonuspunkt gewonnen Spiel zu verwalten. Die frischen Beine legten in Durchgang zwei noch einmal 62 Punkte nach - Versuch um Versuch fiel, ohne dass sich die Paulianer aus dem Klammergriff der Hannoveraner befreien konnten.
Dementsprechend zufrieden zeigte sich 78-Trainer Doehring nach der Partie gegenüber TR: „Wir haben uns heute konstant an unseren Matchplan gehalten und unsere Fehlerquote gering gehalten, daraus resultiert dann auch das Ergebnis.“ Für St Pauli steht kommende Woche das Duell in Leipzig an, was nicht viel einfacher werden dürfte.
SC Germania List 64-10 RK 03 Berlin
Germania List ist derzeit das formstärkste Team im Norden. Nach dem klaren Derbysieg gegen Hannover 78 konnte sich der Tabellenführer auch gegen die bisher sieglosen Berliner einen souveränen Kantersieg sichern. Dabei legten die Männer von Trainer Rainer Kumm direkt in atemberaubenden Tempo los. Nach nur fünf Minuten tauchte Germania-Achter Nico Windemuth zum ersten Versuch ein und in der Folge erlebten die Berliner Gäste 30 Minuten Einbahnstraßen-Rugby.
Mit großen Problemen im Gedränge seitens der Berliner und unglaublich hohem Tempo der Germanen, gab es Versuche durch die Gastgeber im Minutentakt. Dazu dezimierte sich der RK zweimal durch gelbe Karten, die es für technische Vergehen gab. Diesen numerischen Vorteil nutzte das Team um Kapitän Caister par excellence.
Erst kurz vor der Pause fingen sich die Berliner Gäste, die bis dato sehr wenig vom Ball gesehen hatten. Nach fünfzig SCG-Punkten in Folge gelang den Berlinern in Unterzahl ein Lebenszeichen. Doch der Versuch aus kurzer Distanz von Flanker Frank war zur Pause nur Ergebniskosmeitk. Nach der Pause schafften es die Berliner dann das Spiel ausgeglichener zu gestalten.
Außen Jean Gasc, einer von nur vier Berliner Ersatzspielern, konnte mit Versuch Nummer zwei Hoffnung auf einen Offensiv-Bonuspunkt machen. Doch zu diesem kam es nicht, dagegen erzielte Germania, bei der einige Wechsel nach der Pause gemacht wurden, nur noch einen Versuch durch Eigengewächs Theo Schneider.
Für die Germanen geht es nun im Lokalderby gegen Victoria Linden weiter, wo Sieg Nummer vier das Ziel des Teams ist. Derweil steht der RK 03 Berlin im Heimspiel gegen den HRC bereits unter Druck.
Hamburger RC 61-15 TSV Victoria Linden
Auch wenn die Victoria, die derzeit mit Verletzungs- und Visa-Sorgen zu kämpfen hat - laut Verein wartet man derzeit auf drei südafrikanische Spieler, denen von der deutschen Botschaft kein Visum erteilt wurde - hätte wohl kaum jemand ein derart deutliches Ergebnis zwischen dem bisher sieglosen HRC und der Hannoveraner Victoria erwartet.
Besonders in Durchgang eins überliefen die Hamburger ihre Gäste aus Hannover, die mit nur 18 Spielern an die Alster gereist waren und führten beim Pausentee bereits mit 42-5. In Durchgang zwei ging es ein wenig ausgeglichener zur Sache, auch weil sich Hamburg zwischendurch durch Zeitstrafen selbst dezimierte, jedoch scheiterten die Gäste mit nur drei erzielten Versuchen knapp am Offensiv-Bonus.
Bei den Hamburgern freute man sich besonders über das Bundesliga-Debüt von Nick Hill und Simon Lindenberg. Kapitän Lars Dreesen gab im Nachgang zu Protokoll: „Wir haben heute gezeigt, was wir drauf haben. Ein sehr wichtiger Sieg auf den wir jetzt aufbauen können.“ Coach Tomy Capurro zeigte sich ebenso positiv und unterstrich: „Wir müssen noch einiges verbessern, vor allem ist es wichtig, dass wir weiter diese Mannschaft aufbauen, als Familie und dabei in dieselbe Richtung gehen und Spaß haben.“
Für die Hamburger geht es nun beim bisher sieglosen RK 03 Berlin weiter, während der nächste Gegner für Victoria Linden Germania List heißt.
Berliner Rugby Club 41-7 RC Leipzig
Es war auf dem Papier das engste Duell im Norden zwischen zwei Playoff-Teilnehmern der Vorsaison und dennoch war es auf dem Rasen des Hanns-Braun-Stadions im Berliner Olympiapark keine enge Angelegenheit. Die Gastgeber lieferten eine konzentrierte und über weite Strecken dominante Vorstellung ab und das mit dreißig Minuten in Unterzahl durch drei gelbe Kartons im Spielverlauf.
Schon in der Anfangsviertelstunde kam der BRC zu drei schnellen Versuchen, von denen zwei von Innen Jim Becker und einer durch Zweite-Reihe-Stürmer Temur Rudyshin erzielt wurden. Noch vor der Pause war der Bonuspunkt für den BRC eingetütet, als Prop Richard Zehenleitner zum vierten Berliner Versuch über die Linie crashte.
Durchgang zwei war dann deutlich zerfahrener und Berlin spielte fast die gesamte zweite Hälfte in Unterzahl. In dieser Phase kam Leipzig auch zum einzigen Versuch durch den eingewechselten Stürmer Jack Birks. Doch das letzte Wort hatten an diesem Nachmittag äußerst souveräne Berliner, die das Ergebnis durch einen späten Doppelschlag innerhalb von vier Minuten durch Böttcher und Zimmermann in die Höhe schraubten.
Mit dem deutlichen Sieg bleibt der BRC im Norden weiterhin dank der perfekten Bilanz von 15 Zählern aus drei Spielen an der Tabellenspitze - jedoch noch hinter der Germania, die ein noch besseres Punkteverhältnis hat. Kommendes Wochenende steht für den BRC der schwierige Auswärtstrip zu Hannover 78 an. Im Nord-Topspiel haben die Berliner die Chance, ihre Ansprüche zu untermauern, während Leipzig St. Pauli empfängt.
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