Jahrelang das Maß aller Dinge im deutschen Herren-Rugby, nun kurz vor dem Abstieg - der HRK. Foto (c) Rück
Der Berliner RC kann seine Position an der Spitze im Norden festigen, während dem Hauptstadt-Konkurrenten am anderen Tabellenende ein wichtiger Sieg gelungen ist. Im Süden musste der HRK derweil eine handfeste Klatsche hinnehmen, mit der der Abstieg in Liga zwei immer näher zu rücken scheint.
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NORD/OST
Tabelle
Rang |
Team |
Spiele |
Punkte |
Differenz |
1 |
Berliner RC |
10 |
44 |
+276 |
2 |
Hannover 78 |
8 |
32 |
+137 |
3 |
RC Leipzig |
9 |
31 |
+77 |
4 |
SC Germania List |
10 |
26 |
+31 |
5 |
Hamburger RC |
10 |
21 |
-37 |
6 |
RK 03 Berlin |
10 |
16 |
-192 |
7 |
TSV Victoria Linden |
9 |
14 |
-79 |
8 |
FC Sankt Pauli |
9 |
7 |
-213 |
FC St. Pauli 5-32 Berliner Rugby Club
Sankt Pauli ist die zweite Sensation in Serie gegen ein Top-Team der Nordstaffel nicht gelungen. Dabei hatten die Braunweißen in der heimischen Anlage an der Saarlandstraße bei berühmt hanseatischen Bedingungen, wie schon gegen Leipzig vorige Woche, den perfekten Start erwischt.
Verbinder Johann Schünemann hatte sich nach einigen dynamischen Phasen auf der kurzen Seite durchgetankt und das ovale Leder an der Eckfahne zum 5:0 abgelegt.
Doch die Gäste aus der Hauptstadt brauchten nur kurz, um sich vom Schock zu erholen und arbeiteten sich per Paket in das Malfeld der Hanseaten. Mit der Erhöhung führte der BRC erstmals und diese Führung sollte bis zum Ende der Partie Bestand haben.
Noch vor der Pause folgten zwei weitere Versuche der Gäste: Einmal mit dem Sturm und ein weiteres Mal mit einem gut platzierten Berliner Bodenroller, der die anlaufende Pauli-Defensive aushebelte.
Nach dem Pausentee beim Stand von 17:5 dann ein ähnliches Bild: Die Berliner hatten klare Feldvorteile und wussten dieser immer wieder in Punkte umzumünzen. Zunächst zum Bonuspunkt und als Pauli dann gleich zwei Mal zehn Minuten in Unterzahl spielen musste, war der Widerstand weitestgehend gebrochen.
Die Berliner liefen noch zwei weitere Male ein, ohne vom Tee die Erhöhungen zu kicken. Das 32:5 festigt die Tabellenführung der Berliner, die nun zwölf Zähler Vorsprung auf Rang zwei haben - bei jedoch zwei Spielen mehr, als Hannover 78.
In zwei Wochen dann wird es im direkten Duell der beiden Nord-Topklubs mindestens eine Vorentscheidung geben im Rennen um Rang eins. St. Pauli wiederum hat nun wieder sieben Zähler Rückstand auf den Relegationsrang und muss in zwei Wochen beim Derby punkten, um die Chancen auf den Klassenerhalt zu erhöhen.
RK 03 Berlin 24-10 Victoria Linden
Für beide Kontrahenten ging es an diesem verregneten und nasskalten Samstag um sehr viel. Die Gäste wollten nach zwei Pleiten in Folge unbedingt gewinnen, um vor den Hauptstädtern zu bleiben und die Abstiegsgefahr zu minimieren. Beide Teams gingen mit viel Aggressivität in dieses Duell, das aufgrund der Bedingungen nicht immer das beste Rugby bot.
Besonders im ersten Durchgang hatte der RK klare Feldvorteile und biss sich immer wieder in der Hälfte der Zebras fest. Bei den Standards zeigte sich das Team klar verbessert und hatte im Gedränge über weite Strecken gar klar die Oberhand. Es sollte aber eine Viertelstunde dauern, bis erstmals Punkte fielen.
