Wer kennt es nicht? Die Aufregung eines Schülers vor einer Prüfung, die unweigerlich aufkommende Nervosität eines Studenten vor einem richtungsweisenden Examen, das Kribbeln im Magen vor einem wichtigen Ereignis …
Auch routinierte Rugbyspieler und Profis kennen diese Momente. Dabei gibt es viele Wege und Strategien, solche Ereignisse vorzubereiten. Wie sich Spieler der deutschen Nationalmannschaft zielgerichtet für solche Highlights, wie das kommende Länderspiel gegen die Ukraine am Samstag (12.April in Hannover) wappnen … TotalRugby schaut hinter die Kulissen.
Heute im Fokus: Tim Coly (Kapitän von Racing Strasbourg und Hakler der DRV-XV).
TotalRugby: Tim, mit dem Sieg von Belgien über Moldawien (22:19) vergangenen Wochenendes in Moldawien ist nun alles möglich. Wo siehst du Deutschland in der Zukunft?
Tim: Also, wo ich uns sehe? Ich will es mal so sagen: Wir sind eine große Industrienation, Exportweltmeister, sind amtierender Handball-Weltmeister und im Fußball sind wir nun nicht gerade Brasilianer, aber dafür haben wir einen Uli Hoeness, der in seinen Kommentaren der gesamten Welt den Kicksport erklärt. Ich denke, es wird nun endlich Zeit, dass auch unser Sport, der viel mehr zu bieten hat, als alle anderen, in diesem ambitionierten Land seine verdiente Stellung erhält. Ich sehe uns eine Runde weiter in der A-Gruppe, auch wenn das sehr leicht gesagt ist und uns die kommenden Spiele auf eine harte Probe stellen werden.
TotalRugby: Man hört immer wieder, dass Spieler, die im Ausland unter Vertrag stehen, Probleme mit der Freigabe für Länderspiele haben, da sie, wie du auch, absolute Leistungsträger in ihren Vereinen sind. Wie steht Dein Verein zu diesem strittigen Thema?
Tim: Auch mein Verein zählt zu denen, die ihre Spieler nur unter Protest hergeben. Da ich in Strasbourg seit 3 Jahren Kapitän bin, ist das ein nicht zu unterschätzender Verlust für meinen Club, wenn ich für den DRV aktiv bin und für Ligaspiele ausfalle. Aber das zählt nun mal zu dem Leidwesen eines Rugbyspielers. Nichtsdestotrotz freue ich mich immer riesig auf das Zusammentreffen mit den Nationalspielern und dem Team insgesamt. Ich denke, das ist zum Teil der Garant unserer Erfolge. Wir treffen uns gerne und haben auf und neben dem Platz Spaß an der Sache.
TotalRugby: Mit dem Spiel gegen die Ukraine steht ein wahrer „Kracher“ auf dem Plan. Die Ukraine ist bekannt für ihren körperlich robusten Spielstil. Wie bereitest Du dich physisch und psychisch auf dieses Spiel vor? Hast du einen bestimmten „Trick“, um die Aufregung zu bekämpfen?
Tim: Das stimmt definitiv. Die Ukraine zählt zu den körperlich starken Teams in unserer Runde, aber „La Mannschaft“, wie meine Vereinskollegen die deutsche Nationalmannschaft nennen, braucht sich physisch vor niemandem zu verstecken. Im Gegenteil sehe ich bei uns, was die Physis anbelangt, vielleicht sogar kleine Vorteile. Aber die Wahrheit liegt ja bekanntlich auf dem Platz und dort werden wir auch alles dran setzten, diese Spiele für uns zu entscheiden. Meine Vorbereitung auf dieses Spiel ist wie sonst auch: Ich habe diese Woche an den Pflichttrainings im Verein teilgenommen. Dazu gehörte die Récup (Erholungstraining) am Montag, Kraft und Physique (Lauftraining) am Dienstag und heute Abend steht ein Mannschaftstraining an. Morgen früh treffe ich mich dann mit einem Teil des Teams in Heidelberg zur Abfahrt nach Hannover. Was die Motivation anbelangt, arbeite ich seit Montag auf dieses Spiel hin. Jeden Tag zwinge ich mich, eine gewisse Zeit an das Spiel zu denken und nehme mir Dinge vor, die ich im Spiel umsetzten möchte. Aufgeregt bin ich natürlich dennoch, schließlich ist dieses Spiel richtungsweisend für uns. Wir sind nun seit geraumer Zeit in Deutschland ungeschlagen, das Publikum und die Fans allgemein machen einen super Job und wir werden alles daran setzen, dass es auch so bleibt.
Totalrugby Statement: Die Fans stehen hinter euch!
Foto von Miriam May
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