Frankfurt 1880 bleibt das Maß aller Dinge in der Bundesliga. Foto (c) Seufert-Chang
Der zweite Spieltag der Rugby-Bundesliga hatte gleich zwei absolute Topspiele zu bieten. Im Re-Match des Endspiels der Vorsaison setzte sich Frankfurt 1880 überraschend deutlich gegen den Neuenheimer Sportclub durch. Währenddessen gelang Germania List im Hannover Derby die Überraschung - gegen die in den letzten Jahren im Derbysieg dominanten 78er sicherten sich die Rugger von der SCG einen Kantersieg.
Nord / Ost
Hannover 78 24-42 SC Germania List
Was für ein Hannover-Derby. Schon lange konnten die Germanen aus List keinen derart deutlichen Sieg mehr gegen ihren Erzrivalen vom Maschsee einfahren, wie an diesem Samstag bei hochsommerlichen Bedienungen. Von der ersten Minute an zeigte das Team um Wolfpack-Star Niclas Koch Spielfreude und viele starke Kombinationen.
Schon in den ersten zehn Minuten gelang den Germanen ein Doppelschlag. Flanker Majoni tankte sich zum ersten Versuch durch, bevor eine großartige Kombination zu Versuch Nummer zwei durch Dietz führte. Hannover 78 fand keinen richtigen Zugriff zum Spiel und konnte sein gewohntes Phasenspiel über viele Stationen gar nicht erst aufziehen. Germania dagegen konnte durch Felix Hufnagel Mitte der ersten Hälfte nachlegen und Versuch Nummer drei erzielen.
Erst als Germania sich durch zwei gelbe Kartons für Windemuth und Friedrichs in kurzer Folge selbst schwächte, fand Hannover 78 zur Halbzeit erstmals den Wegs ins SCG-Malfeld. Routinier Benny Simm verkürzte mit der Brechstange. Nun wurde es ein offeneres Spiel und Daniel Koch nahm weitere Punkte vom Tee mit, bevor Alex Brosowski per erhöhtem Versuch erneut für 78 verkürzte.
Doch an diesem Nachmittag sollten sich die Germanen ihren Derbysieg nicht nehmen lassen. In einer vogelwilden Schlussphase mit erschöpften Stürmern auf beiden Seiten folgten Versuche auf beiden Seiten: Erst für 78 durch Tobias Haase, dann für Germania-Kapitän Caister, dann wiederum durch 78-Neuner Jan Piosik.
Unter dem Strich stand am Ende ein verdienter Bonuspunktsieg für die Germanen, die seit Jahren auf einen derartigen Triumph im Derby gewartet hatten und nun mit der Tabellenführung belohnt werden.
RC Leipzig 24-18 Hamburger RC
Für die Gäste lief es zunächst gar nicht - nach Problemen mit der deutschen Bahn und einer verspäteten Anreise dürfte die erste Spielminute dieses Bundesliga-Duells in Leipzig-Stahmeln wie ein schlechtes Déjà-Vu gewirkt haben. Nach der deutlichen Pleite vorige Woche in Hannover bei Germania startete der Nachmittag für den HRC denkbar schlecht. Direkt in der ersten Minute tanzte sich Leipzigs Pule Sibiya durch die Gästeabwehr und legte den ersten Versuch.
Hamburg konnte durch einen Köhnlein-Straftritt verkürzen, kassierte dann aber wenig später zwei weitere Leipziger Versuche durch Innen Vermeulen und Verbinder Deysel und das nach nur einer Viertelstunde. Beim Stand von 21:3 hätte man mit einer erneut deutlichen Pleite rechnen können, doch Hamburg biss sich nun fest und schaffte es zunächst Leipzig den Rest der ersten Halbzeit vom eigenen Malfeld fernzuhalten.
Als Leipzigs Neuner sich dann einen gelben Karton abholte und die Hamburger zum Start des zweiten Durchgangs in Überzahl spielten, nutzte der HRC seine Chance. Kannegießer fand die Lücke und verkürzte per Versuch. Leipzig konnte wenig später durch den wieder auf dem Feld stehenden Kriel per Straftritt auf 24-8 erhöhen, doch in der Schlussphase war Hamburg spielbestimmend.
