Für die RD-Frauen war es die Heimpremiere in Hamburg. Foto (c) Perlich
Es war ein Abschlusstag bei den Hamburg 7s, den viele in der Hansestadt und darüber hinaus so schnell wohl nicht vergessen werden. Gut 2000 Zuschauer erlebten am dritten Turniertag im Sportpark Steinwiesenweg spektakulären Sport, eine tolle Stimmung, Bombenwetter und deutsche Teams, die für einen sehr versöhnlichen Abschluss einer Saison mit Höhen und Tiefen sorgten. Die deutschen Frauen verpassten dabei als Achte der Gesamtwertung knapp die historische erstmalige Qualifikation für die World Rugby Challenger Series, die Herren qualifizierten sich als Fünfter in Hamburg und Gesamt-Siebenter der EM-Serie erneut für diesen Wettbewerb um den Aufstieg in die Sevens World Series.
„Ich denke, bis auf diesen Ausrutscher gegen Großbritannien zum ungünstigsten Zeitpunkt war das die vielleicht beste Turnierleistung eines deutschen Teams in den letzten Jahren“, konstatierte Vorstand Leistungssport Manuel Wilhelm. „Leider schlägt sich das nicht im Endergebnis nieder. Aber die Jungs, die mit uns diesen harten Umbruch mitmachen, haben eine sensationalle Leistung gezeigt, und das macht wirklich Hoffnung für die Zukunft. Das gleiche gilt im Prinzip für die Frauen, die die Challenger Series wirklich nur knapp verpasst und die eine tolle Saison gespielt haben. Jetzt gilt für beide Teams, den den eingeschlagenen Weg weiter zu beschreiten, und dann spielen wir bei der nächsten EM, hoffentlich dann wieder in Hamburg, womöglich um einen Henkelpott mit.“
Die deutschen MÄNNER hatten die herbe Enttäuschung vom Vortag, als man nach einer 19:0-Führung gegen Großbritannien in der letzten Sekunde noch mit 19:21 verloren hatte, offenbar gut abgeschüttelt. Im Halbfinale der Runde um die Plätze fünf bis acht war Italien gegen das Wolfpack nahezu chancenlos. Felix Hufnagel, Tim Lichtenberg und Jakob Dipper – erhöht von Nikolai Klewinghaus – hatten mit ihren Versuchen bis zur Halbzeit bereits ein 17:0 herausgespielt. Italien konnte dann zwar verkürzen, doch erneut Dipper in seiner unvergleichlichen Art mit Sidesteps und Blitz-Antritt und Philip Gleitze sowie Kicker Bastian van der Bosch schraubten das Ergebnis noch auf 31:5 herauf. Nach diesem Erfolg war bereits sicher, dass das Wolfpack für die kommende Challenger Series qualifiziert ist.
Im Spiel um Platz fünf wartete dann Portugal, und wieder legte Rugby Deutschland furios los. Dipper und Niklas Koch besorgten eine 12:0-Führung, die Iberer antworteten mit einem Versuch zum 5:12-Pausenstand. Nach dem Seitenwechsel ließ Philip Gleitze gleich zwei Gegner stehen und erlaubte so Niklas Koch, seinen Versuch zu erhöhen. Portugal antwortete erneut, doch Philip Gleitze hatte noch etwas im Tank und besorgte gemeinsam mit Bastian van der Bosch auf 26:12, was in der Endabrechnung der Hamburg 7s Rang fünf bedeutete.
Drei Tage Spitzenrugby in der Hansestadt bei der Erstausgabe der Hamburg 7s
Nationaltrainer Clemens von Grumbkow: „Die Jungs haben die große Enttäuschung gestern super weggesteckt und haben bis zum Schluss hart dafür gekämpft, unser Minimalziel, die Challenger Series, zu erreichen und für diese Achterbahn-Saison einen positiven Abschluss zu finden. Das ist auch für die Moral wichtig. Wir haben, mit Ausnahme der zweiten Halbzeig gegen Team GB sehr gute Leistungen gezeigt, und mit dieser Euphorie vom Publikum im Rücken hätten wir anderenfalls vielleicht sogar ganz vorne mitspielen können. Für uns war es hier sensationell, vielleicht das beste Abschlussturnier einer EM seit langem. Wir hatten einen Riesenspaß, und vielen Dank an die Organisatoren. Wir würden gern wieder nach Hamburg kommen.“
Auf die deutschen FRAUEN warteten die Britinnen im Halbfinale 5 bis 8. Das favorisierte Team GB tat sich lange schwer gegen die mit viel Leidenschaft verteidigende „Girl Gang“, wie das RD-Team in Hamburg vielstimmig angefeuert wurde. Es dauerte vier Minuten bis zu ersten britischen Versuch, den Johanna Hacker aber nach einem langen Sprint zum 5:5 konterte. Nach der Pause leistete man sich zwar den einen oder anderen leichten Fehler, und Großbritannien nutzte das, um auf 22:5 davonzuziehen, doch in der Schlussphase belohnte Anika Horst ihr Team für eine engagierte Leistung mit einem erhöhten Versuch zum 12:22 aus deutscher Sicht.
Die „Girl Gang“ spielte also um Platz sieben, und dort gegen die eigentlich eher übermächtigen Irinnen. Doch Rugby Deutschland spielte von Beginn an druckvoll nach vorn, verteidigte erneut stark und ging völlig überraschend durch Versuche von Mette Zimmat und Steffi Gruber bis zur Halbzeit mit 10:0 in Führung. Die RD VII holte dann direkt den Ankick, und Sarah Goßmann stürmte bis ins Malfeld zum 15:0. Die Irinnen hatten bis dahin kein Mittel gegen das Spiel der deutschen Frauen, und erst in der Schlussphase betrieben sie mit einem Versuch zum 5:15 Ergebniskosmetik. Doch danach passierte nichts mehr, und die Deutschen feierten mit den Fans diesen Coup, auch wenn es in der Endabrechnung nicht für die historische erste Challenger-Series-Teilnahme reichte.
„Die Mädels haben heute, abgesehen von einigen kleinen Fehlern mit viel Teamspirit und großem Einsatz gespielt und sich diesen Erfolg gegen Irland wirklich verdient“, so Nationaltrainer Max Pietrek. „Wir sind glücklich, wir hatten Höhen und haben uns aus den Tiefen gut befreien können. Gefühlt war gegen Großbritannien auch ein Sieg möglich, aber insgesamt war die Performance hier sehr gut, und wir konnten den siebenten Platz aus den Algarve 7s bestätigen. Insgesamt war es für uns ein Superevent hier: Wir haben die Unterstützung der Fans absolut gespürt, der Vibe kam richtig an. Ein tolles Erlebnis.“
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