Nach einer Gasse tief in der 22 setzte RK-Neuner Caramella den einwerfenden Flanker Franz Müller clever in Szene. Müller tankte sich durch und konnte an der Eckfahne ablegen. Die Erhöhung ging daneben und quasi im Gegenzug kassierten die Berliner dann aber einen Straftritt, den der südafrikanische Gäste-Verbinder Jantjies dankbar zum 3:5 aus Hannover Sicht verwertete.
Wichtiger Sieg im Dauerregen: Der RK 03 ging auf heimischen Platz zum dritten Mal in dieser Saison als Sieger vom Feld
Bis zum Pausenpfiff gestaltete sich die Partie dann ausgeglichener - auch aufgrund der miserablen Bedingungen wusste keines der beiden Teams sich durchzukombinieren. Victorias Kicker Jantjies ließ dann aber sechs Zähler vom Tee liegen, als er aus 35 bis 40 Metern auf die Stangen setzte und jeweils verzog.
In Durchgang zwei gelang den Gastgebern dann wieder der klar bessere Start. Nach einer langen Druckphase in der 22 der Gäste führte ein schnell angekratzter Straftritt zum 12:3 aus Berliner Sicht durch Schluss Victor Perez. In der besten Phase der Gastgeber dann erneut ein Versuch, nachdem sich die Berliner mit viel Druck in der 22 festgesetzt hatten - dieses Mal konnte der italienische Neuner Mattia Caramella den Versuch legen.
In der hektischen Schlussphase, nach zahlreichen Wechseln auf beiden Seiten, schaffte es zunächst die Victoria erstmals über die Mallinie, nachdem man mit dem Sturm wichtige Meter gemacht hatte. Beim Stand von 10-19 aus Gästesicht blieb aber keine Zeit, damit noch einmal Hoffnung aufkeimen konnte.
Denn mit dem nächsten Angriff konnte der RK für die Entscheidung sorgen und sich dabei noch den so wichtigen Offensiv-Bonus sichern. Nach einem starken Lauf von Flanker Müller wanderte das Leder durch mehrere Hände und am Ende zum eingewechselten Außen Louis Berger, der unter dem Jubel von Anhang und Spielern zum 24:10 Sieg ablegte.
Die Berliner verlassen damit den Relegationsrang und ziehen an Victoria Linden vorbei. Die Gäste hatten eine kämpferisch starke Leistung gezeigt, müssen nun aber erstmals wieder so richtig um den Klassenerhalt bangen. In zwei Wochen geht es nach Ostern für den RK gegen Germania List weiter, während Victoria in Leipzig gastiert.
SC Germania List 28-3 Hamburger RC
Im Duell der beiden Anwärter auf Rang vier gab es witterungsbedingt zunächst wenig zu vermelden. Auf beiden Seiten hatte man Probleme das Leder gewinnbringend zu nutzen und so reichte den Gästen ein Straftritt, um bis zur 30. Minuten zu führen, als Daniel Koch den Gastgebern drei Punkte ebenso vom Tee bescherte.
Mit der letzten Aktion der ersten Halbzeit war es dann erneut Verbinder Koch, der mit dem 6:3 die erstmalige Germania-Führung besorgte. Nach einem weiteren Straftritt sollte es bis zur 52. Minute dauern, bis die Zuschauer an der Schneckenburgstraße erstmals einen Versuch zu sehen bekamen. Nach einer, auch angesichts der Bedingungen, schönen Kombination legte die kurze Ecke Helge Köhn zum 14:3 ab.
Als Hamburg dann nach einer Gelben zwischenzeitlich in Unterzahl spielte, gab es die nächsten Punkte. Nach einer tollen Kombi der beiden Siebener-Asse Niclas Koch und Felix Hufnagel konnte Germanias Neuner auf 21:3 stellen. Als Flanker Tana Majoni wenige Minuten später auf 28:3 erhöhte, war das Spiel entschieden.
Hamburg drängte noch einmal auf den Ehrenversuch, verpasste diesen aber, während Germania sich den Bonus nicht mehr zu sichern vermochte. In zwei Wochen heißt Germanias nächster Gegner RK 03, während die Hanseaten ihr Derby gegen St. Pauli spielen.