HRC-Prop Koch wuchtete sich dann zum zweiten HRC-Versuch über die Linie und dank eines weiteren Straftritts war plötzlich sogar der Sieg in Reichweite. Doch Leipzig verteidigte die letzten Minuten mit allem, was man hatte und rettete den knappen Sieg. Hamburg wurde für den Aufwand immerhin mit einem Defensiv-Bonus belohnt und hat sich nach der sehr deutlichen Pleite zurückgemeldet.
HRC-Coach Capurro lobte seine Männer und erklärte gegenüber TR: „Wir haben nicht gut angefangen, haben uns aber nie aufgegeben und haben über Strecken das Rugby gezeigt, das wir spielen wollen und waren am Ende nah am Sieg dran!“
RK 03 Berlin 15-16 TSV Victoria Linden
Für die Berliner ist es der schlechtestmögliche Start in die neue Saison. Zwei Spiele, eine Punktedifferenz von -3 und zwei knappe Niederlagen. Dabei war diese Heimpleite noch einmal dramatischer, als die in der Vorwoche. Ein Straftritt von Victoria-Neuner Ethan Jantjies in der Nachspielzeit entschied dieses Duell.
Nach einem Versuch von Laurin Sander waren die Gäste in einem hart geführten Spiel zunächst in Führung gegangen. Doch der Konter durch RK-Innen Dobslaw folgte postwendend und in Durchgang zwei konnte sich der RK dann eine 15:8 Führung erarbeiten, nachdem Prop Oliver Haase aus kurzer Distanz über die Linie crashte.
Die Schlussphase sollte dann brisant und kontrovers werden. Zunächst gelang Victoria der Anschluss durch Prop Lammers. Wenig später kassierten die Gäste dann aber einen Platzverweis für einen Schlag von Marvin Brömer, was den Gastgebern hätte in die Hände spielen sollte. Jedoch leistete sich der RK in Form von Stürmer Konstantin Müller Rettstatt selbst noch eine Undiszipliniertheit, die zu einer Gelben und dem Straftritt in der Nachspielzeit führte, der das Spiel entschied.
Berliner RC 52-24 FC St. Pauli
Der BRC gewinnt auch das zweite Spiel der noch jungen Saison deutlich und mit Bonuspunkt. Doch die am vorigen Wochenende siegreichen Paulianer konnten sich auch an diesem Wochenende belohnen und zwar mit einem Offensiv-Bonus für vier Versuche. Der BRC ließ über weite Strecken seine Muskeln spielen, bot den Gästen aber nach Geschmack des BRC-Trainerteams zu viele Lücken.
Nach dem freien Wochenende wartet dann auf den BRC mit Leipzig der erste Gegner mit Playoff-Ambitionen und dafür will man beim Vorjahreszweiten gewappnet sein. Sankt Pauli wiederum hat mit Hannover 78 die nächste harte Aufgabe vor der Brust.
Süd/West
SC Frankfurt 1880 32-15 SC Neunheim
Es war ein Spitzenspiel, das nur in der ersten Hälfte des ersten Durchgang eins ein enges war. Neuenheim gelang es den frühen ersten Versuch der 1880er durch einen Versuch und einen Straftritt zu kontern. Doch die 8-7 Führung nach rund 20 Minuten sollte die letzte dieses Spiels sein, welches gleichzeitig das Re-Match des letzten Bundesliga-Endspiels war.
Denn noch vor der Pause konterte 1880 und 18 unbeantwortete Punkte: Erst per Paket, dann zwei Mal per Straftritt durch Edo Stella und schließlich war es Fraser Hastie, der einen schönen Angriff mit dem Pausenpfiff ins Malfeld trug. Nach der Pause dann zunächst etwas Leerlauf, da beide Teams dem hohen Tempo und den hohen Temperaturen Tribut zollen mussten.
Frankfurt gelang dann aber nach zehn gespielten Minuten der erhoffte Wirkungstreffer. Erneut war das Paket der 1880er zu stark für den Gästesturm. Der späte Versuch des SC Neuenheim zum Endstand war dann nur noch Ergebniskosmetik, nachdem die Frankfurter über weite Strecken einen dominanten Auftritt gezeigt hatten und damit auch in diesem Jahr der Topfavorit auf den Spitzenplatz in der Südstaffel sein dürften.
