Für Offenbach und Handschuhsheim geht es in den Playoffs weiter. Foto (c) Seufert-Chang
Die reguläre Saison der Rugby-Bundesliga ist vorbei. Die letzten Entscheidungen vor den Playoffs und der Relegation sind gefallen und besonders im Tabellenkeller sollte es noch einmal spannend werden. Während sich der RK 03 auf dramatische Weise in Hamburg retten konnte, müssen Heusenstamm und Victoria Linden in die Relegation. Der HRK und Sankt Pauli schließen die Saison auf dem letzten Rang ab.
NORD/OST
Tabelle
Rang |
Team |
Spiele |
Punkte |
Differenz |
1 |
Hannover 78 |
14 |
61 |
+337 |
2 |
Berliner RC |
14 |
59 |
+407 |
3 |
RC Leipzig |
14 |
41 |
+91 |
4 |
SC Germania List |
14 |
36 |
+1 |
5 |
Hamburger RC |
14 |
29 |
-101 |
6 |
RK 03 Berlin |
14 |
22 |
-301 |
7 |
TSV Victoria Linden |
14 |
19 |
-176 |
8 |
FC St. Pauli |
14 |
18 |
-258 |
FC St. Pauli 19-24 RK 03 Berlin
Das Abstiegs-Endspiel hielt, was es versprach. Spannung bis zur allerletzten Aktion und Dramatik im Überfluss, denn immerhin war vor der Partie klar, dass der Verlierer die Saison auf dem letzten Rang beenden und der Gewinner die Klasse direkt halten würde.
So ließen beide Teams auch nichts unversucht und schenkten sich auf dem Rest-Rasen an der Hamburger Saarlandstraße keinen Meter. 20 Minuten lang ging es hin und her, ohne dass dabei Punkte fielen - zunächst hatte Sankt Pauli eine vielversprechende Angriffsphase in der 22, dann die in Schwarz spielenden Berliner Gäste.
Paulis Kapitän und Verbinder Luca Nelles war es, der dann mit einem schönen Offload seinen Innen zum ersten Versuch bediente. Weitere Ermunterung gab es für Paulis Fans, als die Gastgeber ihre Dominanz bei den Standards in weitere Punkte ummünzen konnten. Ein Strafversuch nach Gedränge, sowie zehn Minuten in Überzahl nach einer Gelben für RK-Tighthead Kevin Landsberg sorgten für eine 14:0 Führung sowie Überzahl.
Aber ausgerechnet in Unterzahl kombinierte sich der RK erstmals durch die Paulianer Abwehr. Denn die Gäste wurden nur dann gefährlich, wenn es einmal schnell wurde und gingen mit einem Rückstand von 7-14 in die Pause. Nach dem Pausentee zunächst wieder ein ähnliches Bild: Pauli profitierte von der Überlegenheit bei den Standards und hatte so viel vom Spiel.
Die zwischenzeitliche 19-7 Führung der Gastgeber durch den dritten Versuch nach Durchbruch an der 22 verleitete einige zu voreiligem Jubel - mit 20 Minuten auf der Uhr sprach nun wirklich alles für Sankt Pauli. Doch die Gäste hatten mit einigen Verstärkungen von der Bank und dem Mut der Verzweiflung nun ihre beste Phase.
In weniger als fünfzehn Minuten drehten die Berliner die Partie. Es wurde nun alles gespielt und zwei Mal wussten sich die Berliner aus der eigenen 22 bis ins Malfeld zu kämpfen. Mit nur noch vier Minuten auf der Uhr hieß es plötzlich 24-19 für die Gäste aus der Hauptstadt. Doch diese hatten nach einer Achterbahn-Saison auch nicht die Ruhe, diese Führung zu verwalten.
Im Mittelfeld fingen sich die Berliner einen Straftritt und eine Gelbe ein, nachdem Innen Hudson sich abseits des Balls aus der Umklammerung eines Paulianers mit einem Schlag befreien wollte. Pauli kickte in die 22 und schob an und der RK fing sich postwendend die nächste Gelbe ein für seitliches Hereingehen ins Paket.
Pauli kratzte das Leder schnell an und wollte die Entscheidung erzwingen, lief aber in doppelter Unterzahl gegen die harte RK-Defensive an und verlor das Leder, was zugleich den Schlusspfiff bedeutete. Die Enttäuschung unter den Anhängern der Braun-Weißen war groß - denn die starke Aufholjagd des Aufsteigers in der Rückrunde sollte nicht belohnt werden.