RC Leipzig - Hannover 78
Das Spiel wurde wegen Unbespielbarkeit des Platzes abgesagt und wird aller Voraussicht nach im Mai nachgeholt.
SÜD/WEST
Tabelle
Rang |
Team |
Spiele |
Punkte |
Differenz |
1 |
SC Frankfurt 1880 |
10 |
48 |
+364 |
2 |
Sportclub Neuenheim |
10 |
44 |
+329 |
3 |
TSV Handschuhsheim |
10 |
35 |
+439 |
4 |
RG Heidelberg |
10 |
21 |
-132 |
5 |
RK Heusenstamm |
10 |
16 |
-231 |
6 |
München RFC |
10 |
16 |
-301 |
7 |
Offenbacher SCR |
10 |
15 |
-132 |
8 |
Heidelberger RK |
10 |
2 |
-336 |
TSV Handschuhsheim 56-14 München RFC
Die Löwen begannen nach der enttäuschenden Derbypleite zunächst nervös und mit einigen Ballverlusten. Als zunächst Spielertrainer Max Stelling nach einem Solo unter den Stangen, sowie Christopher Korn die Seitenlinie entlang die ersten beiden Versuche und eine 12:0 Führung erspielten, schien dann doch alles seinen gewohnten Gang zu gehen.
Doch die Münchner wollten nicht nur als Punktelieferant nach Handschuhsheim reisen und kämpften sich in die Partie. Nach einer eigentlich überworfenen Gasse der Münchner schaltete der portugiesische Prop Corte Real am schnellsten und bahnte sich den Weg ins Löwen-Malfeld.
Als Niklas Hohl dann noch per Straftritt auf 10-12 verkürzte, schien eine Sensation kurz in Reichweite. Aber noch vor dem Pausenpfiff stellten die Gastgeber klare Verhältnisse her. Tobias Bauer nach einer schönen Kombination und Felix Martel erhöhten aus TSV-Sicht jeweils per Versuch noch vor dem Pausenpfiff auf 22-10.
Nach dem Wiederanpfiff dann ein ähnliches Bild: Der TSV übernahm mehr und mehr die Initiative und schnürte die Gäste in deren Hälfte ein. Erneut bewies Christopher Korn dann sein Können und beschleunigte durch eine sich auftuende Lücke zum 27-10. Als Jaco Otto dann wenige Minuten später erhöhen konnte, war die Partie entschieden.
Stelling, De Giacomoni und Flanker Eneke schraubten das Löwen-Punktekonto noch in standesgemäße Höhen, bevor die Gäste mit dem Schlusspfiff noch ein wenig Ergebniskosmetik betreiben konnten.
Rückkehrer Benjamin Müssig fasste das Spiel anschließend aus TSV-Sicht passend zusammen: „Heute hat vieles nicht geklappt, was wir versucht haben, aber der Wille war immer da - wir wissen, woran wir arbeiten müssen!“ In zwei Wochen gibt es für die Löwen das Gastspiel in Heusenstamm, während der MRFC erstmals 2023 daheim antritt und zwar gegen Offenbach.
Heidelberger RK 7-94 SC Frankfurt 1880
Dass an diesem Nachmittag gegen Meister Frankfurt 1880 nicht viel zu holen sein würde, war wohl Konsens unter denjenigen, die es mit dem Klub hielten. Nach der unglücklichen Pleite gegen Offenbach, deren Nachspiel noch immer nicht ganz geklärt ist, lautete die Paarung immerhin Letzter gegen Erster.
Nur ein einziges Mal hatte der Anhang der Zebras beim Heimspiel der Herren Grund zu jubeln, bevor sich später die HRK-Damen den Titel sicherten. Verbinder Gobejishvili legte per Cross-Kick einen Versuch für Barthel auf, der durchaus sehenswert war. Jedoch waren da schon 48 Minuten gespielt und Frankfurt hatte bereits sage und schreibe 68 Punkte auf dem Konto.
