Fünf Jahre nach dem letzten Titel ist der HRK nun endgültig abgestiegen.
Der 12. Spieltag der Rugby-Bundesliga hatte einiges zu bieten. Im Topspiel trennten sich Neuenheim und Titelverteidiger Frankfurter überraschend unentschieden. Der Heidelberger RK ist fünf Jahre nach dem Gewinn der letzten Meisterschaft endgültig abgestiegen und Hannover 78 feiert einen Derbysieg für die Geschichtsbücher.
SÜD/WEST
Tabelle
Rang |
Team |
Spiele |
Punkte |
Differenz |
1 |
SC Frankfurt 1880 |
12 |
55 |
+430 |
2 |
Sportclub Neuenheim |
12 |
51 |
+369 |
3 |
TSV Handschuhsheim |
12 |
44 |
+501 |
4 |
München RFC |
12 |
23 |
-275 |
5 |
Offenbacher SCR |
12 |
22 |
-125 |
6 |
RG Heidelberg |
12 |
21 |
-246 |
7 |
RK Heusenstamm |
12 |
17 |
-252 |
8 |
Heidelberger RK |
12 |
2 |
-402 |
Heidelberger RK 15-40 München RFC
Es ist bittere Realität geworden, der Heidelberger RK wird kommende Saison nicht mehr in der Rugby-Bundesliga spielen. Vor fünf Jahren noch gewann der Heidelberger RK die deutsche Meisterschaft - es war der elfte Titel insgesamt und der achte in nur neun Jahren - nun geht es nicht mehr um Titel, sondern den Wiederaufstieg.
Ohne Kapitän Jörn Schröder, der die gesamte Rückrunde über ausfiel, hatten die Gastgeber zumindest eine Halbzeit lang die Hoffnung auf den so wichtigen Sieg, der die Chance zum Klassenerhalt theoretisch am Leben gehalten hätte. Zwei Versuche von Kapitän Andrew Reintges, der sich einmal am Ende eines Pakets, sowie nach einem starken Lauf über die Linie wuchtete, bedeuteten zehn Zähler für die Zebras.
Doch bereits zur Pause lag München vorne. Außen Moughty Cilian steppte sich zum ersten Versuch durch und Ex-Klub-Nachwuchsspieler Niklas Hohl blockte einen Befreiungskick, legte selbst den Versuch und erhöhte dazu noch zweimal zur 14-10 Pausenführung der Gäste.
Nach dem Pausentee sollte es knapp 20 Minuten, in denen es munter hin und her ging, dauern, bis die nächsten Punkte fielen. Niklas Hohl punktete vom Tee und das gleich zwei Mal in kurzer Folge. Der HRK wiederum ließ sich in der Folge im Malfeld hochhalten und kassierte wenige Minuten später einen Konterversuch zum 25-10 durch Rodrigues.
Die Messe war anschließend noch nicht ganz gelesen, da HRK-Eigengewächs Jonas Malaizier noch den dritten Versuch für den Klub legte. Aber die Punkte zum 15-25 Anschluss sollten die letzten aus Klub-Sicht sein. Denn die Gäste zeigten sich in der Schlussphase hellwach. Zwei späte Versuche schraubten das Ergebnis noch in deutliche Höhe - dem Spielverlauf nicht unbedingt entsprechend.
Ein ganz besonderes Spiel war diese Partie für MRFC-Kapitän Niklas Hohl. Der ehemalige Siebener-Nationalspieler die Jugendjahre beim Klub absolviert, dutzende Bundesliga-Partien im gestreiften Trikot der Zebras gespielt und ist mit dem HRK Meister geworden. Im für beide Teams so wichtigen Duell war er der beste Spieler auf dem künstlichen Grün.
Gegenüber TR erklärt Hohl anschließend: „Es war ein komisches Gefühl am Samstag gegen meinen Heimatklub auf dem Feld zu stehen. Dennoch war für mich vor dem Spiel klar, dass ich zu 100% für mein neues Team da sein werde und mich nicht zurücknehme.“ Er sei dankbar, dass man beim HRK Verständnis für seinen Wechsel hätte und auch sein Versuch habe „sehr weh getan“, schließlich war sich Hohl der Konsequenzen dieses Ergebnisses sehr wohl bewusst.
Doch während der HRK nun kommende Saison zweitklassig ist, vermeidet der MRFC den direkten Abstieg und die Relegation mit ziemlicher Sicherheit. Nicht wenige hatten mit einem direkten Abstieg des Liga-Neulings gerechnet.
