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TR-Update international: Abschied zweier Legenden, Titel für Munster und Saracens
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Dienstag, 30. Mai 2023

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20 Jahre Profi-Rugby - Sergio Parisse wird als einer der besten aller Zeiten in die ovale Geschichte eingehen.

Es war ein Wochenende der Entscheidungen und Abschiede. Zwei der größten Titel im Vereinsrugby weltweit wurden vergeben. Das Finale der Ultimate Rugby Championship (der Nachfolger der Guiness Pro 14 mit den südafrikanischen Top-Teams) und die englische Premiership hatten ihr Endspiel. Dazu spielten zwei absolute Legenden im selben Spiel zum allerletzten Mal Profi-Rugby.


Munster gewinnt Krimi in Kapstadt

Wohl die wenigstens hätten auf einigen Sieg der Iren in der Höhle des Löwen getippt. Doch Munster ließ sich von den 60.000 lautstarken Fans in der WM-Arena nicht beeindrucken, auch nachdem der Start nach einem Intercept-Versuch durch Stormers-Verbinder katastrophal geriet.

Doch die Gäste waren nach ihrem dramatischen Halbfinaltriumph über den Erzrivalen Leinster mit ganz breiter Brust an das Kap der guten Hoffnung gekommen. Zwei schnelle Versuche mit dem Sturm und nach starken Kombinationsspiel und Cross-Kick brachten Munster die erstmalige Führung und den Glauben an den Sieg.

Dabei wurden den Gästen noch zwei Versuche nach Video-Schiri-Entscheid verwehrt. Die Stormers wiederum holten sich anfangs des zweiten Durchgangs die Führung nach einem Sturm-Paket zurück und hielten diese bis fünf Minuten vor dem Ende. Doch dann belohnte sich Munster für unglaublich viel Aufwand nach unzähligen Phasen mit einem Versuch im entscheidenden Moment.

Was für ein Endspiel und was für eine Leistung: Munster gewinnt in Kapstadt in der Höhle des Löwen

Den mit zahlreichen Springboks gespickten Stormers gelang keine Antwort mehr, obwohl man dank eines dummen Ruck-Vergehens von Munster per Straftritt noch einmal tief in die Gäste-Hälfte kam. Doch die Iren aus Limerick verteidigten ihre Linie mit allem, was sie hatten und behielten mit 19-14 die Oberhand.

Die Munster-Mannschaft des Jahres 2023 wird sich damit in eine Reihe von legendären Teams der Provinz aus dem Westen Irlands einreihen und wurde am Pfingstmontag nach langer Rückreise dementsprechend euphorisch empfangen. Auch im Rest von Irland dürfte man froh über dieses Resultat sein - immerhin treffen sich etliche dieser Spieler in gut drei Monaten wieder, wenn Irland und Südafrika in Marseille das Topspiel in WM-Gruppe B spielen.

 

Zwei Legenden verabschieden sich: Parisse und Bastareaud spielen ihr letztes Rugbyspiel

Zusammengerechnet haben diese beiden Legenden unseres Sports über 200 Länderspiele und knapp 40 Jahre Profi-Erfahrung gesammelt, sowie zahlreiche Titel gewonnen. Die Rede ist von Sergio Parisse und Mathieu Bastareaud, die beide im Heimspiel ihres Klubs Toulon jeweils ihren allerletzten Einsatz im Profi-Rugby hatten - beide hatten vor 13 Jahren bereits im Trikot von Stade Français zusammengespielt und waren diese Saison wieder bei Toulon vereint worden.

Bastareaud und Parisse wurden am Samstag unter Standing Ovations im Stade Felix Mayol verabschiedet, wobei Bastareaud für die Fans des RC Toulon der wichtigere Spieler sein dürfte. 231 Einsätze feierte der einstige XXL-Innen für die Rouges et Noirs von der Cote d’Azur - zuletzt wurde der Ex-Frankreich-Kapitän aufgrund seiner 120 kg Körpermasse zum Dritte-Reihe-Stürmer umgeschult. Dabei feierte er mehrere Europacuptitel und wurde im Heineken-Cup-Endspiel 2013 zum Man of the Match.

Im letzten Spiel an Bastareauds Seite war Sergio Parisse, der wohl beste Spieler, der jemals das Italien-Trikot übergestreift hat. Der gebürtige Argentinier mit italienischen Eltern entschied sich früh für das Land seiner Vorfahren und feierte 2002 seinen ersten Einsatz für die Azzurri im Alter von nur 18 Jahren. Zehn Jahre lang war er der Kapitän des Teams und zeigte als Achter die ganze Bandbreite seines Könnens - von harten Ballvorträgen, bis zu punktgenauen Kicks und Offloads.

Ein letzter Einsatz für Italien blieb ihm verwehrt. Gleiches gilt für Alun Wyn Jones, der vorige Woche nach unfassbaren 170 Länderspielen für Wales und die Lions sein Karriereende verkündete. Noch 2021 war er Kapitän der British und Irish Lions, nun wurde ihm aber von Coach Warren Gatland erklärt, dass er für Wales mit Blick auf die WM keine Rolle mehr spielen werde.

 

Saracens gewinnen englische Meisterschaft

Owen Farrell führt seine Sarries zum ersten Titel seit dem Gehaltskandal des Londoner Klubs. Im Endspiel im Rugby-Tempel Twickenham konnten die Saracens ihre Kritiker mit einer großartigen Leistung zum Schweigen bringen. Dabei dürften auch dieses Mal einige unzufrieden gewesen sein, da der nun sechsmalige englische Meister beim 35-25 Sieg zwei Mal bei sehr engen Entscheidungen vom Video-Schiedsrichter profitierte - unter anderem beim letzten Versuch von Max Malins, der vom Schiedsrichter zunächst als hochgehalten gepfiffen wurde und bei dem auch die Video-Bilder keinen klaren Gegenbeweis lieferten.

Saracens sind drei Jahre nach ihrem Gehaltsskandal zurück an der Spitze

Doch Sarries, die seit dem Gehaltskandal einige Stars hatten ziehen lassen müssen, stellten unter Beweis das derzeit beste englische Vereinsteam zu sein - auch in Abwesenheit beider Vunipola-Brüder, denn Mako erlitt früh eine Blessur und Billy konnte gar nicht erst auflaufen, sowie ohne Hakler Jamie George, der ebenso früh runter musste. Saracens behielt auch einen kühlen Kopf, als das Endspiel minutenlang durch Demonstranten von „Just Stop Oil“ (vergleichbar mit den Demonstranten der letzten Generation) nicht aus dem Konzept bringen.

Für die Liga geht es nun in die lange Pause vor der WM, in der sich die Aufmerksamkeit vollends auf das internationale Rugby richten wird. Doch im Hintergrund sieht es nach den Pleiten von Wasps und Worcester auch bei London Irish finanzielle schwierig aus. Die Premiership hat in jedem Fall einige Baustellen, die nur ein englischer Sieg in Frankreich beim World Cup übertünchen könnte.

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