Es war ein hartes Spiel, über die vollen 80 Minuten in Neckarsulm. Foto (c) Perlich
Die deutsche Rugby-Nationalmannschaft hat auch ihr drittes Spiel in der Rugby Europe Championship seit dem Aufstieg verloren. Gegen die Niederlande unterlag das deutsche Team knapp, aber nicht unbedingt unverdient mit 29-33. So frustrierend diese Pleite war, es gab doch Lichtblicke an diesem wolkenverhangenen Nachmittag in Neckarsulm.
Frustrierende Pleite in Neckarsulm - erneut war der Start schlecht, der Kampf aber stark
Es ist nicht der erhoffte Sieg gegen die Holländer geworden. Am Ende fehlten den Adlern genau vier Zähler zum Premierensieg nach dem Wiederaufstieg. Gerade Kapitän Jörn Schröder konnte die Enttäuschung nach dem Schlusspfiff nicht verbergen - zurecht. Denn auch in Neckarsulm wäre weitaus mehr drin gewesen. Wenige Minuten vor dem Ende fing Außen Zinzan Hees das Spielgerät in aussichtsreicher Position beim Stand von 29:33 ab und hatte noch 20 Meter bis zur Linie zurückzulegen.
Wohl fast jeder im Stadion hätte sein Haus darauf verwettet, dass der pfeilschnelle Heusenstammer aus dieser Position zum Adler-Sieg ins Malfeld einläuft. Doch der deutsche Außen kam ohne Gegnereinwirkung ins Straucheln und landete unglücklich auf dem Rasen des Pichterichstadions. Wenige Minuten später scheiterte dann der deutsche Sturm noch näher an der Linie am entscheidenden K.O.-Treffer, kassierte aber in Reichweite des siegbringenden Versuchs den Turnover.
Gerade für die Adler-Veteranen um Schröder und Co. war dieses Spiel besonders frustrierend, denn mit Oranje hatte man eigentlich noch eine Rechnung offen. Kurz vor Corona hatte das deutsche Team in der ersten Trophy-Saison nach dem REC-Abstieg eine 7:37 Heimniederlage gegen eben jene Niederländer erlitten. Natürlich war man heute weitaus wettbewerbsfähiger, als vor rund drei Jahren, aber nicht ohne dabei viel Potenzial ungenutzt zu lassen.
Wie schon gegen Spanien zeigte sich das deutsche Team in der Anfangsphase besonders anfällig. Ob dies nun an „Schläfrigkeit“, oder an Nervosität lag - da gingen die Meinungen auseinander. In jedem Fall lief das deutsche Team früh einem Rückstand hinterher, da man defensiv zu viele Lücken bot und besonders im Gedränge erhebliche Probleme hatte. Über das gesamte Spiel hinweg war das Gedränge ein großer Schwachpunkt, der unsere Adler Punkte und Feldposition kostete.
Die Frustration überwog am Ende im deutschen Team
Gleichwohl war man den Gästen keineswegs hoffnungslos unterlegen. Felix Lammers konnte den ersten Versuch nach einer längeren deutschen Druckphase und einem großartigen Cross-Kick von Raynor Parkinson schon früh legen und damit die lethargische Anfangsphase . Ebenso noch vor der Pause nutzte Oliver Paine nutzte eine winzige Lücke neben dem Ruck und lief zum zweiten deutschen Versuch ein.
Dennoch war die beste Phase der deutschen Mannschaft nach der Pause. Als Justin Renc seine zehnminütige Zeitstrafe verbüßt hatte, zeigte das deutsche Team seine stärkste Phase. Zeitweise hatte man das Spiel unter Kontrolle und ließ das Potenzial nicht nur phasenweise aufblitzen. Dass es am Ende nicht zum Sieg reichte, lag aber eher an den Defensivlücken vor der Pause, als an den beiden ungenützten Großchancen am Ende.
Das Team braucht mehr gemeinsame Trainings- und Spielzeit
Wenn man unsere Adler-Asse nach dem Abpfiff fragte, woran man arbeiten müsse, war der Tenor einhellig. Mehr gemeinsame Trainingszeit und mehr Spielzeit auf hohem Niveau. Denn wenn man aus deutscher Sicht mit Neid auf die Niederlande blicken möchte: Bei ähnlich vielen Mitgliedern verteilen sich diese auf eine viel kleinere Fläche. Das Nationalteam kann also regelmäßig am Stützpunkt in Amsterdam trainieren.
Dazu pausiert die Liga bei unseren Nachbarn im Winter nicht, womit die Oranje-Nationalspieler im Spielrhythmus sind und nicht wie unsere Adler nach monatelanger Pause direkt zum Auftakt in Georgien antreten müssen. Wie sich dieser Wettbewerbsnachteil künftig ausgleichen lässt, wird ein wichtiges Thema sein.
Mehr gemeinsame Trainingscamps könnten am leidigen Thema Geld scheitern. Bekanntermaßen muss der Verband Rugby Deutschland bei stark steigenden Kosten den Gürtel enger schnallen. Keine guten Aussichten, zumal der Nachwuchs aufgrund des Sparzwangs (TR berichtete) in diesem Jahr nicht die nötige Spielpraxis auf allerhöchstem Niveau erhalt.
Noch bleiben zwei Chancen, um Punkte gegen den Abstieg zu sammeln
Abgerechnet wird in der Rugby Europe Championship erst nach der kommenden Saison im März 2024. Dann muss das Team mit der schlechtesten Bilanz nach zwei Spielzeiten in der Rugby Europe Championship den bitteren Weg in die zweitklassige Trophy antreten. Bis dahin wird noch viel EM-Rugby gespielt werden. Doch aus deutscher Sicht wäre ein Sieg in diesem Jahr so extrem wichtig.
Denn mit einem Sieg gegen Belgien (sofern sich das Team von Trainer Mike Ford gegen Polen durchsetzt) im Platzierungshalbfinale würde man direkt zwei Rivalen hinter sich lassen und einen extrem wichtigen Schritt Richtung Klassenerhalt machen. Auch im Falle einer Niederlage würde sich noch eine letzte Chance ergeben und zwar im abschließenden Platzierungsspiel in Amsterdam am 5. März, wo der Gegner unter Umständen erneut Niederlande heißen könnte.
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