RK Heusenstamm 34-10 RSV Köln
Erstaunlich deutlich konnte sich der RK Heusenstamm im ersten Spiel der Saison gegen Aufsteiger Köln durchsetzen. Die Gäste hatten den frühen ersten Versuch der Heusenstammer ausgeglichen, aber dann nicht mehr nachlegen können. Zur Halbzeit hatten Beaufort, Höhmann und Polheim dem RKH schon eine 19-5 Führung beschert. Kölns Versuch durch Dreyer war nicht erhöht, der Ball klatschte vom Gebälk ab.
Der Offensiv-Bonus war dann für Heusenstamm Dank eines Pakets eingetütet, bevor Köln in Durchgang zwei erneut verkürzen konnte. Doch die Füchse spielten die Partie in der Schlussphase routiniert zu Ende und legten mit einem Cross-Kick durch Cloppenburg noch den schönsten Versuch des Tages. Für die zuletzt so gebeutelten Heusenstammer ein wichtiger Befreiungsschlag, während die Lernkurve für die Kölner in Liga eins steil ist.
TSV Handschuhseim 85-5 RSV Köln
Der eine oder andere Löwenfan dürfte sich nach wenigen Minuten gefragt haben, was denn hier los ist. Der MRFC ging nach nur wenigen Zeigerumdrehungen mit 5:0 in Front, nachdem Wirtz mit einem sehenswerten Kick bedient wurde. Doch diese fünf Zähler sollten die einzigen sein, die an diesem Nachmittag durch die Gäste aus Bayern erzielt wurden.
Der junge Löwenkapitän Justin Renc hatte schon wenig später die passende Antwort nach schöner Kombination parat und in den folgenden Minuten war es nur noch Einbahnstraßenrugby, das es im Lions Park zu sehen gab. Schon mit dem Pausenpfiff hatten die Hanschuhsheimer sich eine 36:5 Führung erarbeitet.
Nach dem Pausenpfiff kam es dann noch dicker für die Gäste, denn der TSV konnte frische Kräfte von der Bank bringen, die noch einmal mehr Dynamik ins Spiel brachten. Dazu war die Überlegenheit der Gastgeber bei den Standards drückend. Im Minutentakt fielen die Versuche und am Ende stand ein hochverdienter Sieg des TSV zu Buche. Während Handschuhsheim übernächste Woche ins Derby bei der RGH geht, folgt für die Münchner das nächste Spiel gegen ein Spitzenteam - Frankfurt 1880 ist zum Wiesenauftakt zu Gast und sicherlich nicht in der Lauen Geschenke zum Oktoberfest zu machen.
Offenbacher SCR 18-37 RG Heidelberg
Der RGH gelang die wohl größte Sensation am Wochenende und das auswärts beim Playoff-Kandidaten Offenbach. Es war ein hitziges Duell und das lag bei weitem nicht nur an den hochsommerlichen Temperaturen. Beide Teams wollten sich rein gar nichts schenken und gingen mehrmals über die Grenze des Lelagen, was in zwei gelben Karten für die RGH und eine Rote für die Offenbacher resultierte. Onisimo Seremaia schwächte sein Team, das in Unterzahl Probleme mit den flinken Orange Hearts hatte.
Offenbachs Spielertrainer Haase analysierte im Nachhinein: „Wir haben nie richtig ins Spiel gefunden.“ Neben der nun anstehenden Sperre für Ex-Wolfpack-Spieler Seremaia fällt mit Marvin Dieckmann ein weiterer wichtiger Spieler für Offenbach aus. Marvin Dieckmann zog sich eine Knöchelverletzung zu. Man müsse vor allem an der Koordinierung und Zusammenarbeit als Team arbeiten, so die Analyse von Spielertrainer Haase gegenüber der Offenbach Post.
Die RGH wiederum hat sich mit diesem Bonuspunktsieg zurückgemeldet, nachdem Offenbach in der vorigen Saison klar die Nase vorne hatte. Der Blick des Teams von Mustafa Güngör kann nun wieder nach oben gehen. Der nächste harte Test wartet am übernächsten Wochenende, wenn es im HD-Derby gegen den TSV Handschuhsheim geht.
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