Nach einer ersten Hälfte zum Vergessen steht es schlecht um die Chancen des Klubs die Liga noch zu halten
Diese 68 Punkte wurden allesamt in Hälfte eins erzielt, in der die Frankfurter im Minutentakt einliefen. Nur 16 Spieler hatte der HRK aufbieten können und dennoch zeigte man in Durchgang zwei viel Kampfgeist. Mit am Ende nur noch 13 Spielern konnte man den Frankfurter Sturmlauf nach der Pause schlussendlich auf vier Versuche beschränken.
Die Klub-Chancen auf den Klassenerhalt sind mit diesem Ergebnis wohl nur noch rechnerisch gegeben. 13 Zähler Rückstand bei vier ausstehenden Partien auf Offenbach würden mindestens drei Siege erfordern und in zwei Wochen lautet der nächste Gegner Neuenheim. Danach jedoch warten mit dem MRFC, Heusenstamm und der RGH drei Gegner, die der Klub an einem guten Tag schlagen kann.
Offenbacher SCR 0-52 SC Neuenheim
Den Gästen aus der Neckarstadt gelang es in Offenbach nachzulegen. Sieben Tage nach dem harte erkämpften Derbysieg gab es nun weitere wichtige Punkte für Königsblau im Kampf um die Playoffs. Trainer Curtis Bradford zeigte sich entsprechend “zufrieden“ mit der Leistung – man habe das Spiel jederzeit unter Kontrolle gehabt.
Tatsächlich bekamen die Zuschauer in Offenbach über weite Strecken der Partie Einbahnstraßen-Rugby zu sehen. Verbinder Mondli Nkosi sorgte selbst für den ersten Versuch und die folgende Erhöhung nach einer Viertelstunde. Darauf folgten Versuche von Hakler Troch, Schwager und Perrone, womit der Bonuspunkt schon vor der Pause eingetütet war.
Nach der Pause änderte sich wenig am Spielgeschehen. Königsblau war weiter dominant und ließ auf fremden Platz nie Zweifel über den Ausgang der Partie aufkommen. Der eingewechselte Samy Füchsel, ein Strafversuch, sowie Timo Vollenkemper und Macedo sorgten für den deutlichen Endstand, der gleichbedeutend mit dem neunten Saisonsieg für den SCN waren.
Team-Manager Axel Moser lobte anschließend vor allem die Defensive, die rein gar nichts zugelassen hatte. Dazu zeigte sich Moser darüber zufrieden, dass man trotz Rotation nach dem Derby dominant aufgetreten ist. Nun folgt zunächst das Duell mit dem HRK, bevor es in drei Wochen am Museumsplatz gegen Frankfurt 1880 um den Spitzenplatz in der Südgruppe geht.
RG Heidelberg 24-5 RK Heusenstamm
Gab es im Herbst noch Befürchtungen in Sachen Klassenerhalt bei vielen, die mit der RGH sympathisieren, redet man im Rugby-Wohnzimmer mittlerweile vom Playoff-Einzug. Die Orange Hearts haben sich gefangen und spätestens mit dem Sieg im Sonntagsspiel herrscht wieder Optimismus beim Traditionsklub vom Harbigweg.
Gegen Heusenstamm war Fabian Heimpel mal wieder der Strippenzieher der Gastgeber, jedoch waren es zunächst die Stürmer, die mit einem Pakt zum ersten Versuch das Ausrufezeichen setzten. Ein Straftritt bescherte schließlich die Pausenführung von 10:0.
Nach dem Pausentee war das Spiel weiterhin ausgeglichen. Die Gastgeber zeigten sich aber cleverer und schnürten die Füchse ein ums andere Mal tief in deren Hälfte ein. Zwei weitere Versuche zum Stand von 24:0 entschieden die Partie, bevor Heusenstamm kurz vor dem Schlusspfiff mit dem Ehrenversuch noch etwas Ergebniskosmetik betreiben konnte.
Der verdiente Sieg beschert den Orange Hearts einen Fünf-Punkte-Vorsprung vor den Gästen, bevor es in das Duell mit Titelverteidiger Frankfurt geht. Heusenstamm hat mit Handschuhsheim eine nur unweit weniger anspruchsvolle Aufgabe nach der Osterpause.
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