SC Neuenheim 19-19 SC Frankfurt 1880
Es war ein Spitzenspiel, das diesen Namen verdient hatte und an diesem Sonntag trennte die beiden Top-Teams am Ende rein gar nichts, denn das Gipfeltreffen endete mit einem seltenen Unentschieden. Sollte sich Titelverteidiger Frankfurt im kommenden Heimspiel gegen Handschuhsheim keinen Ausrutscher erlauben, würden die 1880er als Tabellenführer in die Playoffs einziehen.
In der ersten Hälfte hatten die Gäste die Zügel fest in der Hand und nutzten ihre Chancen, wenn sie sich boten. Neuenheim spielte nach zweier gelber Kartons zwischenzeitlich in doppelter Unterzahl und Frankfurt ließ die Königsblauen dafür bluten. Kapitän Leo Wolf tankte sich in unnachahmlicher Art durch und zusammen mit Edo Stellas Treffsicherheit vom Tee erarbeitete sich Frankfurt einen Vorsprung.
Beim Stand von 19-9 aus Frankfurter Sicht - Neuenheim hatte bis dahin nur drei Mal in Person von Alex Klewinghaus per Straftritt gepunktet - sah sich Frankfurt schon auf der Siegerstraße. Doch Neuenheim kam noch einmal und konnte sich auch dank der starken Impulse von der Bank noch mal in die Partie kämpfen.
Als Adler-Außen Felix Lammers dann den Ausgleich per erhöhtem Versuch erzielte, glaubten die Zuschauer am Museumsplatz an einen Heimsieg. Doch Frankfurt wusste die Neuenheimer Angriffswellen ein ums andere Mal abzuwehren und den so wichtigen Sieg einzutüten.
Ein wenig trauerte auch SCN-Teammanager Axel Moser der vertanen Chance am Ende hinterher: „Frankfurt hatte für 55 bis 60 Minuten alles im Griff und dann drehte das Spiel komplett und wir kamen durch den Versuch von Felix Lammers so auf, dass wir am Ende sogar noch hätten gewinnen können!“
Darüber hinaus betonte Moser, dass man besonders aus diesen Duellen gegen Frankfurt besonders viel ziehe und sich weiter verbessere. Die Wahrscheinlichkeit, dass 1880 und der SCN in dieser Saison in den Playoffs erneut aufeinandertreffen, ist alles andere als klein.
Bei den Frankfurtern sprach Coach Byron Schmidt von einem „unter dem Strich fairen Resultat“. Man habe es in der entscheidenden Phase verpasst mehr Abstand zwischen sich und den Neuenheimer Rivalen zu bringen. Man werde daraus lernen und darüber hinaus versuchen die Disziplinlosigkeiten abzustellen.
TSV Handschuhsheim 58-10 RG Heidelberg
Es war ein Heidelberg-Derby, bei dem die Gäste von der anderen Neckarseite nur eine Zeit lang auf Augenhöhe agierten. In Durchgang eins lief zunächst alles, wie erwartet. Josh Gando brachte die Löwen früh in Front, doch den Gastgebern brachte das zunächst kein Selbstbewusstsein.
RGH-Hakler Lomauri klaute das Leder im Tackle und schaffte es, ohne dass sich ein Löwe ihm in den Weg stellen konnten, bis unter die Stangen. Die Erhöhung und einen Straftritt von Fabian Heimpel später stand es plötzlich 10:5 für die Orange Hearts. Doch diese Führung hatte keine lange Halbwertszeit. Noch vor der Pause sorgte ein Doppelpack von Jaco Otto, sowie ein weiterer schön herausgespielter Versuch von Bennet Veil für klare Verhältnisse.
Eben solche stellten die Löwen dann in Durchgang zwei her, als das Spiel eindeutig für die Gastgeber kippte. Nunheim, Bechtel und de Giocomi schraubten den Punktestand der Löwen bis zur 60. Minute auf 48-10 hoch. In der Schlussphase passierte dann nicht mehr viel - Verbinder Bechtel konnte seine Punkteausbeute per Straftritt, Versuch und Erhöhung noch erhöhen.
Die Löwen gingen als verdiente Sieger vom Feld und konnten Rang vier weiter festigen. Kommende Woche geht es nach Frankfurt und auch wenn der Abstand nach oben zu groß ist, um noch etwas an der Ausgangslage vor den Playoffs zu ändern, wäre ein Sieg doch wichtig für die Löwen-Moral.
