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Große Ambitionen & nachhaltige Entwicklung - was Regionalligist Oranienburg mit neuen Startrainer
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Donnerstag, 13. Juli 2023

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Der neue Startrainer der Oranien Raptors.

Vorletzte Woche machte ein Regionalligist aus Brandenburg mit einer spektakulären Trainer-Neuverpflichtung die Rede. Die Oranien Raptors hatten verkündet, dass der ehemalige Trainer der Cardiff Blues, John Mulvihill, künftig als Sportdirektor und Trainer für die sportlichen Geschicke des noch sehr jungen Klubs zuständig sei. Wir haben uns mit den Klub-Verantwortlichen über die Verpflichtung und die ambitionierten Ziele des Vereins unterhalten.


Als John Mulvihill vor fünf Jahren vom japanischen Topklub Honda Heat zum URC-Profiklub Cardiff Blues nach Wales wechselte, wurde er in der ausführlichen Meldung der britischen BBC als „erfahrener Coach“ beschrieben, dem es immer wieder gelungen sei, "aus Nachwuchstalenten starke Spieler im Herrenbereich zu formen“.

Fünf Jahre später heuert der Australier, der bereits im Coaching-Team der weltberühmten Barbarians mitwirken durfte, nun ausgerechnet in Deutschland an. Und zwar bei einem Klub, den es erst seit wenigen Jahren gibt und der kommende Saison überhaupt zum ersten Mal eine Herrenmannschaft in der Regionalliga Nordost stellen wird.

 

Bisher waren die Raptors ausschließlich im Jugendbereich aktiv und dort erfolgreich

Die Rede ist vom Rugby Club Oranien Raptors, dem erst sechs Jahre alten Verein aus der Brandenburger Region Oberhavel nördlich von Berlin, der bereits diesen Sommer an der 200-Mitglieder-Grenze kratzt. Bisher hatte der noch junge Klub vor allem mit toller Jugendarbeit auf sich aufmerksam gemacht, insbesondere mit dem Nachwuchs-Turnier Raptors Cup, bei dem zuletzt 40 Jugend-Teams antraten.

Doch wie kann ein fast neuer Verein aus einer nur 40.000 Einwohner zählenden Kleinstadt einen derartig hochkarätigen Trainer verpflichten, der bereits mit Stars wie David Pocock, Sam Warburton und Josh Adams zusammen gearbeitet hat? Was für ein Konzept steckt hinter diesem Transfer?

Auch die Öffentlichkeitsarbeit ist für einen derart jungen Klub sehenswert

Eine alte Verbindung verhalf den Raptors zum Star-Trainer

Wie der heutige 2. Vorsitzende der Raptoren Carsten Stamm gegenüber TR erläutert, waren es lange Verhandlungen und eine Verbindung, die ihren Anfang vor weit über zehn Jahren nahm. Damals spielte Stamm als Gedrängehalb in der zweiten Rugby-Bundesliga für den benachbarten RU Hohen Neuendorf zusammen mit einem Australier, der wiederum mit Mulvihill vertraut ist.

Dieser war zuletzt nach seinem Engagement bei den Cardiff Blues als Headcoach in der professionellen russischen Liga bei CSKA Moskau tätig, wo er 2021 anheuerte und zuletzt aufgrund der Umstände nach einem neuen Tätigkeit suchte. Man habe den erfahrenen Profitrainer als Sportdirektor und Headcoach verpflichten können, weil sich die „Visionen und Ziele decken“, wie Stamm im Gespräch mit TR erläutert.

 

Der Fokus soll auf der Jugendarbeit bleiben

Denn die Oranien Raptors, die auch dank eines Sponsorenpools und viel ehrenamtlichen Engagements bereits über Mittel verfügen, die so in der Regionalliga selten zu finden sind, wollen in erster Linie ihre vielen Jugendspielern zu gestandenen Rugbyspielern formen. „John hat dahingehend bereits fertige Konzepte und unglaublich viel Erfahrung“, wie Stamm weiter erläutert.

Diese setzt er nun auf der Anlage um, die malerisch direkt hinter dem Oranienburger Schloss liegt. Dabei soll die Jugendarbeit, die sich bisher vor allem auf drei Schulen in der direkten Umgebung konzentriert, noch einmal dramatisch erweitert werden. Schon jetzt hat der junge Klub Teams von der U8 hoch bis zur U18 und ab kommender Saison ein Herren-Fünfzehner und ein Frauen-Siebener-Team.

Neben Mulvihill verstärkt sich der Oranienburger Klub derweil auch mit zwei Rugby-erfahrenen Trainern, die über ein freiwilliges soziales Jahr nach Oranienburg kommen. Beide entlasten die bisher rein ehrenamtlichen Helfer und dürften kommende Saison auch für das Herren-Team des Klubs auflaufen.

Jedoch schließt der Co-Vorsitzende Stamm, der auch mehrere Jugend-Jahrgänge trainiert, explizit aus, dass man Spieler mit Geld nach Oranienburg locken wolle. Man orientiere sich eher am Modell SC Frankfurt 1880, oder am RK 03 aus dem nicht weit entfernten Berlin und nicht an den gescheiterten Berliner Grizzlies, die in ihren letzten Jahren den Platz der Raptors für ihre Bundesliga-Spiele genutzt hatten.

 

Nachhaltigkeit und Charakterentwicklung

Nachhaltigkeit sei das oberste Gebot des Handelns in der atemberaubenden Entwicklung des Klubs. So wird Sportdirektor und Coach Mulvihill auch samt Familie nach Oranienburg ziehen, da das Engagement langfristig ausgelegt sei. Darüber hinaus sei die „Charakterentwicklung“ der Nachwuchsspieler ein wichtiges Ziel.

Lediglich Leistung auf dem Platz zu zeigen ist dem studierten Sozialpädagogen Stamm zu simpel - man wolle den familiären Charakter des Klubs in allen Facetten beibehalten.  „Wer die Basics des Sports kann und ein Rugby-Herz hat, wird von sich aus zum Gewinner auf dem Rasen“, so Stamm weiter.

Wo die sportliche Zukunft des nun neu formierten Herren-Teams liege, werde sich zeigen. Man spiele nicht in erster Linie um höherklassig zu werden, gleichwohl würde man eine solche Entwicklung auch nicht herauszögern. Langfristig ließe sich, so ist der Konsens bei den Raptoren, der Rugbysport in der Region nur in den oberen Spielklassen besser etablieren und da gehörten schließlich gut ausgebildete Spieler auch hin.

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