Frankfurts Kapitän Leo Wolf trägt das Leder in den Kontakt. Foto (c) Seufert-Chang
Es ging für den TSV Handschuhsheim zwar nicht mehr um Rang eins in der Bundesliga-Südstaffel, doch gegen Frankfurt 1880, den Gegner der letzten beiden Bundesliga-Endspiele, wollten die Löwen noch einmal alles in die Waagschale werfen. Genau das taten sie und es entwickelte sich ein packender Topspiel-Fight daraus. Derweil geht es im Nord-Abstiegskampf unfassbar spannend zu - es ist alles angerichtet für ein großes Endspiel um den Abstieg in zwei Wochen.
SÜD/WEST
Tabelle
Rang |
Team |
Spiele |
Punkte |
Differenz |
1 |
SC Frankfurt 1880 |
13 |
60 |
+445 |
2 |
Sportclub Neuenheim |
13 |
56 |
+375 |
3 |
TSV Handschuhsheim |
13 |
44 |
+486 |
4 |
Offenbacher SCR |
13 |
27 |
-275 |
5 |
München RFC |
13 |
24 |
-281 |
6 |
RG Heidelberg |
13 |
22 |
-228 |
7 |
RK Heusenstamm |
13 |
22 |
-228 |
8 |
Heidelberger RK |
13 |
2 |
-426 |
SC Frankfurt 1880 48-28 TSV Handschuhsheim
Es war ein Spitzenspiel mit zwei gänzlich verschiedenen Hälften, an dessen Ende Frankfurt 1880 als klarer Sieger hervorging. Doch für den Titelverteidiger war es ein hartes Stück Arbeit und zur Pause führten die Gäste aus Handhschuhsheim sogar noch.
Denn in einer etwas zerfahreneren ersten halben Stunde mit vielen Fehlern auf beiden Seiten gab es die ersten Punkte jeweils nur vom Tee zu holen. Frankfurt hatte mit vier Treffern die leicht bessere Ausbeute und besorgte die zwischenzeitliche 12-9 Führung der Gastgeber.
Als Frankfurts Flanker Jens Listmann wegen eines hohen Tackles zwischenzeitlich zehn Minuten auf die Sünderbank musste, holten sich die Löwen kurz vor der Pause ihren Lohn für viel harte Arbeit. Nach etlichen Sturmphasen fand Tobias Bauer die Lücke und legte zum Pausenstand von 14-12 aus Löwensicht ab.
In der Bundesliga weiterhin das Maß aller Dinge: Titelverteidiger Frankfurt 1880
Direkt aus der Pause heraus aber die Frankfurter Antwort. Ein geblockter Kick wurde für Handschuhsheim zum Gefahrenherd. Denn statt sich zu befreien mussten die Löwen an der eigenen Linie verteidigen. Frankfurts Nationalspieler Leo Wolf war es schließlich, der den ersten Frankfurter Versuch aus dieser Situation besorgte.
Anschließend entwickelte sich ein faszinierendes Hin und Her. Erst erhöhte Mazare für Frankfurt per Versuch, dann verkürzte der eingewechselte de Gioacomoni nach einem herausgegangenen Pass mit dem Intercept Try auf 21-26 aus Löwen-Sicht. Da waren nur noch gute 15 Minuten zu spielen, doch Frankfurt konnte noch einmal eine Schippe drauflegen.
Stella behielt seine 100-prozentige-Kickquote und legte per Straftritt nach. Dann punkteten Furuoka und Leo Wolf jeweils per Versuch und machten endgültig den Deckel drauf. Den Löwen gelang lediglich ein wenig Ergebniskosmetik durch Außen Josh Gando, der den Schlusspunkt setzte.
Frankfurt ging damit als verdienter Sieger vom Platz und kann mit einem Remis beim München RFC schon Platz eins in der Süd-Endabrechnung klar machen. Coach Byron Schmidt erklärte anschließend im Gespräch mit TR: „Es war eines der besseren Rugby-Spiele in dieser Saison, von beiden Teams. Unsere Leistung war nach der Pause deutlich verbessert, da waren wir genauer und haben unsere Spielzüge besser zu Ende gebracht!“
RK Heusenstamm 38-14 Heidelberger RK
Es war der angestrebte Sieg für die Füchse mit Offensiv-Bonus und dennoch könnte es am Ende doch nur für die Relegation reichen. Dabei zeigte der RKH gegen den noch immer sieglosen Absteiger eine ansprechende Leistung.
