2009 spielte Denstädt noch im Trikot der Erfurt Oaks, nun ist sie designierte Justizministerin des Bundeslandes Thüringen.
In der Bundesliga der Frauen, bei den DRF, sowie ingesamt in der Rugby-Szene in den neuen Bundesländern ist der Name Doreen Denstädt ein Begriff. Seit dieser Woche ist die einstige Stürmerin auch bundesweit in den Schlagzeilen. Denn die bemerkenswerte Karriere der 45-jährigen geht nun im Kabinett der Thüringer Landesregierung weiter.
In Rubgykreisen, besonders in den neuen Bundesländern, dürften einige aufgehorcht haben. Mit Doreen Denstädt wurde eine bekannte Persönlichkeit aus der Rugby-Szene dieser Tage als künftige Justizministerin des Landes Thüringen im Kabinett von Bodo Ramelow nominiert. Sie tritt die Nachfolge ihres grünen Parteikollegen Dirk Adams an.
In den bundesweiten Medien wurde vor allem thematisiert, dass die 45-jährige Saalfelderin mit einem Vater aus Tansania als erste Ministerin in Ostdeutschland mit einem solchen Background regelmäßig rassistischen Beleidigungen ausgesetzt ist und in ihren Teenager-Jahren Punk war.
Für uns bei TR ist natürlich besonders spannend, dass Denstädt jahrelang für Erfurt, Leipzig, sowie für die Berlin-Auswahl in der Bundesliga und später auch in der Polizei-Auswahl Rugby spielte. Im Fünfzehner war die Thüringerin meist als Achterin im Einsatz, im olympischen Siebener als Prop.
Für die Hauptkommissarin bei der Polizei ist ihre Rugby-Erfahrung in ihrem neuen Arbeitsbereich Justiz, Verbraucherschutz und Migration sicherlich nicht direkt relevant, jedoch dürfte ihr die Erfahrung auf dem Feld helfen, sich in einer anderen schwierigen Situation entgegen aller Widerstände durchzusetzen.
Bericht über die designierte Ministerin beim MDR - inklusive einiger Archivbilder vom Rugbyplatz
Bei den Erfurtern ist man natürlich hocherfreut über die Neuigkeiten aus dem Landeskabinett. Erfurt-Oaks-Abteilungsleiter Sascha Nenninger betont gegenüber TR: „Wir freuen uns alle sehr für Doreen und wünschen Ihr alles Gute und viel Erfolg!“ Insgesamt ist die Freude in der Rugby-Community groß und damit auch die Unterstützung für Denstädt. Ex-Rugger in bedeutenden Positionen des öffentlichen Lebens zu haben ist in Deutschland eine absolute Seltenheit - mit Ex-Bundesminister Dirk Niebel als seltene Ausnahme.
Bei unseren Nachbarn in Frankreich oder Großbritannien sieht das natürlich ganz anders aus. Frankreichs Präsident von 1995 bis 2007, Jacques Chirac, spielte beispielsweise in der Jugend von Brive, dem heutigen Klub von Oskar Rixen. Der ehemalige Stürmer war auch deshalb einer der treibenden Kräfte hinter Frankreichs erster Heim-WM im letzten Jahr seiner dritten Amtszeit.
Großbritanniens Premierminister Johnson, David Cameron und Gordon Brown waren allesamt Rugby-Spieler und Fans. In den USA bekannt sich der derzeitige Präsident Joe Biden als Rugby-Fan (TR berichtete) und unterstützte die WM-Bewerbung des Landes persönlich, was auch zum Erfolg beigetragen haben dürfte. Langfristig würde natürlich auch der Rugbysport davon profitieren, wenn mehr aktive und ehemalige Rugger in einflussreiche Positionen kommen und der Sport dadurch sicherlich auch prominente Fürsprecher erhält.
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