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World Rugby empfiehlt das „Bauch-Tackle“: Experimentelle Regeln vielleicht auch bald in Deutschland
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Montag, 13. März 2023

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Bitte nur noch ab dem Bauch abwärts: World Rugby empfiehlt eine neue striktere Tackle-Höhe. Foto (c) Janus

Nach der Senkung der legalen Tackle-Höhe in England folgt nun auch World Rugby dem Beispiel und empfiehlt seinen Mitgliedsverbänden künftig experimentelle Regeln anzuwenden. Laut diesen sind nur noch Tackles unterhalb des Brustbeins legal. Auch in Deutschland könnten diese Regeln zur Anwendung kommen, was sich in den nächsten Tagen und Wochen entscheidet.

Bereits die Entscheidung der RFU hatte im Amateur-Rugby auf der Insel für kontroverse Diskussionen gesorgt. Im Mutterland darf unterhalb der drei Top-Ligen (unterhalb der Championship bei den Männern und unterhalb der Premiership bei den Frauen) künftig nur noch ab der Taille abwärts getacklet werden.

Die Regeländerung wurde mit nur wenigen Monaten Vorlauf verkündet und sorgt noch immer für viel Kontroverse (TR berichtete) und auch in Deutschland waren die Reaktionen überwiegend negativ (TR berichtete). Wütende Proteste änderten nichts an der Entscheidung - in einigen Fällen haben unterklassige Klubs gar verkündet mit gleichgesinnten Vereinen nach den althergebrachten Regeln spielen zu wollen und das Ligasystem der RFU zu verlassen.

Der englische Verband RFU beruft sich bei seiner Entscheidung auf Sicherheitsbedenken. Jedoch hat gerade dieses Wochenende gezeigt, dass ein tiefes Tackle nicht unbedingt ein sichereres ist. Irland-Star Garry Ringrose knockte sich bei einem Tackle-Versuch selbst aus, als er mit dem Kopf auf die Hüfte von Schottlands Kinghorn knallte.

Kritiker betonen, dass es vielmehr auf richtige Tackle-Technik ankommt, als nur auf die Höhe. Schon bei der Verkündung vor rund sechs Wochen gab es Gerüchte darüber, dass World Rugby ebenfalls Änderungen an der Tackle-Höhe vornehmen könnte und zumindest teilweise hat sich dies nun bewahrheitet.

Denn World Rugby empfiehlt nun allen Verbänden neue experimentelle Regeln im „Community Game“ anzuwenden, nach denen nur noch unterhalb des Sternums, also dem Brustbein getacklet werden darf. Mit dem Community Game ist in den großen Rugby-Nationen das Amateur-Rugby gemeint, in anderen Ländern ist das weniger klar - grundsätzlich bleibt die Entscheidung vorerst bei den Mitgliedsverbänden.

Ausgerechnet das Brustbein als Kriterium zu nehmen wirkt zunächst unausgegoren. Denn das durchschnittliche Brustbein eines Mannes ist 17 Zentimeter lang, ist unter dem Trikot natürlich nicht zu sehen und damit wird es vor allem vom Ermessen des einzelnen Schiedsrichters abhängen, inwiefern ein Tackle legal ist.

Die Unparteiischen müssen künftig das schwammige Kriterium in der Praxis anwenden. World Rugby selbst spricht vom „Bauch-Tackle“, möchte die Aktiven also dazu animieren ab dem Bauch abwärts zu tacklen. All dies soll zu einem „sichereren und attraktiveren“ Spiel führen - auch, weil so beispielsweise Offloads leichter zu spielen sein dürften.

Die Rückmeldung aus den einzelnen Ländern will World Rugby dann zur Evaluierung dieses Feldversuchs heranziehen, der schlussendlich in einer permanenten Änderung der Regeln münden könnte. Nachdem das Executive Board diesen Schritt beschlossen hat, steht nun noch die Unterstützung des World Rugby Councils aus - was aber lediglich als Formalität gilt.

Auch in Deutschland wird die Tackle-Höhe somit nun zum Thema. Morgen berät der Vorstand von Rugby Deutschland, inwiefern der Trial in Deutschland auch angewandt wird. Jedoch gibt es auch Bedenken, die neuen Regeln in allen Ligen einzuführen, da die Bundesliga beispielsweise für den Großteil unserer Adler die Vorbereitung auf die Rugby Europe Championship ist.

Wie auf den Rugby-Plätzen der Republik ab der kommenden Saison getackled wird, ist also noch offen.

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