Vor der Pause punkteten Joswig und Apelt für die Gastgeber, jeweils ohne Erhöhung, so dass der HRK zur Pause durch einen erhöhten Versuch von Kapitän Andrew Reintges beim Stand von 7-10 aus Gästesicht in Schlagdistanz blieb. Doch während der HRK nur noch einmal durch Armbruster zu Punkten kam, zeigte sich der RKH spielstärker.
Kapitän Luca Frischkorn und Nationalspieler Zinzan Hees hatten bereits ihre Versuche gelegt, als der Klub seinen zweiten Try erzielte. In der Schlussphase dann war es erneut Frischkorn und Joswig, die jeweils ihren Doppelpack vollendeten. Ein verdienter Sieg für die Füchse, der jedoch aller Voraussicht nach nicht zum direkten Klassenerhalt reichen wird.
Da die RGH, der MRFC und auch Offenbach parallel punkteten und die RGH bei Punktgleichheit den direkten Vergleich gewonnen hat, verbleibt Heusenstamm Vorletzter. Also muss gegen Neuenheim mindestens ein Bonuspunkt erzielt werden, um überhaupt noch eine Chance auf Rang sechs zu haben.
München RFC 26-32 SC Neuenheim
Es war zwar nur ein Punkt, den der MRFC im vorletzten Heimspiel der Saison geholt hat, dieser war jedoch ebenso wichtig, wie unerwartet und macht den direkten Klassenerhalt so gut, wie sicher. Die Liga-Neulingen hatten im Hinspiel in Neuenheim noch 75 Punkte kassiert, zeigten sich nun daheim aber klar verbessert.
Auch ein früher Versuch durch Neuenheims Innen Schwager verunsicherte die Münchner nicht, die ihrerseits dank drei Straftritte ihres Kapitäns Niklas Hohl erstmals in Führung gingen. Neuenheim hatte im Sturm die Oberhand, aber Münchens Rugger kämpften verbissen und wussten auch den nächsten Versuch durch SCN-Verbinder Nkosi per Kick zu egalisieren.
Dann konnte Münchens Jüngster, Cilian Moughty, zur ersten deutlichen Führung der Gastgeber ablegen. Doch noch vor dem Pausentee konnte Neuenheim auf 15-19 verkürzen, jedoch ging kein einziger Kick durch die Stangen. Nach der Pause zeigte sich Neuenheim dann aber effektiver, während Münchens kickender Kapitän Hohl einige Punkte vom Tee aus langer Distanz liegen ließ.
Oliver Paine, Markus Bachhofer mit ihren Versuchen, sowie ein Strafversuch schraubten das Neuenheimer Punktekonto relativ schnell in die Höhe. Als Neuenheim dann aber zwischenzeitlich nach einer Gelben in Unterzahl agierte hatte Cilian Moughty seinen zweiten großen Auftritt - Münchens Außen tanzte sich rund eine Viertelstunde vor Abpfiff zum Anschlussversuch durch.
München musste in den letzten Minuten noch viel Verteidigungsarbeit leisten. Doch der Defensivbonus blieb dem MRFC erhalten. Nur wenn Heusenstamm nächste Woche bei Neuenheim zwei Punkte holt und die RGH ihr Derby gegen den HRK gewinnt, dann müssten die Münchner um den Klassenerhalt nachsitzen. Neuenheim zieht derweil mit fast an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit als Zweiter in die Playoffs ein.
RG Heidelberg 25-30 Offenbacher SCR
RGH-Coach Mustafa Güngör hatte diese Partie im Voraus als das Finale für die Orange Hearts bezeichnet und die entsprechende Spannung gab es in jedem Fall zu sehen. Die Führung wechselte im Wohnzimmer gleich mehrfach und die Entscheidung fiel erst ganz zu Ende - zu Ungunsten der Gastgeber.
Eine frühe 6:0 Führung der RGH durch zwei Straftritte konterte Offenbach noch vor der Pause mit gleich drei Versuchen. Ex-RGH-Ass Robert Haase, mittlerweile Offenbachs Spielertrainer, sowie Kote und Luneau drehten das Spiel zunächst. Noch vor der Pause konnten die Orange Hearts aber auf 13-20 verkürzen und direkt nach Wiederanpfiff sorgte Nick Hittel mit dem Versuch und Manuel Müller vom Tee für den Ausgleich.
