Frankreich will den zweiten Sieg und damit die Euphorie im Land weiter steigern. Foto (c) Perlich
Spieltag zwei der Rugby-Weltmeisterschaft 2023 startet bereits heute mit dem Duell des Gastgebers gegen Uruguay. Frankreich will den zweiten Sieg und damit die Euphorie im Land des Gastgebers weiter steigern. Neuseeland will am Tag darauf Wiedergutmachung betreiben, bevor es am Wochenende sechs spannende Duelle gibt, darunter mit Australien - Fidschi ein Duell, das einen absoluten Rugby-Leckerbissen verspricht.
Der Sonntag wartet dann mit drei weiteren Topspielen auf. Im ersten Duell des Tages - Südafrika gegen Rumänien - um 15 Uhr in Bordeaux ist die Favoritenrolle klar verteilt. Die Eichen hatten am ersten Spieltag gegen Irland die bisher höchste Pleite des Turniers kassiert und stehen nun vor der nächsten extrem schwierigen Aufgabe. Das Team um Kapitän Christi Chirica geht als krasser Außenseiter in die Partie. Denn die Springboks rotieren zwar einige Stammkräfte aus dem Team, die Namen derer, die ihre Positionen einnehmen, sind aber nicht weniger beeindruckend. Makazole Mapimpi, im WM-Finale 2019 noch Tryscorer, kommt ebenso in die Partie, wie Vincent Koch, Andre Esterhuizen und Canan Moodie. Damien Willemse übernimmt die Spielmacher-Aufgaben, nachdem er gegen Irland als Schluss gestartet war.
Das zweite Spiel am Sonntag verspricht dann am meisten spielerische Klasse. In Saint-Étienne treffen Australien und Fidschi aufeinander. Nach der dramatischen Niederlage Fidschis gegen Wales müssen die Insulaner nun dringend gewinnen, um noch eine Chance auf den Einzug ins Viertelfinale zu haben. Die Superstars Tuisova und Botia starten dieses Mal, nachdem das Duo gegen Wales noch von der Bank gekommen war. Neuner Lomani wird durch Kuruvoli ersetzt, der ebenso mit den Drua im Super Rugby spielt und die Stars der Australier zu gut kennt. Die Australier wiederum wissen, was auf sie zukommen wird - eine Offensive der Flying Fijians mit dem Messer zwischen den Zähnen. Dem jungen Verbinder Carter Gordon wird der extrem erfahrene Neuner Nic White an die Seite gestellt. Vor allem wird Australien versuchen müssen, das Spiel strukturiert zu halten, sich nicht auf einen offenen Schlagabtausch mit Fidschi einzulassen und auf die Finisher im Team wie Koroibete und den Halb-Fidschianer Nawaqanitawase zu verlassen. Aus Sicht des neutralen Zuschauers wäre aber natürlich genau das sehenswert.
Im letzten Spiel des Sonntags in Nizza treffen Vizeweltmeister England und Japan aufeinander. Beide Kontrahenten haben ihr erstes WM-Spiel gewonnen und ein Sieg wäre schon ein wichtiger Schritt Richtung Viertelfinale. England geht nach der langweiligen, aber effektiven Vorstellung gegen Argentinien favorisiert in das Duell. Mit Courtney Lawes steht ein gelernter Zweite-Reihe-Stürmer auf der Sechser-Position, was für ein erneut sturmlastiges Spiel der Engländer spricht, die mit George Ford bekanntermaßen einen bombensicheren Kicker in ihren Reihen haben. Billy Vunipola, der seine Sperre aus der Vorbereitung verbüßt hat, startet von der Bank. Lewis Ludlam darf auf der Acht starten. Bei den Japanern kehrt mit Achter Himeno ein wichtiger Mann im Sturm zurück, nachdem dieser sich vor dem Chile-Spiel im Warmup eine Blessur zugezogen hatte. Der Gameplan der Japaner muss derweil klar sein: Bei noch immer schwülen 25 Grad muss die mobilere japanische Mannschaft das Spiel schnell halten und sich nicht von Englands Kick-Bombardement einschnüren lassen. Sollte den Brave Blossoms dies gelingen, dürfte der Viertelfinalist der letzten WM eine Chance haben.
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Am Donnerstag um 21 Uhr kann Frankreich gegen Uruguay (LIVE bei ProSieben Maxx & Ran.de) nachlegen und die Euphorie nach dem starken Auftaktsieg über die Neuseeländer noch weiter steigern. Die Südamerikaner konnten bei der letzten WM sensationell Fidschi schlagen, gelten gegen den Gastgeber aber als klarer Außenseiter. Der Kader von los Teros besteht zu einem Großteil aus Spielern des uruguayischen Teams Peñarol aus der südamerikanischen Super Liga Americanas, sowie sieben Frankreich-Legionären, darunter auch Teamkollegen von Eric Marks und Julius Nostadt in der Pro D2. Am ersten Spieltag hatten die Südamerikaner spielfrei und nun geht es in Lille direkt gegen den Turniermitfavoriten.
