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TR-Vorschau Six Nations: Emotionales Duell in Cardiff, Schottland will in Paris triumphieren
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Freitag, 24. Februar 2023

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Es das emotionalste Duell bei den Six Nations: Wales empfängt England in Cardiff. Foto (c) Kessler

Spieltag drei der Six Nations dürfte wieder mal alles bieten, was Rugby-Fans an diesem Traditionsturnier lieben. In Cardiff kommt es zum emotionalen Duell zweier angeschlagener Giganten: Der Streik ist abgesagt und Wales empfängt den Erzrivalen England. Irland will den nächsten Schritt zum Grand Slam machen, sieht sich aber einer selbstbewussten italienischen Mannschaft gegenüber und Schottland will den Franzosen am Sonntag die nächste Pleite zufügen.

Die Ausgangslage nach 2. von 5. Spieltagen

Rang Team Spiele Siege Punkte Differenz
1. Irland 2 2 10 +37
2. Schottland 2 2 10 +34
3. England 2 1 6 +1
4. Frankreich 2 1 5 -8
5. Italien 2 0 1 -22
6. Wales 2 0 0 -52

 

Italien - Irland

Samstag 25. Februar 15:15 Uhr, Olympiastadion Rom

Gleich zum Auftakt des Six-Nations-Wochenendes gibt es im Olympiastadion von Rom das Duell Irland gegen Italien. Die perfekt gestarteten Iren sind nach ihrem souveränen Sieg über Frankreich haushoher Titelfavorit und vermeintlich auf dem Weg zum ersten Grand Slam seit 2018. Ihnen gegenüber steht durchaus selbstbewusste italienische Mannschaften, die daheim nicht zu unterschätzen ist.

Die Azzurri konnten ihre starke Heimleistung zum Auftakt gegen Frankreich, als man den Titelverteidiger am Rande einer Pleite hatte, gegen England nicht wiederholen und unterlagen in London klar - auch, da sie gegen ein sehr konservativ spielendes England mit seinem dominanten Sturm nur phasenweise mithalten konnten.

Erstmals in diesem Jahr ist mit Paolo Garbisi Italiens stärkster Spielmacher fit und startet direkt anstelle seines Vertreters Thomasso Allan. Auch deswegen sprechen einige Beobachter vom nominell stärksten Italien-Team seit Jahren. Garbisi war der Mastermind hinter den letztjährigen Triumphen in Cardiff, sowie gegen die Wallabies und dürfte nun erneut eine Schlüsselrolle spielen.

Mit einer Leistung, wie gegen Frankreich, könnten es die Azzurri den Iren schwer machen

Für Irland wird das Duell in Rom derweil zum Sexton-Test. Wie abgängig sind die Männer von der grünen Insel von ihrem langsam ergrauenden Maestro? Der Kapitän des Teams hatte sich vor zwei Wochen gegen Frankreich eine Wadenverletzung zugezogen und wird, wie bereits in der Schlussphase des Frankreich-Spiels, durch seinen Leinster-Teamkollegen Ross Byrne ersetzt.

Byrnes erst dritter Einsatz von Beginn an für Irland könnte auch Aufschluss darüber geben, wie abhängig das Team noch immer von Platzhirsch Sexton ist. Gegen Frankreich machte Byrne seine Sache mit der Führung im Rücken gut, jetzt wird der Fokus aber umso mehr auf seiner Leistung liegen. Immerhin rückt Byrne in ein System, das er in Vereinsfarben bei Leinster nur zu gut kennt.

Ein Bereich, in dem sich entscheiden könnte, wie eng es in dieser Partie zugeht, ist in der dritten Sturmreihe. Irland bietet mit Caelan Doris und Josh van der Flier auf den Flanker-Positionen, sowie Jack Conan auf der Acht eine der besten dritten Sturmreihen der Welt auf. Gegen diese Mischung aus Gefahr am Kontaktpunkt, Tackle-Stärke, sowie bockstarke Ballvorträge zu bestehen, wird für die Azzurri extrem wichtig.

Doch auch die Italiener sind in diesem sehr gut besetzt. Kapitän Michele Lamarò und Sebastian Negri als Flanker, sowie Lorenzo Cannone als Achter werden jedoch alle Hände voll zu tun haben, um Irland unter Kontrolle zu halten. Sollte es dem Azzurri-Trio gelingen, den Wirkungsradius der Gäste hier einzuschränken, dürfte dieses Spiel weitaus enger werden, als viele es erwarten.