Offenbacher SCR 27-20 RK Heusenstamm
Nachdem das Derby im Hinspiel noch an den RKH ging, waren es dieses Mal die Offenbacher, die sich den so wichtigen Derbysieg sicherten. Dabei hatten die Füchse noch zur Pause die Nase knapp mit 10-8 vorne durch Versuche von Fleisch und Schuster. Doch nach der Pause konnte Offenbacher noch einen Joker ziehen.
Die Offenbacher wechselten den Südafrikaner Lutho Kote ein, der eigentlich schon gar nicht mehr für den Klub auflaufen sollte. Denn Kote hatte sich mit seinem Landsmann, dem Ex-Spielertrainer verstritten und war suspendiert worden. Doch die Aussöhnung unter Neu-Spielertrainer Robert Haase sollte sich auszahlen.
Kote legte zwar selbst keine Versuche, machte mit seinen kräftigen Ballvorträgen aber immer wieder wichtige Meter und riss Lücken, durch die schnelle Spieler wie Marvin Dieckmann spritzen konnten, der selbst zu den Versuchelegern zählte. Auch Heusenstamm kam nach der Pause noch zu zwei Versuchen, erneut durch Schuster und Franke, jedoch saß kein einziger Kick vom Tee, so dass Offenbach das Ergebnis über die Zeit retten konnte.
Heusenstamm rutscht damit auf den Relegationsrang und hat mit dem HRK und SC Neuenheim noch zwei Heidelberger Gegner vor der Brust. Bei vier Punkten Rückstand auf die RGH muss man bei den Füchsen ausgerechnet auf Schützenhilfe aus Offenbach hoffen - denn die Offenbacher spielen selbst noch gegen die RGH.
NORD/OST
Tabelle
Rang |
Team |
Spiele |
Punkte |
Differenz |
1 |
Berliner RC |
12 |
49 |
+287 |
2 |
Hannover 78 |
10 |
41 |
+197 |
3 |
RC Leipzig |
11 |
36 |
+98 |
4 |
SC Germania List |
12 |
31 |
+12 |
5 |
Hamburger RC |
12 |
28 |
-14 |
6 |
FC St. Pauli |
12 |
17 |
-203 |
7 |
RK 03 Berlin |
12 |
16 |
-259 |
8 |
Victoria Linden |
11 |
15 |
-118 |
SC Germania List 10-69 Hannover 78
Ein denkwürdiges Derby bekamen die Zuschauer an der Schneckenburgstraße zu sehen. Nachdem das Hinspiel mit 13-12 noch eine unfassbar enge Angelegenheit war, konnte sich Hannover 78 nun einen Kantersieg für die Geschichtsbücher sichern. Dabei waren die ersten 20 Minuten bei allerbesten Bedingungen noch ausgeglichen.
Doch spätestens dann zog 78 sukzessive und gnadenlos davon an einem Nachmittag, an dem schlicht alles passte. Die Offloads saßen, die Defensive hielt die Germania-Offensive fast im kompletten Spielverlauf in Schach und Alexander Brosowski zeigte sich vom Kicking-Tee unfassbar treffsicher.
Bereits zur Pause war beim Stand von 26:3 aus Gästesicht der Offensiv-Bonus in der Tasche. Als SCG-Schluss Moritz Clasen den Ehrenversuch für die Gastgeber erzielte, hatte 78 schon 50 Punkte auf dem Konto. Es war schlicht ein gebrauchter Nachmittag für die Germanen, die 2023 bisher alle Spiele hatten gewinnen können.
Hannover 78 ist damit weiter auf Kurs die Nordstaffel auf Rang eins abzuschließen, hat jedoch mit noch zwei ausstehenden Nachholspielen auch ein Mammut-Programm vor der Brust. Am kommenden Samstag geht es nach Leipzig, wo man siegen muss, um als bestes Nordteam in die Playoffs einzuziehen.
78-Trainer Christian Doering betonte nach der Partie: „Die gute Organisation und das schnelle Spiel waren maßgeblich für den Derbysieg, zudem haben die Spieler sehr oft die richtigen Entscheidungen getroffen und sich mit dem nicht zu erwarteten eindeutigen Ergebnis belohnt." Man habe eine Leistung abgeliefert, auf die man stolz sein könne.
Berliner RC 19-7 RC Leipzig
Leipzig lieferte dem Tabellenführer in der Jungfernheide einen harten Fight. In einer ausgeglichenen ersten Hälfte hatte der BRC in den entscheidenden Momenten mehr spielerische Klasse, konnte sich mit zwei Versuchen aber nicht wirklich absetzen.
