Wurde in Portugal als Führungsspieler vermisst: Tim Lichtenberg. Foto (c) Perlich
Das erste von zwei EM-Turnieren in diesem Sommer ist Geschichte. An der portugiesischen Algarve spielten die deutschen Damen und Herren um Punkte in der Rugby Europe Championship Series. Für beide Rugby-Deutschland-Auswahlen reichte es am Ende zu Platz sieben. Während sich für die Damen von Trainer Max Pietrek damit der Aufwärtstrend fortsetzt, überwiegt bei den Herren die Enttäuschung.
Die deutschen Damen und Herren haben das erste EM-Turnier der Rugby Europe Championship Series jeweils auf dem siebten Platz abgeschlossen. Während das Finish im Mittelfeld des Zwölfer-Feldes für die Herren „überwiegend enttäuschend“ ist, haben die deutschen Frauen damit die beste Platzierung seit Jahren eingefahren.
Das liegt natürlich auch daran, dass die Frauen nach dem Wiederaufstieg aus der zweitklassigen Trophy erst im dritten Jahr in Folge in der höchsten EM-Spielklasse unterwegs sind, während die Männer die Serie mehrfach auf dem Treppchen abschlossen und 2019 gar gewonnen.
Umso mehr ist dieser siebte Platz ein Achtungserfolg. Der souveräne Sieg gegen Schweden in der Vorrunde, sowie der harte Fight gegen Tschechien, der mit einem dramatischen Sieg in der Nachspielzeit durch einen Versuch von Steffi Gruber belohnt wurde, bedeuten auch, dass der Klassenerhalt de facto gesichert ist.
Es ergeben sich darüber hinaus ganz neue Perspektiven. Die Teams, die in der Endabrechnung vor den deutschen Mädels lagen, sind mit der Ausnahme von Polen und Belgien allesamt auf der World Series unterwegs. Polen und Belgien wiederum zählten zu den drei europäischen Teams, die den Kontinent bei den Challenger Series in Stellenbosch im April vertreten haben.
Tschechien war das dritte europäische Team im Bunde. Sofern es das deutsche Team erneut schaffen sollte, Tschechien oder je nach Konstellation auch Belgien hinter sich zu lassen, dann würde das Team mit einer Teilnahme an der Challenger Series im kommenden Jahr belohnt. Dies könnte ein wichtiger Schritt sein, um die Lücke zu den World-Series-Teams ein wenig mehr zu schließen.
Schon an diesem Wochenende schafften es die deutschen Damen gegen die Top-Teams weitaus besser aufzutreten und über längere Strecken mitzuhalten. War das Defizit in Sachen physischer Härte und Schnelligkeit im vorigen Jahr noch deutlich ausgeprägter, schafften es die deutschen Damen beispielsweise am Sonntag im ersten Durchgang zwei Versuche gegen Spanien zu legen und mit einem Remis in die Pause zu gehen.
Herren hadern und hoffen auf Verstärkungen
Beim Wolfpack ist man angesichts der Ergebnisse der letzten Jahre natürlich weniger zufrieden mit dem siebten Platz. Trotz vier Siegen, darunter dem souveränen 26-7 gegen den späteren Finalisten Georgien, der seinerseits mit Frankreich und Spanien zwei World-Series-Teams besiegen konnte, ist der Traum vom Heim-EM-Triumph in Hamburg bereits nahezu ausgeträumt.
Die Gründe hierfür sind vielfältig. Neben dem Fehlen einiger Leistungsträger wie Tim Lichtenberg, Carlos Soteras Merz und Fabian Heimpel (allesamt angeschlagen, aber wohl bald wieder einsatzbereit), sowie John Dawe, Jack Hunt und Howard Packman (allesamt laut World-Rugby-Kriterien spielberechtigt, jedoch nicht in der Olympia-Quali), hatte das Team zu viele Leistungsschwankungen gezeigt.Das dürfte durchaus auch damit zusammenhängen, dass einige der erfahrensten Kräfte als Führungsspieler im Aufgebot fehlten.
„Wir haben viele gute Momente gehabt, haben die Gegner aber zu oft durch unnötige Fehler ins Spiel zurück geholt“, so Trainer Clemens von Grumbkow. So zeigte das deutsche Team gegen Portugal beispielsweise einen unfassbar starken Start und war nach 12-0 Führung am dritten Versuch. Ein leichtfertiger Ballverlust wurde aber von den Gastgebern mit einem 80-Meter-Konter bestraft und am Ende verlor man das Spiel wegen einer verpassten Erhöhung.
Gegen das Team GB, einen der heißesten Anwärter auf die Olympia-Quali spielte man durchaus auf Augenhöhe, ließ die Briten aber zu einfachen Versuchen kommen. All dies gilt es jetzt in den nächsten Tagen zu analysieren. Dafür hat man im Trainerteam zwei Tage reserviert, bevor sich eine kleine Gruppe dann auf die beiden so wichtigen Aufgaben in Krakau und Hamburg konzentriert.
„Wir werden das Wochenende analysieren und verarbeiten, danach gilt ab Mittwoch volle Konzentration auf Krakau und Hamburg - wir haben uns sehr viel vorgenommen“, wie Trainer Clemens von Grumbkow unterstreicht. Mit dem heimischen Anhang im Rücken dürfte in Hamburg deutlich mehr drin sein. Karten gibt es bereits ab 10€ im Vorverkauf.
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