Ein Offenbacher Straftritt und ein RGH-Paket bis ins Malfeld später ging es mit 25:23 aus RGH-Sicht in die Schlussphase. An Dramatik kaum zu überbieten war es Offenbachs Beau Scott, der sich in Abwesenheit des Rot-gesperrten Kickers Arendse schon vom Tee stark zeigte, welcher nun mit der letzten Aktion des Spiels zum Versuch ablegte.
Offenbach hat damit beste Karten in die Playoffs einzuziehen, denn schon ein einziger Zähler am kommenden Wochenende daheim gegen Handschuhsheim würde fast sicher das Viertelfinalticket bedeuten.
NORD/OST
Tabelle
Rang |
Team |
Spiele |
Punkte |
Differenz |
1 |
Berliner RC |
13 |
54 |
+343 |
2 |
Hannover 78 |
12 |
51 |
+252 |
3 |
RC Leipzig |
13 |
41 |
+113 |
4 |
SC Germania List |
13 |
36 |
+62 |
5 |
Hamburger RC |
13 |
29 |
-37 |
6 |
RK 03 Berlin |
13 |
17 |
-306 |
7 |
FC St. Pauli |
13 |
17 |
-253 |
8 |
Victoria Linden |
12 |
15 |
-174 |
Hannover 78 72-24 RK 03 Berlin
Es war nur phasenweise ein echtes Duell, denn die Berliner waren nur mit 15 Spielern angereist, was bei warmen Bedingungen und einem schnellen laufstarken Gegner nichts Gutes verhieß. Dass am Ende beide Seiten mit dem Ergebnis lag daran, dass der RK 03 Berlin mit der allerletzten Aktion noch den vierten Versuch zum Offensiv-Bonus legte und damit auf Rang sechs in der Tabelle vorrückte.
Da hatte Hannover 78 bereits längst alles klar gemacht. Doch die Hannoveraner taten sich tatsächlich anfangs schwer mit motivierten Berliner Gästen. Trotz Überlegenheit im Gedränge brauchte 78 über 20 Minuten, um die ersten Punkte einzufahren. Als der RK dann nach der Verletzung von Verbinder Golmann die restlichen 60 Minuten in Unterzahl spielen musste, schien das erwartbare Schicksal seinen Lauf zu nehmen.
78 erzielte fünf Versuche ohne eine Berliner Antwort in schneller Folge und führte zur Pause 31:0. Aus Gästesicht konnte man, angesichts weiterer 40 Minuten auf schnellem Geläuf und in Unterzahl, Schlimmes befürchten. Doch nach einem weiteren Hannoveraner Versuch und in zwischenzeitlicher doppelter Unterzahl fanden die Gäste plötzlich ihr Selbstbewusstsein.
Ein souveräner Sieg und der nächste Schritt auf dem Weg zurück auf Rang eins für Hannover 78
Aus dem zweichenzeitlichen 36:0 wurde in nur sieben Minuten nach einem Dreifach-Schlag des RK ein 36:19 und mit 20 Minuten auf der Uhr war nun zumindest kurzzeitig so etwas wie Spannung in der Luft. Doch einige frische Beine auf Hannovers Seite und müde werdende Berliner sorgten für die Entscheidung - gleich fünf Versuche erzielte 78 in nur 15 Minuten.
Doch der RK zeigte noch einmal Willen und holte sich nach einem schnell angekratzten Straftritt über den Sturm noch den allerletzten Versuch, der von den Gästen trotz des klaren Ergebnisses bejubelt wurde. Hannover 78 kann sich kommende Woche die Tabellenführung im nächsten Nachholspiel gegen Victoria holen, während der RK bei Sankt Pauli ein echtes Endspiel um den Klassenerhalt vor der Brust hat.
78-Trainer Christian Doering gab nach dem Spiel Folgendes zu Protokoll: „Es ist schade das zum Ende der Saison einige Teams durch den engen Spielplan auf dem Zahnfleisch gehen. Wir wünschen uns schon mehr Spiele auf Augenhöhe.“ Doering ergänzte: „Unser Respekt gilt dem RK03, dass sie sich auf den Weg nach Hannover gemacht und nicht abgesagt haben.
Der eigenen Mannschaft zollte Doering ebenso Respekt für die taktische Disziplin - nun gelte es gegen de Hannover Konkurrenten Victoria die nächsten Zähler zur Tabellenführung zu holen.
