Irland bangt um Spielmacher Sexton: Dem Kapitän droht eine Sperre bis in die WM hinein
Geschrieben von TotalRugby Team
Dienstag, 13. Juni 2023
Für Irland auch im hohen Rugby-Alter kaum zu ersetzen: Kapitän und Verbinder Johnny Sexton.
Der mit Abstand wichtigste Spieler bei den Iren ist Kapitän und Verbinder Jonathan Sexton. Als Dreh- und Angelpunkt des Spiels des Six-Nations-Siegers und ohne adäquaten Ersatz für ihn können sich die Iren es kaum leisten, ihren Talisman zu verlieren. Doch dieses Mal droht kein verletzungsbedingter Ausfall des Veterans, es geht vielmehr um eine Sperre, die Sexton davon abhalten könnte, für Irland aufzulaufen. Nur 89 Tage und gerade mal drei Spiele vor dem WM-Start könnte dies fatale Konsequenzen haben.
Der aus Leinster- und irischer Sicht tragische Abend im Champions-CupFinale daheim am 20. Mai, als Leinster im heimischen Aviva Stadium völlig überraschend im Europacup-Endspiel La Rochelle unterlag, könnte noch ein ganz bitteres Nachspiel haben. Wie irische Medien gestern berichteten, läuft derzeit ein Verfahren gegen Irland-Kapitän Johnny Sexton, der an diesem Abend nicht einmal spielte. Sexton verpasste die Partie, die seine letzte für Leinster hätte werden sollen, verletzungsbedingt.
Jedoch war der 37-jährige Veteran an diesem Tag in Zivil auf dem Rasen und im Spielertunnel. Dabei soll sich Sexton gegenüber dem Gegner und vor allen den Offiziellen einige Entgleisungen geleistet haben. Schon direkt nach dem Spiel machten Bilder die Runde, bei denen offensichtlich war, dass der aufgebrachte Sexton direkt nach dem Abspiel noch auf dem Rasen den Schiedsrichtern gegenüber aggressiv auftrat.
Das Schiedsrichter-Gespann um den Südafrikaner Jaco Peyper, sowie seine Assistenten Christophe Ridley und Karl Dickson wurden anschließend um Ihre Einschätzung gebeten. Den irischen Medien zufolge haben diese Sextons Auftritt als „bedrohlich“ beschrieben. Er hat ihnen wohl in farbenfroher und keineswegs jugendfreier Sprache mitgeteilt, dass er ihre Leistung als Grund für die Pleite seines Klubs sehe.
Die Konfrontation auf dem Rasen: Hier soll Irland-Verbinder Sexton Schiri Peyper wüst beschimpft haben
Teil des Berichtes dürfte ebenso ein Vorkommnis in der Halbzeit sein, in der Sexton im Spielertunnel in eine Auseinandersetzung mit La-Rochelle-Trainer Ronan O’Gara verwickelt war. Sexton und sein ehemaliger Mitspieler Sean O’Brien sollen demnach versucht haben, zu verhindern, dass O’Gara sich im Spielertunnel mit dem Schirigespann unterhält und dabei übers Ziel hinausgeschossen sein.
Das ist umso pikanter, da Sexton und der damalige Munster-Verbinder O’Gara jahrelang erbitterte Rivalen um das irische Zehner-Trikot waren. Insgesamt hat diese Auseinandersetzung eine Vorgeschichte - über die Jahre wurde Sexton immer wieder dafür kritisiert, wie er mit den Unparteiischen auf dem Rasen umgeht und dabei des öfteren den im Rugby angebrachten Respekt vermissen ließ.
Sperre könnte Spiele bei der WM beinhalten
Wie schwerwiegend die Konsequenzen für Sextons neuerliche Entgleisung sein werden, erfahren wir wohl sehr bald. Eine Sperre gilt als sehr wahrscheinlich, auch mit Blick auf ähnlich gelagerte Fälle. Erst vor einem halben Jahr wurde Pau-Trainer Sébastien Piqueronies für zehn Wochen gesperrt, als er in einem Europacup-Spiel Schiri Sam Grove-White bedrohte.
Als Standard-Sanktion sehen die Regeln der europäischen Wettebewerbe 24 Wochen Sperre vor - sollte Sexton eine derartige Strafe kassieren, könnte dies sein Karriere-Ende bedeuten. Der Irland-Verbinder hatte bereits vor Monaten angekündigt nach der WM endgültig die Rugby-Stiefel an den Nagel zu hängen.
Sextons mögliche Sperre dürfte mindestens Irlands Vorbereitungsspiele betreffen. Der Grand-Slam-Sieger testet im August gegen Italien, England und Samoa und wird dabei wohl auf die Dienste des dann 38-jährigen Kapitäns verzichten müssen. Je nachdem, wie schwer man die Vorfälle um das Champions-Cup-Endspiel herum wertet, könnten auch mehrere Rugby-World-Cup-Spiele der Iren betroffen sein.
Für Irland als Strippenzieher und Entscheider auf dem Platz kaum zu ersetzen: Verbinder und Kapitän Johnny Sexton
Die ersten drei Gegner dort lauten Rumänien, Tonga und Südafrika. Allein schon Tonga, dank der Regel-Novelle von World Rugby in Sachen Spielberechtigungskriterien, könnte mit den neuen Superstars um Fekitoa und Folau zum großen Stolperstein werden. Noch fataler wäre es, wenn Sexton gegen Titelverteidiger Südafrika fehlen würde.
Aber egal, wie lange die mögliche Sperre auch ausfallen mag, die Vorbereitung auf die WM dürfte so oder so gestört werden. Noch nie ging Irland mit dermaßen viel Optimismus in einen Rugby World Cup, bei dem es das Team von der grünen Insel noch nie über das Viertelfinale hinaus geschafft hat. Die Affäre Sexton droht jetzt schon zum Stolperstein zu werden. Auch weil Irland es in den vergangenen Jahren verpasst hat, eine echte Alternative zum alternden Superstar aufzubauen.
Phönix Tonga?
Neben Fekitoa und Folau tummeln sich bei Tonga inzwischen weitere Ex-All Blacks George Moala, Vaea Fifita, Pita Akhi (Toulouse-Stammspieler und im All-Star-team Heinekencup 2023). Hintermannschaft bringt auch Top14- und Superrugby- Erfahrung mit. Das macht zwar noch kein Spitzenteam, aber wenn die einen richtig lustigen Tag beziehen, dann dürfte beträchtliches Stolperpotential vorhanden sein. Richtig heiss, diese Gruppe B.
Juni 14, 2023
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