TotalRugby-Prognose: Genau zehn Jahre ist es her, dass Italien die Iren zuletzt schlagen konnte. Damals gelang den Azzurri im Olimpico von Rom ein verdienter und hart erarbeiteter 22-15 Sieg. Waren in der Ära von Castrogiovanni und Parisse die Stärken der Italiener im Sturm und beim Gedränge, kann das Team nun mit Garbisi, Capuozzo und Co. auch ansehnlich kombinieren. Mit dem Heimvorteil im Rücken ist diesen Italienern einiges zuzutrauen, aber dennoch sehen wir Irland unter dem Strich klar vorne. Kein Team der Welt ist derzeit so formstark und kombiniert Power-Rugby mit den schweren Jungs mit pfeilschnellen Kombinationen, während man dabei noch ein atemberaubendes Tempo an den Tag legt. Irland ist am Ende eine Nummer zu stark und gewinnt mit +13 Zählern.

 

Wales - England

Samstag 25. Februar 17:45 Uhr, Millennium Stadium Cardiff

Der Super-GAU wurde abgewendet, Samstag am späten Nachmittag wird in der Rugby-Festung der walisischen Hauptstadt gespielt und es kommt zum wohl emotionalsten Duell bei den Six Nations. Angeschlagene Waliser empfangen den sportlich nicht unbedingt viel besser dastehenden Erzrivalen vor 74.000 Fans.

Wer hier einen ovalen Leckerbissen erwartet, könnte enttäuscht werden. Dazu fehlt es beiden Teams derzeit an Spielstärke und Selbstvertrauen. Gleichwohl ist eines garantiert: 80 Minuten ehrliches, hartes und leidenschaftliches Rugby. Die Stars von Wales sind nun gefragt und wollen nach der Streik-Androhungen (TR berichtete) auf dem Platz liefern.

Nach zwei Pleiten in Folge muss ein Sieg her. Trainer Warren Gatland hatte am ersten Spieltag den ganz erfahrenen Veteranen vertraut und in Edinburgh dann dem Nachwuchs eine Chance gegeben. Dieses mal vertraut er auf einen Mix: Im Sturm spielen mit Alun Wyn Jones, Taulupe Faletau und Justin Tipuric die erfahrensten Kräfte, die Gatland zur Verfügung hat.

Gegen den Erzrivalen zurück zur Topform? Waliser leben für das Duell mit England

In der Hintermannschaft experimentiert Gatland ausgerechnet gegen England. Verbinder Dan Biggar muss mit der Bank vorlieb nehmen und Owen Williams startet in seinem erst vierten Einsatz als Verbinder. Er soll ein Mittelfeld füttern, das unerfahrener kaum sein könnte. Joe Hawkins und Mason Grady seine beide erst 20 und haben zusammengerechnet ganze drei Einsätze für Wales absolviert.

Gerade von Debütant Grady verspricht man sich in Wales unglaublich viel. Der Dreizehner im Körper eines Zweite-Reihe-Stürmers (1,96m und 110 kg) verbindet unfassbare Power mit viel Speed. Jedoch dürfte es für den XXL-Innen nicht einfach werden die weiten Kanäle gegen seinen erfahrenen Gegenspieler Henry Slade zu verteidigen.

Insgesamt können die Gäste weitaus mehr Erfahrung aufbieten. Trainer Steve Borthwick setzt auf Erfahrung und Kontinuität. Nach dem erfolgreichen Italien-Spiel wechselt er nur einmal verletzungsbedingt: Außen Ollie Hassell-Collins wird durch Veteran Anthony Watson ersetzt, der erstmals seit 2021 wieder mit der Rose auf dem Reverts aufläuft.

Borthwicks Kontinuität dürfte wohl auch bedeuten, dass England den Spielstil aus dem Italien-Match beibehalten wird. Da vermied das Team, angeführt von Verbinder Farrell, fast jegliche Risiken und verließ sich auf die Überlegenheit im Sturm. Das funktionierte gegen auswärts nicht sonderlich stark auftretende Azzurri.

TotalRugby-Prognose: Uns erwartet ein hitziger Kampf, unfassbar viel Leidenschaft und die Antwort auf die Frage welches Team mit mehr Optimismus in die gut sechs Monate bis zum WM-Start gehen kann. Bei den Engländern ist zumindest die Marschroute, mit der sie in dieses Duell gehen werden, klar. Bei Wales herrscht viel Unsicherheit nachdem Warren Gatland nun zum erneuten Mal stark rotiert hat. Mit dem eigenen Publikum im Rücken und der vorläufigen Einigung mit dem Verband könnten durchaus einige Kräfte freigesetzt werden. Trotzdem sehen wir die Gäste mit den besseren Chancen an diesem Samstag-Nachmittag. England wird mit wenig Risiko und sehr sturmlastig spielen - was gegen Wales derzeit noch zu einem Sieg mit +4 reicht.