Der RK 03 wiederum bejubelte den direkten Klassenerhalt ausgelassen, muss sich zwölf Monate nach dem Halbfinaleinzug aber fragen, wieso man bis zum letzten Spieltag zittern musste, um den Ligaverbleib zu sichern.
RC Leipzig 66-5 SC Germania List
Es war das direkte Duell um Rang drei im Norden, in das beide Konkurrenten nach dem Punktabzug gegen Leipzig punktgleich gegangen waren. Doch am Ende gab es keinerlei Zweifel über den Ausgang dieser Partie, auch weil die Germanen nur mit 15 Mann und gänzlich ohne Bank angereist waren.
Germania leistete Widerstand und kämpfte, jedoch hatte Leipzig auch spielerisch die Oberhand und ging früh durch Schoeman mit dem ersten Versuch in Führung. Es sollte bis zur 20. Minute dauern, bis Neuner Griesel nach einem schnellen Ruck eine Möglichkeit sah, sich durchzustehlen und damit für Leipzig erhöhte.
Allein in den zehn Minuten vor der Pause sollten Leipzig noch drei Wirkungstreffer gelingen. Guerrero nach starkem RCL-Gedränge, sowie zwei Mal Griesel, der damit seinen Hattrick vollendete, besorgten die 35:0 Führung zur Halbzeit. Nach der Verschnaufpause gelang es den Gästen dann wieder zeitweilig die klaffenden Lücken in der Defensive zu schließen.
Die Ermüdung an einem warmen Frühlingstag, sowie die mangelnden Alternativen von der Bank hatten dann aber Konsequenzen. Wieder konnte Leipzigs Schoeman den ersten Versuch der Halbzeit erzielen und den darauffolgenden Ankick fing Cherubim zum nächsten Solo-Versuch.
Ausgerechnet, als man noch zu allem Überfluss in Unterzahl spielte, folgte der Ehrenversuch zum zwischenzeitlichen 5:52. Nach einem unnötigen Gerangel erhielten beide Teams noch eine Gelbe, weswegen das Spiel mit 14 gegen 13 beendet wurde - Leipzigs Rea und Griesel nutzten den Platz für zwei weitere Versuche und damit den Endstand.
Für beide Teams geht die Saison damit weiter. Leipzig reist nun in den Playoffs nach Neuenheim und hat damit eine harte Aufgabe vor der Brust, während Germania beim Titelverteidiger 1880 antreten muss.
Hannover 78 59-14 Victoria Linden
Auch das zweite Hannover-Derby zwischen 78 und Victoria geht klar an den nun als erneuten Staffelsieger feststehenden Klub vom schnellen Graben, der sein Mammutprogramm aus sechs Spielen in sechs Wochen erfolgreich absolviert hat.
Victoria hat den Klassenerhalt noch nicht sicher - auch weil man in den ersten vier Saisonspielen 13 Zähler holte und in den zehn darauffolgenden zehn Partien nur noch sechs (wovon vier am „grünen Tisch“ gegen Leipzig).
Am Samstag witterten die Gäste nur einmal ihre Chance, als um Minute 15 der 7-12 Anschluss fiel. Doch da hatten van Rossum und Saul schon für die 78er-Führung gesorgt, die der Favorit im Spiel nicht mehr hergeben sollte.
Bis zur Pause erhöhten die 78er ihre Führung noch zwei Mal auf 26:5, womit der Offensiv-Bonus schon in der Tasche war. Auch nach der Pause ließen die Gastgeber nicht locker und so konnte Verbinder Niklas Stehling für den ersten Versuch sorgen. So konnte das 78-Trainerteam schon früh einigen Leistungsträgern eine Verschnaufpause geben.
Doch auch 78s zweiter Anzug sitzt und man ließ nichts anbrennen. Der eingewechselte Prop Jager tankte sich zum nächsten Versuch durch. Als Victorias Spielmacher Van Rendsburg dann mit glatt Rot vom Feld musste, wurde das Spiel noch einmal nickelig. Victoria konnte zwar selbst noch einen eigenen Versuch legen, musste in der Schlussphase aber noch drei Versuche durch Doppelpacker Humbert, sowie Alexander Lott hinnehmen.