Victoria Linden 5-61 Berliner RC
Ersatzgeschwächte Zebras waren daheim gegen den Berliner RC nur ein Sparringspartner auf dem Weg in die Playoffs. Während die Hauptstädter im Viertelfinale daheim antreten werden, hat der Aufsteiger akute Abstiegssorgen. Denn schon in Durchgang eins erzielten die Gäste gleich fünf Versuche an der Hannoveraner Fösse.
Als Victorias Finn Dieckmann im zweiten Durchgang zum zwischenzeitlichen 5:42 ablegte, keimte ein wenig Hoffnung bei den Anhängern der Gastgeber auf. Jedoch spielte der BRC seinen Stiefel souverän herunter und verbuchte drei weitere Versuche gegen ermüdenden Victorianer die nur drei Spieler auf der Bank sitzen hatten.
Der BRC muss nun ausgerechnet auf Schützenhilfe von Victoria hoffen. Denn die Zebras spielen nun zwei Mal in Folge gegen Hannover 78 - erst im Nachholspiel und schließlich im letzten regulären Spiel. Nur wenn 78 gegen Victoria Punkte liegen lässt, haben die Berliner noch eine Chance auf Rang eins.
Andersherum muss Victoria mindestens zwei Punkte holen, um nicht direkt abzusteigen. Ein Sieg wäre noch besser, jedoch sind die Hannoveraner von Coach Jens Himmer so oder so auf das Ergebnis zwischen dem RK und Sankt Pauli am übernächsten Wochenende angewiesen.
SC Germania List 64-14 FC St. Pauli
Die deftige Derbyklatsche gegen Hannover 78 vor zwei Wochen haben die Germanen in jedem Fall gut verdaut. Denn gegen den FC St. Pauli sicherte sich das Team von Rainer Kumm nicht nur einen hochverdienten Kantersieg, sondern auch das Playoff-Ticket, was wohl einen Trip zum Titelverteidiger Frankfurt 1880 bedeutet.
Gegen den zuletzt so starken Aufsteiger brauchten die flinken Gastgeber einige Momente, aber spätesten als Tino Dietz nach 25 Minuten die Führung per Doppelpack bescherte, hatte die SCG die Regie an diesem Sonntag übernommen. In den letzten Minuten vor der Pause konnten sich die Gastgeber immer wieder mit viel Power und Finesse durchkombinieren.
Germania-Innen Carsten Höschele erzielte einen lupenreinen Hattrick innerhalb weniger Minuten zum 29:0 Pausenstand - da war der Offensiv-Bonus bereits in der Tasche. Nach der Pause dann zunächst einige Wechsel, die das Germania-Offensivspiel ein wenig aus der Balance brachten.
Doch um Minute 60 folgte der nächste Zwischenspurt: Pollakowski, Clasen und Sturke beendeten mit ihren Versuchen jeglichen Zweifel über den Ausgang. Niklas Koch belohnte sich kurz vor der Auswechselung noch mit einem eigenen Versuch und auch Pauli gelangen noch einmal Punkte.
Aber das war nur Ergebniskosmetik, denn Tino Dietz machte noch seinen Hattrick perfekt, womit Germania definitiv in den Playoffs am Start sein wird. Pauli muss dagegen daheim gegen den RK 03 gewinnen, um sicher in der Liga zu bleiben. Mit einer Niederlage würde man sogar noch Gefahr laufen direkt abzusteigen.
Hamburger RC 24-47 RC Leipzig
Der HRC muss den Playoff-Traum begraben, während die Leipziger im direkten Duell mit Germania List nur noch einen einzigen Zähler benötigen, um als Nord-Drei in die Playoffs einzuziehen. Leipzig dominierte vor allem vor der Pause nach Belieben und lag zum Pausentee mit 32:0 vorne.
Hamburg bewies nach der Pause Moral und hoffte nach zwei schnellen Versuchen nach dem Wiederanpfiff beim zwischenzeitlichen 12-32 noch auf ein Wunder. Doch Leipzig ließ schlussendlich nichts anbrennen und so blieb den Hanseaten am Ende nur der Offensiv-Bonus für vier gelegte Versuche.
Damit geht für Hamburg sowohl nach oben, als auch nach unten am letzten Spieltag nichts mehr. Das Gastspiel in der Jungfernheide ist für den HRC mehr oder minder bedeutungslos - aber auch das ist bereits ein Fortschritt, nachdem Hamburg mehrfach in den letzten Jahren am letzten Spieltag noch um den Klassenerhalt bangen musste.
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