Frankreich - Schottland

Sonntag 26. Februar 16:00 Uhr, Stade de France Paris

In Frankreich kennt man den Magier Finn Russel nur zu gut, immerhin spielt der Schottland-Verbinder sein Vereinsrugby seit mittlerweile fast fünf Jahren beim Pariser Glamour-Klub Racing. Umso mehr ist man sich der Gefahr bewusst, die vom schottischen Spielmacher ausgeht. Frankreichs bekannteste Sportzeitung l’Équipe widmete Finn gleich einen gesamten Podcast.

Insgesamt könnte Schottland zum unangenehmen Stolperstein werden, wie schon vor zwei Jahren, als Frankreich in einem vogelwilden Spiel unbedingt mit Bonus gegen Schottland gewinnen musste und schlussendlich unterlag. Das soll diesen Sonntag unbedingt vermieden werden, immerhin stehen mit England auswärts und Wales daheim zwei weitere schwere Aufgaben an.

Trainer Fabien Galthié wechselt nach der Irland-Pleite nur ein einziges Mal und ersetzt den für drei Spiele gesperrten Prop Atonio durch Rückkehrer Mohamed Haouas. Dieser hat aber gerade mit den Schotten und deren Kapitän Richie eine Vorgeschichte - er war es, der 2020 wegen eines rechten Schwingers gegen die Schläfe von Schottlands Flanker Rot sah und dazu beitrug, dass Frankreich das Turnier nicht gewann.

Vor zwei Jahren brauchte Frankreich dringend den Offensiv-Bonus und kassierte stattdessen den Knockout-Punch von van der Merwe in der Nachspielzeit

Jetzt muss Haouas die Kohlen für Frankreich aus dem Feuer holen, denn erstmals seit zwei Jahren ist die XV de France unter Druck. Die Weltmeisterschaft ist nur noch sechs Monate weg und viele Franzosen fragen sich: Sind wir doch nicht so stark, wie wir dachten? Die Schotten dürften da ein wichtiger Prüfstein sein, zumal man in den letzten Jahren nicht unbedingt immer gut gegen sie aussah.

Vom Spielansatz und Personal dürfte sich wenig ändern. Weltspieler Antoine Dupont bildet mit Romain Ntamack das Spielmacher-Scharnier. Moefana, zuletzt kritisierter Innen von Bordeaux, behält das Trikot mit der zwölf, während die Dritte-Reihe-Stürmer Alldritt, Jelonch und Ollivon suchen nach der Überform des Vorjahres, während Ersatz-Verbinder Jalibert weiter unter Beweis stellen will, dass er die bessere Alternative zu Ntamack ist.

Schottland wiederum reist mit extrem breiter Brust nach Paris. Erstmals seit 1999 hat das Team das Turnier mit zwei Siegen begonnen, dabei den Erzrivalen England in London geschlagen und einen 35-7 Rekordsieg über Wales eingefahren. Es könnte kaum besser laufen bei Gregor Townsends Männern um den so bekannten Verbinder.

Dieser hat laut Medienberichten in diesem Jahr weitaus mehr Einfluss auf die taktischen Entscheidungen und fühlt sich selbst in der Form seines Lebens. Nach der Geburt seines Kindes habe er seinen Lebenswandel angepasst und das zeige sich auch auf dem Platz.

Sollte Russel seine Schotten in seiner Wahlheimat Paris zum Sieg führen, würde er seinen Status als einer der besten Schottland-Spielmacher aller Zeiten zementieren. Jedoch wird es ihm der Frankreich-Sturm, der seine Tricks aus der Top 14 nur zu gut kennt, keineswegs einfach machen.

TotalRugby-Prognose: Bei guten Bedingungen in Paris erwartet uns ein Rugby-Spektakel. Schottland träumt erstmals seit zwei Jahrzehnten vom Titel und braucht dafür in jedem Fall den Sieg in Paris. Natürlich sind die Franzosen mindestens genauso motiviert, immerhin ist es das WM-Jahr und man spielt daheim. Doch der Druck auf das Team wächst, mit den Erfolgen stieg auch die Erwartungshaltung der heimischen Fans. Sind die Superstars Dupont, Ntamack und Co. dem gewachsen? Man wird es sehen - in jedem Fall muss Frankreich mehr aus seinen Chancen machen. In Dublin erzielten die Franzosen nur 1,4 Punkte per Ausflug in die 22 der Iren. Mehr Effektivität wird einer der Schlüssel sein, um wieder in die Erfolgsspur zu finden. Schottland wird mehr als nur ein formidabler Gegner sein, doch wir sehen Frankreich hauchdünn mit +3 Punkten vorne.

 

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