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TR-Analyse: Verdiente Adler-Niederlage in Amsterdam
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Sonntag, 19. März 2023

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Besonders in der Anfangsphase waren die Gastgeber in der Defensive weitaus aggressiver. Foto (c) Perlich

Die deutsche Rugby-Nationalmannschaft beendet die diesjährige Rugby Europe Championship nach einer 28-50 Niederlage in Amsterdam auf dem sechsten Rang. Besonders im ersten Durchgang produzierte das deutsche Team viel zu viele Fehler und lieferte wohl die schlechtesten 40 Minuten der gesamten EM ab. Gleichwohl zeigte das Team nach der Pause mit vier Versuchen, dass man in diesem Wettbewerb bleiben möchte und in Sachen Klassenerhalt gute Karten hat.


Der Geruch von frittierten holländischen Spezialitäten lag in der Luft, der Himmel war der Jahreszeit entsprechend bedeckt und die zahlreich erschienenen Fans der traditionell in Oranje spielenden Gastgeber bedienten sich, dem Super Sunday in der Rugby Europe Championship angemessen, beim gezapften Grolsch. Es sollte ihr Nachmittag werden und die deutsche Mannschaft zeigte sich leider zu oft als zu höflicher Gast.

Den ersten Versuch präsentierten unsere Adler den Holländern quasi auf dem Silbertablett. Der lange Ankick der Gastgeber wurde von Deutschlands Neuner McDonald zwar sicher gefangen, der sich beim Befreiungskick kurz vor der Linie aber einen Tick zu viel Zeit ließ. Sein Versuch das Leder loszuwerden wurde geblockt und nach nicht einmal zehn gespielten Sekunden zum ersten Versuch der Niederlande abgelegt.

Schwierige erste Hälfte nach Horror-Start

Damit war der Tenor für den ersten Durchgang gesetzt. Deutschland fabrizierte viele einfache Fehler und die Niederländer nutzten diese dankbar aus. Besonders die Gasse, im bisherigen EM-Verlauf eigentlich eine Stärke unserer Adler, wurde zur Achillesferse. Ein ums andere Mal gingen eigene Bälle verloren und selbst wenn der Ball in der Gasse gesichert wurde, dann war es meist kein sauberer Ball, mit dem man Angriffe hätte.

Dazu war das holländische Team in der Anfangsphase weitaus aggressiver und ging, angefeuert von den Rängen, mit viel Dampf in die Kontakte. In der Defensive konnten die Holländer den deutschen Angriffen immer wieder mit Doppel-Tackles das Momentum nehmen.

Die Highlights des Spiels

Auch bei Versuch Nummer zwei ging ein geblockter Kick tief in der eigenen 22 voraus. In der anschließenden Ballbesitzphase der Holländer kurz vor dem Malfeld fiel der zweite Versuch, trotz leidenschaftlicher deutscher Defensive.

Der darauffolgende Ankick wurde dann zum nächsten unnötigen Bumerang, da einige deutsche Spieler vor Kicker Raynor Parkinson waren und die Initiative damit direkt an die Gastgeber ging. Aus dem Gedränge folgte ein Straftritt und nur eine Zeigerumdrehung später schob sich das starke Oranje-Paket in das deutsche Malfeld.

Erste positive Ansätze erst, als Holland schon drei Mal gescored hatte

So stand es bereits 21:0, als das deutsche Team erstmals einige Offensiv-Phasen aneinander reihen konnte. Doch wie bei allen Versuchen im ersten Durchgang Druck auf die Niederländer auszuüben endete diese mit einem Fehler. Die Holländer spielten das Spiel derweil deutlich schlauer und streuten immer wieder clevere taktische Kicks ein, die das deutsche Team in der eigenen Hälfte einschnürten.

Als dann noch Erste-Reihe-Stürmer Matthis Blume nach einer Kollision abseits des Balles mit einer Gehirnerschütterung vom Feld musste (ihm geht es den Umständen entsprechend gut), drohte dem deutschen Team das Spiel endgültig zu entgleiten. Tatsächlich sollte noch ein weiterer niederländischer Versuch folgen, bevor der erlösende Halbzeitpfiff kam, der die schlechteste deutsche Hälfte im EM-Verlauf 2023 beendete.

Ohne die Chance auf eigene Punkte und personell auf dem Zahnfleisch gehend hätte es für das deutsche Team in Durchgang zwei äußerst unangenehm werden können. Jedoch nutzten unsere Adler die Chance sich zu sammeln und die Halbzeitansprache von Coach Kuhlmann dürfte ihr Übriges beigetragen haben. Denn nach der Pause zeigte das Team einiges von dem, was man noch im ersten Durchgang hatte vermissen lassen.

Zweiter Durchgang stimmt hoffnungsvoll

Vier Versuche gelangen dem deutschen Team und besonders Leo Wolf zeigte mit zahlreichen starken Läufen, wie wichtig er mittlerweile für das deutsche Team ist. Er bereitete den Versuch von Nicolas Rinklin vor und bahnte sich mit seine kompromisslosen Art und Weise den Weg zu einem weiteren Versuch. Auch Timo Vollenkemper, Oliver Stein und der eingewechselte Nicolas Rinklin brachten mehr Dynamik das Spiel der deutschen Mannschaft

Die Gasse bliebt weiterhin das Sorgenkind des deutschen Teams, jedoch wurde das Kräfteverhältnis im Gedränge ausgeglichener, als die Niederländer ihre erste Sturmreihe wechselten. Dass es trotz vier deutschen Versuchen nach der Pause nicht mehr spannend wurde, muss sich das deutsche Team in erster Linie selbst ankreiden.

Die Enttäuschung war den deutschen Spielern anzumerken

Neben dem sehr sehr starken Paket der Niederländer waren es immer wieder kleine deutsche Fehler, die noch mehr Spannung zu Nichte machten. Dabei hätte Luke Wakefield mit einem Intercept fast für das zwischenzeitliche 35-45 gesorgt, jedoch wurde Wakefield vom Unparteiischen zurückgepfiffen, da dieser einen Vorteil spielte.

Verdiente Niederlage, jedoch sind die Aussichten positiv

So stand eine am Ende verdiente Pleite zu Buche, deren Art und Weise enttäuschend war. Sicherlich fehlten dem deutschen Team einige Leistungsträger, wie Kapitän Schröder und Zinzan Hees und dazu konnte kein Frankreich-Profi losgeeist werden. Trotzdem zeigte der zweite Durchgang, sowie die erste Partie gegen die Niederlande, dass die Niederländer keineswegs außer Reichweite sind. Das deutsche Team hatte keineswegs eine optimale Vorbereitung auf dieses Turnier, wuchs aber im Verlaufe der Spiele immer weiter zusammen.

Mit Rang sechs in der EM-Endabrechnung steht es nicht schlecht um die deutschen Chancen auf den Klassenerhalt. 2024 wird die deutsche Nationalmannschaft ein weiteres Mal im nationalen Rugby-Zentrum der Niederlande antreten. Das Ziel aus deutscher Sicht muss klar sein: Kommendes Jahr in Amsterdam gewinnen und dann gegen Polen oder Belgien die Klasse halten.

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