Wie geht es weiter in der Rugby-Bundesliga?
An diesem Wochenende kommt der Rugby-Bundesligaausschuss zusammen und wird über die Zukunft des deutschen Vereins-Rugby im Fünfzehner der Herren entscheiden. Nachdem im Vorfeld bereits einige Informationen durchgesickert waren (TR berichtete), dürften nun richtungsweisende Entscheidungen getroffen werden. Es dürfte kontrovers werden und hoffentlich am Ende auch konstruktiv im Sinne des deutschen Rugbys.
Die Entscheidungen, die Deutschlands Rugby-Klubs aus den beiden oberen Ligen an diesem Wochenende zu treffen haben, werden richtungsweisend sein und weitreichende Konsequenzen haben. Angesichts vieler Probleme besteht Reformbedarf im deutschen Oberhaus, darüber gibt es eigentlich bei niemandem Zweifel.
Dass ein Traditionsklub nicht zu einem Viertelfinale um die deutsche Meisterschaft antritt, nachdem im Vorjahr ein anderer Bundesligist in der laufenden Saison aufgehört hat zu existieren, ist dabei nur die Spitze des Eisbergs. Bei zahlreichen Vereinen gibt es seit dem Ende der Corona-Pandemie Personalprobleme und selbst bei Großklubs mit hunderten Mitgliedern ist die Personaldecke erstaunlich dünn.
Nicht weniger Jugend sondern mehr
Nun angesichts dieser Entwicklung eine Lockerung der Anforderungen im Jugendbereich zu fordern, wie es als Reaktion in den Kommentaren unter unserer Meldung über die RBA-Sitzung gefordert wurde, wirkt da schon absurd. Wie kurzsichtig dies ist, zeigen einige prominente Klubs der letzten Jahre, die innerhalb weniger Jahre von Meisterwürden in der Unterklassigkeit gelandet sind oder gar nicht mehr am Spielbetrieb teilnehmen.
Nicht weniger Jugend, sondern mehr muss die Losung sein - sonst ist jegliche Entwicklung an der Spitze auf mindestens wackligen Fundament. Auch muss man von Erstligisten erwarten können, Jahr für Jahr die Lizenz rechtzeitig zu beantragen, die fällige Gebühr rechtzeitig zu entrichten und Schiedsrichter zu stellen.
Aber all dies sollte eine Selbstverständlichkeit sein, da diese Anforderung im Vergleich zu unseren Nachbarländern und anderen Sportarten eine vergleichsweise niedrige Schwelle darstellen.
Eingleisig oder weiter in Nord und Süd getrennt?
Vielmehr wird es nun um die Frage gehen, wie die erste und zweite Liga künftig strukturiert sein wird und wann die Saison ausgespielt werden sollte. Da gehen die Meinungen auseinander und wenn man mit den Entscheidungsträgern der Vereine spricht, stellt sich kein einheitliches Bild heraus.
Einige Topklubs sind für, andere gegen die eingleisige Bundesliga. Sicherlich würde diese die Leistungsdichte an der Spitze erhöhen und die zweite Bundesliga stärken. Jedoch wäre dies mit logistischen Herausforderungen verbunden, die manch knappes Budget sprengen könnten.
Die Diskussion um den Rahmen-Kalender und die Saison im Jahresrhytmus dürfte mindestens ebenso kontrovers werden, da auch hier kein einheitliches Meinungsbild herrscht. Die unterschiedlichen klimatischen Bedingungen sowie die gestaffelten Sommerferien-Termine sorgen für verschiedene Interessen.
Jedoch steht Deutschland mit einer Saison vom September bis in den Juli im internationalen Vergleich ziemlich alleine dar. Einige Länder mit ähnlichen Voraussetzungen, wie Rugby-Deutschland, teilen die Saison in Vereins-Rugby und anschließende Wettbewerbe zwischen Regionalauswahlen auf.
Konkurrierende Vorschläge von RBA und Vereinen
Schon jetzt steht fest: Es wird konkurrierende Vorschläge, sowohl vom RBA-Vorstand, als auch von mehreren Klubs geben. Die Diskussion wird aller Voraussicht nach lebhaft werden und man kann nur auf einen sinnvollen Kompromiss hoffen. Dazu werden manche Vereinsvertreter ihre Partikularinteressen zurückstellen müssen und zum Wohl des deutschen Rugbys entscheiden.
Das könnte bedeuten freiwillig auf das Label „erstklassig“ zu verzichten, weitere Anreisen in Kauf zu nehmen, oder mehr in die Jugend zu investieren, statt auf kurzfristige Erfolge zu schielen. Es geht immerhin um die Zukunft des deutschen Rugbys, nicht mehr und nicht weniger.
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