Eine Bundesliga ohne Meister Frankfurt 1880? Ein RBA-Schreiben hatte dieser Tage für Aufsehen gesorgt. Foto (c) Seufert-Chang
Anfang September soll sie eigentlich wieder starten, die Rugby-Bundesliga. Ob, in welcher Form, mit welchen Teams und auch wann dies passiert ist dieser Tage nicht ganz klar. Denn einerseits haben zahlreiche Vereine die Lizenzbedingungen nicht erfüllt und andererseits wird es an diesem Wochenende eine eventuell schicksalsträchtige Sitzung des Rugby-Bundesligaausschusses geben, in dem die Zukunft der ersten und zweiten Bundesliga diskutiert und bei der über weitreichende Reformen abgestimmt wird.
Als das Schreiben des Rugby-Bundesligaaausschusses gegen Ende der vergangenen Woche in den sozialen Medien und Chatgruppen die Runde machte, war die Verwunderung groß. Laut diesem haben nur sieben der 16 Vereine der Rugby-Bundesliga die Lizenz für die kommende Saison erhalten. Neun bisherige Erstligisten fehlten in der Auflistung gänzlich - darunter Meister Frankfurt 1880, sowie unter anderem die Hannoveraner und Berliner Klubs.
Was es damit auf sich hat, erfahren wir bei TR im Gespräch mit dem Vorsitzenden des Rugby-Bundesligaauschusses, Kai Nagel. Dieser gibt frustriert zu Protokoll, dass nach jahrelangem Tolerieren von Missständen nicht einmal die Hälfte der Bundesligisten die unveränderten formalen Anforderungen erfüllt: vor allem Fristversäumnisse bei der Beantragung der Lizenz, aber auch zu wenig Nachwuchsspieler, zu wenig Schiedsrichter, oder schlicht die nicht überwiesene Lizenzgebühr - all dies habe zu dieser Auflistung geführt.
Spieler müssen sich auf dem Rasen an die Regeln halten - Vereine sollten dies ebenso müssen
„Wir erwarten von den Spielern, dass sie auf dem Rasen die Regeln einhalten, dann kann man das von den Vereinen ebenso erwarten“, so Nagel weiter. Schließlich sei man nicht im Fußball, sondern im Rugby, wo man immer wieder die eigenen Werte betone. Ausreden hat es und gibt es weiterhin zur Genüge und ein Verein hat bereits ein siebenseitiges Schreiben durch einen Anwalt aufsetzen lassen.
Ob es nun tatsächlich zu einem derartigen Kahlschlag kommen wird, steht noch nicht fest. Denn in die kommenden Sitzung des Rugby-Bundesligaausschusses am Samstag gehe man mit zahlreichen Reformvorschlägen. „Wir werden Vorschläge machen und sind offen gegenüber allen Lösungen“, wie Nagel gegenüber TR unterstreicht. Bis heute sei eines der Probleme, dass man die zweite Stufe der Bundesligareform nie vollends umgesetzt habe.
Bundesliga künftig wieder eingleisig?
Deshalb werde man den Vereinen nun vorschlagen, die Bundesliga wieder eingleisig zu organisieren und zwar mit maximal zehn Teams. Das hätte auf den ersten Blick einige Vorteile: Die Leistungsdichte an der Spitze würde sich erhöhen und die zweite Liga würde leistungstechnisch gestärkt. Gleichwohl kämen, wie es bis zum Jahr 2012 der Fall war, erhebliche Reisekosten auf die Teilnehmer zu.
Von München nach Berlin oder Hamburg wäre ein Auswärtsspiel ohne Übernachtung utopisch. Die entsprechenden Kosten waren damals eines der Argumente für die Aufteilung in regionale Staffeln. Wer kommende Saison in der eingleisigen ersten Liga spielen würde, müsste ebenso noch determiniert werden, was sich aufgrund des Nord-Süd-Gefälles keineswegs einfach gestalten dürfte.
Kalenderjahr oder Herbst bis Sommer, wie bisher?
Darüber hinaus will der RBA-Vorstand die Umstellung der Saison auf das Kalenderjahr vorschlagen. Dass die Sommerpause kürzer ist, als die Winterpause hatte vor wenigen Wochen bereits Meistertrainer Byron Schmidt kritisiert. Der Übergang würde bedeuten, dass in diesem Herbst keine Ligaspiele stattfinden könnten - eine Art Pokalwettbewerb könnte da Abhilfe schaffen.
Was auch immer von den Vereinen der ersten und zweiten Liga am Samstag beschlossen werde, zumindest müsse man sich künftig an die selbst auferlegten Regeln halten. Zumal diese ab dem kommenden Jahr, wie vor sechs Jahren beschlossen, die Vorgaben im Bereich Nachwuchs noch verschärfen. In erster Linie dürfe niemand mehr das Thema Jugendarbeit schleifen lassen. Vereine, die ohne eigene Nachwuchsarbeit Meister werden, so Nagels Auffassung, würden den Sport nicht weiter bringen.
Die Rolle der Rugby-Bundesliga beschreibt RBA-Chef Nagel als die eines „Dienstleisters“. Einerseits als Talentepool für die Nationalteams, aber andersherum auch als sportliches Ziel für die Nachwuchsspieler der Vereine. Dann könne die Bundesliga dazu beitragen, dass der ovale Ballsport in Deutschland künftig weiter wächst.
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