Auch nach dem Intervall waren die Gastgeber tonangebend und schafften es sich einen dritten Versuch zu erarbeiten. Leipzig schöpfte spät noch einmal Hoffnung auf einen Punktgewinn, ohne aber einen zweiten Versuch legen zu können, der für die Sachsen immerhin einen Defensiv-Bonus bedeutet hätte.
So bleibt der BRC vorerst an Tabellenplatz eins, muss jedoch auf einen Hannoveraner Ausrutscher hoffen. Sollte 78 beide Nachholspiele gewinnen, würde der BRC als Nord-Zweiter in die Playoffs gehen und damit wahrscheinlich auf den TSV Handschuhsheim treffen. Für Leipzig wiederum würde es dann nach Neuenheim gehen, sofern die Sachsen sich nicht noch von Germania List einholen lassen.
Victoria Linden 21-27 FC St. Pauli
Der nächste Big Point für Sankt Pauli, der die Hanseaten erstmals in dieser Saison aus den Abstiegsrängen hievt. In einem äußerst kampfbetonten Spiel, das trotz guter Bedingungen von den Sturmreihen beider Teams dominiert wurde, konnte Pauli schon in Durchgang eins die Initiative übernehmen und mit 15-7 nach drei erzielten Versuchen in die Pause gehen.
Als die Gäste dann direkt nach Wiederanpfiff auf 20-7 davonzogen und den Offensiv-Bonus in der Tasche hatten, schien es eine klare Angelegenheit für Braun-Weiß zu werden. Doch die Mannschaft von Jens Himmer gab sich zu keinem Zeitpunkt auf und verkürzte auf 14-20. Wieder hatte Pauli die passende Antwort parat doch in einer wilden Schlussphase hätte Victoria fast noch den Ausgleich erreicht.
Doch dazu kam es nicht mehr und so hat Victoria Linden den zur Winterpause elf Punkte betragenden Vorsprung auf Sankt Pauli verspielt und ist nun letzter. Angesichts des Restprogramms - zwei Mal gegen 78 sowie gegen den BRC - wird es in der derzeitigen Form schwer, weitere Punkte zu sammeln. Pauli hat derweil daheim gegen den RK 03 die Chance am letzten Spieltag den Klassenerhalt klar zu machen.
Hamburger RC 40-13 RK 03 Berlin
Gegen personell geschwächt angereiste Berliner fand der Hamburger RC wieder in die Erfolgsspur. Der Bonuspunktsieg bringt die Hanseaten wieder zurück in das Rennen um einen Playoff-Platz. Trainer Jackson lobte sein Team, das einen „hart erkämpften Sieg gegen einen nie aufgebenden RK“ herausholte.
Dabei gehörte besonders der erste Durchgang den Hanseaten, die neben ihren bekannten Sturmphasen das Leder bei perfekten Bedingungen auch immer wieder durch die Hände wandern ließen. Zur Pause hatte sich der HRC einen 19:3 Vorsprung rausgearbeitet, aber obwohl die Berliner bei kraftraubenden Bedingungen nur mit drei Auswechselspielern angereist waren, kamen die Gäste in Durchgang zwei noch einmal auf.
Der eingewechselte Außen Maxime Kenens verkürzte auf 8-19 aus Gästesicht und plötzlich hatte der RK längere Ballbesitzphasen in der Hamburger 22. Jedoch wurden die oft zu hastig ausgeführt, so dass gleich mehrere Offloads zu Intercepts wurden. Hamburgs Galushkin besorgte dann mit Versuch Nummer vier den Bonus und stellte den alten Abstand her.
Doch der RK hatte wieder eine Antwort durch Eigengewächs Boris Chabral, der erneut verkürzte. Wieder war der RK nur einen Versuch vom Defensiv-Bonus entfernt, wusste aber mehrere Chancen in der HRC-22 nicht zu nutzen. Die Quittung: Hamburg bestrafte die Schludrigkeit mit den Chancen mit gleich zwei ganz späten Versuchen innerhalb von nur 120 Sekunden.
Hamburg kann nun wieder in der Tabelle nach oben blicken, während sich der RK in einem Dreikampf gegen den Abstieg befindet. An gleicher Stelle könnte es am letzten Spieltag gegen Sankt Pauli zum Spiel gegen den Abstieg werden.
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