Frankreich schont einige Topstars, wie Antoine Dupont und Tomas Ramos, der lediglich auf der Bank sitzt. Dafür läuft Anthony Jelonch als Kapitän auf. Dass der Dritte-Reihe-Stürmer überhaupt dabei ist, gleicht schon an ein Wunder, hatte er sich doch noch Anfang des Jahres das Kreuzband gerissen. Sollte Jelonch seine Sache gut machen, könnte er für les Bleus noch wichtig werden bei dieser WM.
Freitag dann treten die All Blacks ebenso um 21 Uhr in Toulouse gegen Namibia an, den klaren Underdog in Gruppe A. Ein Sieg ist für den dreifachen Weltmeister Pflicht, zumal nach der allerersten Niederlage in einem WM-Gruppenspiel überhaupt gegen Frankreich eine Woche zuvor. Ardie Savea wird die All Blacks als Kapitän aufs Feld führen, Damian McKenzie wird für eine überragende Super-Rugby-Saison für die Chiefs mit einem Starteinsatz als Verbinder belohnt. Leicester Fainga’anuku und Caleb Clarke sind auf den Außen. Richie Mo’unga, Aaron Smith und Rieko Ioane sind zunächst nur auf der Bank.
Für Namibia wäre ein Ergebnis besser als das 14-58 vor acht Jahren bei der WM in England bereits ein Erfolg. Die Welwitschias haben einige Auslandsprofis bei Topklubs, wie Hakler van Jaarsfeld in der Top 14 bei Bayonne, oder Flanker Richard Hardwick von den Melbourne Rebels. Kapitän Johan Deysel hatte 2015 gegen die All Blacks gepunktet und spielt sein Vereinsrugby nur wenige Kilometer vom Spielort, beim Toulouser Vorortklub Colomiers, bei dem Chris Hilsenbeck lange aktiv war. Ein erneuter Versuch des Innen würde in Toulouse sicherlich besonders laut bejubelt.
Am Samstag gibt es dann direkt drei Spiele zu sehen. In Bordeaux steigt die erste Partie Chile vs Samoa. Bei diesem Duell sind die Samoaner die klaren Favoriten, erst recht seitdem das Team mit Christian Leliafano einen Weltklasse-Verbinder erhalten hat. Doch auch Chile ist keineswegs zu unterschätzen, wie die Südamerikaner bei ihrem WM-Debüt vorige Woche in Toulouse zeigten, als sie die Japaner lange in Schach gehalten haben.
Im zweiten Samstagsspiel kann Wales seinen nächsten Sieg einfahren. Nach der Hitzeschlacht von Bordeaux, welche die Waliser im Duell mit Fidschi mit viel Glück über die Zeit bringen konnten, wartet mit Portugal das vermeintlich schwächste Team der Gruppe. Für den Favoriten läuft eine erfahrene Mannschaft auf, unter anderem mit Leigh Halfpenny als Schluss und Kicker, sowie Gareth Anscombe auf der Verbinderposition. Jedoch dürfte besonders die dritte Sturmreihe der Waliser mit den sehr erfahrenen Lydiate und Faletau für Portugal zum Problem werden. Die Portugiesen wiederum benötigen schnelle Rucks, um ihr Tempospiel aufzuziehen - es wäre dem Adler-Konkurrenten in der Rugby Europe Championship zu gönnen, eine gute Visitenkarte für die vermeintlichen Six Nations B abzugeben.
Das Abendspiel wird dann zwischen Irland und Tonga ausgetragen. Jonathan Sexton führt die irische Mannschaft, in der kein einziger der Topstars geschont wird. Denn beim Weltranglisten ist man sich darüber im klaren, dass Tonga keineswegs Laukundschaft ist. Schon bei der letzten WM hatten die Insulaner um Haaresbreite Frankreich geschlagen und haben nun mit Malakai Fekitoa und Charles Piutau zwei absolute Weltklassespieler in der Hintermannschaft, sowie mit Augustine Pulu einen Neuner, der auch dank seiner Erfahrung bei den All Blacks 7s das Spiel jederzeit beschleunigen kann.
Tonga wird vor allem mit dem Druck der Iren im Sturm klarkommen und bei den Standards möglichst Parität herstellen müssen - denn ohne saubere Bälle können auch die Weltklassespieler, wie die beiden Ex-All-Blacks in der Tonga-Hintermannschaft nichts anstellen. Sollten die Seeadler aber einmal ins Spiel kommen, können sie auch die irische Hintermannschaft unter Druck setzen. Dass Tonga am ersten Spieltag kein Duell hatte, könnte sich als Vor- und Nachteil erweisen. Das Team wird frisch in dieses Spiel gehen, jedoch auch ohne echten Rhythmus. Ob Irland sich in Nantes mit seinem dynamischen Phasenspiel und starken Sturm ohne größere Probleme durchsetzen wird können, wird spannend zu sehen sein.
Am Sonntag folgen dann drei weitere Spiele: Südafrika vs Rumänien, Australien vs Fidschi und England vs Japan. Weitere Informationen zu diesen Duellen folgen am Freitag, wenn die Aufstellungen bekannt sind.
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