Eine Halbzeit lang konnten die deutschen Frauen Portugals Offensiv-Abteilung in Schach halten.
Die deutsche 15er-Rugbynationalmannschaft der Frauen hat in Hürth zwar das letzte Saisonspiel in der Rugby Europe Trophy mit 5:20 (0:0) verloren, aber gegen die hoch favorisierten Portugiesinnen, welche in dieser Spielzeit alle anderen Teams geradezu dominieren konnte, vor allem in der ersten Halbzeit eine starke Leistung abgeliefert. Nach dem Seitenwechsel zeigte Portugal phasenweise zwar, warum sie souverän in die Rugby Europe Championship aufsteigen, doch Rugby Deutschland darf sich über ein verdient knappes Ergebnis gegen den Liga-Primus freuen.
„Die Mannschaft hat heute eine Top-Leistung gezeigt, die ihr viele vielleicht so gar nicht zugetraut hätten nach dem Saisonverlauf der Portugiesinnen und dem klaren 0:57 im letzten Aufeinandertreffen vor einem Jahr“, so Melvine Smith, der den kurzfristig verhinderten Nationaltrainer Cieran Anderson an der Seitenlinie vertrat. „Wir hatten im ersten Durchgang zwei, drei gute Chancen, die wir leider nicht nutzen konnten und haben insgesamt sehr gut verteidigt heute. Nach der Pause gab es dann natürlich die eine oder andere Szene, die Portugal dann auch gut ausgenutzt hat. Man hat gesehen: Wenn wir dranbleiben, uns etwas zutrauen, dann können wir auch gegen ein Team wie Portugal durchaus mithalten. Ich bin wirklich stolz auf die Mädels und auf dieses gute Ergebnis.“
„Manchmal fühlt sich eine Niederlage auch wie ein Sieg an, und so eine Niederlage war das heute“, ergänzte Dirk Frase, Vorsitzender der Rugby Deutschland Frauen. „Ich denke, eine Leistung wie in der ersten Hälfte war gegen Portugal eigentlich nicht zu erwarten. Das war schon wirklich stark. Leider konnten wir das nicht über die kompletten 80 Minuten durchhalten, aber die Mädels haben sich heute absolut ein Kompliment verdient.“
In der Anfangsviertelstunde wirkten die deutschen Frauen zwar etwas nervös, aber gut eingestellt und defensiv sehr wach, sodass die favorisierten Portugiesinnen lange brauchten, um überhaupt ins Spiel zu kommen. Auch offensiv zeigte das mutig auftretende Phönix-Team einige gute Phasen, auch wenn da noch keine Punkte heraussprangen.
Auch in der Folge spielte man mit den bislang in dieser Saison so souverän auftretenden Ibererinnen mindestens auf Augenhöhe mit, stellte die Gegnerinnen, die sich nicht auf das deutsche Spiel einstellen konnten, mit variablem Spiel auch mehrfach vor Probleme. Doch es fehlte – auch in Überzahl durch gleich zwei Gelbe Karten für Portugal – der letzte „Punch“, der für den durchaus in der Luft liegenden deutschen Versuch hätte sorgen können. Gegen Ende der ersten Hälfte war Deutschland nah dran an den ersten Punkten, doch die Defensive der Portugiesinnen, für die der Pausenpfiff gerade richtig kam, hielt stand.
Die Portugiesinnen, die schnell wieder auf das Feld zurückkamen, tauchten umgehend zum ersten Mal gefährlich an der deutschen Mallinie auf, wurden aber zunächst erneut stark abgewehrt. (43.). Portugal blieb aber jetzt im Vorwärtsgang und setzte sich in der deutschen 22-Meter-Zone fest. Man merkte, dass sich die Gäste für die zweite Hälfte viel vorgenommen hatten, und in der 48. Minute trug das auch nicht unverdient erstmals Früchte, als Ana Freire eine Überzahl auf der linken Seite zum Versuch nutzte.
Rugby Deutschland schüttelte den ersten Gegenversuch schnell ab und versuchte weiter, Portugal unter Druck zu setzen und selbst Chancen auf Punkte zu generieren. Doch ein stark ausgespielter Konter der Gäste endete in Person von Matildes Goes zum 10:0 im deutschen Malfeld (57.). Die Offensiv-Maschine Portugals lief jetzt deutlich besser als vor der Halbzeitpause, während sich in der deutschen Defensive jetzt die eine oder andere Lücke mehr auftat. Und so ließ Ane Freire in der 64. Minute bereits den dritten Versuch folgen.
Auch offensiv wirkte Rugby Deutschland jetzt etwas statischer und auch fehleranfälliger, was natürlich Portugal in die Karten spielte, das immer wieder gefährlich vorstoßen konnte. Das Phönix-Team hielt dennoch über weite Strecken gegen die im zweiten Durchgang überlegenen Gäste von der iberischen Halbinsel mit, auch wenn Portugal kurz vor Schluss noch zum vierten Versuch durch Sara Moreira kam (78.). Doch die Phönixe steckten nicht auf, wollten sich für die starke Leistung am heutigen Tag zumindest mit Punkten belohnen. Und dafür sorgte in der Nachspielzeit die erst kurz zuvor eingewechselte Anja Fischer, die von drei Gegenspielerinnen nicht gestoppt werden konnte und sich für den verdienten Ehrenversuch bis ins Malfeld durchtankte.
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