Beide Hannoveraner Kontrahenten blicken nun auf die kommenden Aufgaben. Während Victoria noch um den Klassenerhalt kämpfen muss, geht es für 78 in die Playoffs. Coach Christian Doering unterstreicht: „Am Ende hat man schon gemerkt das etwas die frische fehlt. 6 Spiele in 6 Wochen war schon eine Herausforderung welche die Mannschaft super gemeistert hat. Nun gilt es etwas zu generieren und uns ganz auf das Viertelfinale zu konzentrieren“
Berliner RC 64-0 Hamburger RC
Der BRC hätte, um die Nordstaffel noch auf Rang eins abzuschließen, einen Ausrutscher der 78er gebraucht. Obwohl dieser unwahrscheinlich war, ließen die Berliner daheim gegen den HRC rein gar nichts anbrennen. Den Gästen wiederum merkte man streckenweise an, dass nach oben und unten nicht mehr viel ging.
Flynn, Frerichs und Hellstern sorgten mit drei Versuchen schnell für klare Verhältnisse in der Berliner Jungfernheide. Die Gastgeber dominierten in allen Belangen und noch vor der Pause legte Zweite-Reihe-Stürmer Frerichs seinen zweiten Versuch zum Offensiv-Bonus. Nach der Pause dann noch mehr Dominanz der Gastgeber, die etwas für ihre Punktedifferenz taten.
Versuche im Minutentakt, darunter von Außen Sidak und Innen Zimmermann sorgten für klare Verhältnisse im letzten regulären Saisonspiel. Der Berliner RC empfängt damit im Playoff-Viertelfinale in zwei Wochen den TSV Handschuhsheim. Die Hamburger wiederum beenden eine solide Saison mit einem schwachen Auswärts-Auftritt.
SÜD/WEST
Tabelle
Rang |
Team |
Spiele |
Punkte |
Differenz |
1 |
SC Frankfurt 1880 |
14 |
65 |
+480 |
2 |
Sportclub Neuenheim |
14 |
61 |
+470 |
3 |
TSV Handschuhsheim |
14 |
50 |
+506 |
4 |
Offenbacher SCR |
14 |
27 |
-140 |
5 |
RG Heidelberg |
14 |
27 |
-216 |
6 |
München RFC |
14 |
24 |
-316 |
7 |
RK Heusenstamm |
14 |
22 |
-323 |
8 |
Heidelberger RK |
14 |
2 |
-461 |
Heidelberger RK 26-61 RG Heidelberg
Der Abschied aus der Bundesliga erfolgte für den HRK mit einem Derby an dessen Ende sich die Nachbarn und Rivalen zu einem gemeinsamen Teamfoto versammelten. Das Derby wird der Liga fehlen, genauso wie der Heidelberger RK, der zumindest eine Halbzeit lang ansehnliches Rugby präsentierte und trotz der am Ende deutlichen Niederlage bis zur Pause führte.
Dabei legten die Gäste in Orange bereits nach 120 Sekunden den ersten Versuch durch Nick Hittel. Doch zwei Straftritte des HRK durch Liebig sowie ein Intercept-Versuch von Velasquez bedeuteten die erstmalige Führung des Klubs mit 13-5. Doch in einer schnellen ersten Hälfte konnte die RGH durch Hacker und Dumitrache die Führung übernehmen, bevor Liebig mit Versuch und selbst getretener Erhöhung für die Pausenführung sorgte.
Nach der Pause sorgten die Gäste, für die es immerhin noch darum ging die Relegation zu vermeiden, für klare Verhältnisse. Asafo legte ab und besorgte die Führung, welche der HRK bis zur Minute 55 mit zwei Straftritten noch einmal egalisieren sollte. In der Schlussphase brachen die Gastgeber dann aber ein.
Hacker und zwei Mal Meffert entschieden das Spiel innerhalb weniger Minuten. Der eingewechselte Eichholz schraubte das Ergebnis für die Orange Hearts mit einem späten Doppelpack dann erneut hoch. Für die Rugger vom Klub ein bitterer Abschied aus der Liga und schon vor der Partie wurde beim HRK die Mission Wiederaufstieg ausgerufen. Die Fans in der Rugby-Haupstadt werden zumindest ein Jahr lang auf Derbys beim und gegen den Klub verzichten müssen.
München RFC 25-60 SC Frankfurt 1880
München bleibt der Bundesliga ein weiteres Jahr erhalten. Der MRFC verlor zwar das letzte Spiel gegen Frankfurt 1880, präsentierte sich dabei daheim gegen Titelverteidiger weitaus besser, als noch in der Hinrunde. Zur Pause hatte sich München sechs Zähler vom Kickhütchen aus erarbeitet, Frankfurt hatte derweil schon den Offensiv-Bonus in der Tasche.
Herausragend dabei wieder einmal Adler-Innen Leo Wolf, der als Kapitän der 1880er voran ging und gleich zwei Versuche selbst beisteuerte. In der zweiten Hälfte belohnten sich die Münchner dann auch selbst für den eigenen Aufwand und legten drei Versuche unter dem Jubel des eigenen Anhangs in Großhadern.
Für den Sieg reichte dies freilich nicht, da Frankfurt gerade im Sturm noch einmal deutlich stärker einzuschätzen ist, auch wenn einige Leistungsträger eine Verschnaufpause vor den Playoffs erhielten. Doch die Leistung der Münchner, die noch in der Hinrunde in Frankfurt mit 92:0 abgefertigt wurden, lässt hoffen. Nach dem Abpfiff wurde der Klassenerhalt von Team und Unterstützern entsprechend gefeiert.
Dabei hatten diejenigen, die es mit den Münchnern halten, neben dem Klassenerhalt der ersten Mannschaft auch den Regionalliga-Titel der Zweitvertretung zu bejubeln, die nun in Liga zwei möchte. Der MRFC etabliert sich damit weiter als Top-Team des tiefen Südens der Republik.
Frankfurt geht derweil erneut als Favorit in die Playoffs und kann den Titel-Hattrick schaffen. Zum Playoff-Auftakt kommt in zwei Wochen die Lister Germania an die Feldgerichtsstraße.
SC Neueneim 95-0 RK Heusenstamm
Für den SC Neuenheim geht es in die Titel-Playoffs, während Heusenstamm den Klassenerhalt nur noch im Nachsitzen sichern kann. Das ist das Ergebnis des äußerst einseitigen Duells am Museumsplatz, in dem die Heusenstammer „keine Chance“ hatten, wie es Trainer Markus Walger nach dem Spiel zu Protokoll gab.
Nach nur zwei Minuten war Innen Luke Wakefield zum ersten Versuch eingelaufen und auch in der Folge nahm Königsblau den Fuß nicht vom Gas. Rinklin, Buhrisch und Ngubane stachen im starken SCN-Sturm noch einmal heraus und punkteten jeweils. Bereits zur Pause hatte Neuenheim die 50-Punkte-Marke überschritten und war auf Kurs die 100 Zähler volllzumachen.
Dass es dazu nicht kam, war wohl die einzige positive Nachricht für die geschwächt angetretenen Füchse. Denn Paine, Becker, Wakefield und Co. wirbelten in Durchgang zwei unvermindert weiter und punkteten im Minutentakt. Das 95:0 war hochverdient und unterstreicht die Ambitionen des SCN.
Der SC Neuenheim ist damit pünktlich zur entscheidenden Phase der Saison in Topform und empfängt nun in zwei Wochen den RC Leipzig zum Viertelfinale der Bundesliga. Heusenstamm muss derweil sechs Wochen warten, bis man gegen den Verlierer des Endspiels der Aufstiegs-Playoffs um den Klassenerhalt spielt.
Offenbacher SCR 14-34 TSV Handschuhsheim
Auch wenn Offenbach in diesem mit offenem Visier geführten Duell den Kürzeren zog, wurde das Saisonziel Playoffs trotz einiger Turbulenzen doch erreicht. Spielertrainer Robert Haase sieht sein Team „leistungstechnisch auf einem ähnlichen Niveau“, wie den TSV, wie er gegenüber der Offenbach Post verriet.
In Durchgang eins hatte sich Offenbach zwei Mal die Führung gesichert. Zunächst durch Simo Seremaia und später durch einen Intercept-Versuch von Ex-Siebener-Ass Marvin Dieckmann. Doch schon zur Pause führten die Löwen und ließen nach der Pause nichts anbrennen.
TSV-Pressesprecher Moritz Bayer sprach im Nachgang „von einem verdienten Sieg“, denn man sei „insgesamt stärker“ gewesen, auch wenn man sich erst in die Partie habe kämpfen müssen. Besonders der junge Niklas Bechtel überzeugte bei den Löwen wieder als Kreativkopf.
Pünktlich zu den Playoffs meldete sich zudem Marcus Bender wieder fit, der lange an einer Fersenverletzung laboriert hatte. Er spielte über 80 Minuten durch und dürfte auch in zwei Wochen wieder eine wichtige Stütze sein, wenn die Löwen beim Berliner RC in die Playoffs starten. Offenbach tritt derweil bei Nord-Spitzenreiter Hannover 78 an.
Die Playoff-Paarungen im Viertelfinale
3.6.
SC Frankfurt 1880 - Germania List
Hannover 78 - Offenbacher SCR
Berliner RC - TSV Handschuhsheim
SC Neuenheim - RC Leipzig
|