Nur im Rugby: Australierinnen zeigen sich weltmeisterlich - auf und neben dem Feld
Geschrieben von TotalRugby Team
Dienstag, 13. September 2022
Auf und neben dem Feld weltmeisterlich. Die Australierinnen um Charlotte Caslick. Foto (c) World Rugby
Im Rugby geht es um weit mehr, als nur Titel. Die Australierinnen haben das bei der Siebener-WM mit einer tollen Geste unter Beweis gestellt, bevor sie sich den Titel in Kapstadt in einem dramatischen Finale sicherten. Der Spirit of Rugby lebt, auch bei den Profis.
Als sich Australiens Siebener-Frauen am Sonntag-Abend den zweiten WM-Titel ihrer Geschichte sicherten, war der Jubel bei Demi Hayes, Charlotte Caslick und Co. grenzenlos. Die Frauen aus Down under hatten soeben ihre Erz-Rivalinnen aus Neuseeland in einem dramatischen Endspiel mit 24:22 geschlagen.
Die Olympiasiegerinnen von 2016 zählen im Siebener der Frauen zu den ganz Großen. Bereits zwei Tage zuvor hatte das Team neben dem Feld wahre Größe unter Beweis gestellt. Erstrundengegner Madagaskar wurde mit 48:0 standesgemäß auf dem Weg zum Titel besiegt
Großartige Geste: Australiens Frauen überreichen Erstrunden-Gegner Madagaskar ihre Ausweichtrikots
Bei der Recherche zum Gegner hatte das Trainerteam vor dem allerersten Duell gegen das Team aus dem verarmten Inselstaat festgestellt, unter welch einfachen Bedingungen das Nationalteam trainiert. Die Rugby-verrückte Ex-Kolonie Frankreichs ist nach Daten des internationalen Währungsfonds das drittärmste Land der Erde. Nur der Südsudan und Burundi gelten als noch ärmer.
Für das Nationalteam hat dies handfeste Konsequenzen. Das Team war mit nur einem einzigen Satz Trikots nach Kapstadt angereist, die für Spiele und Trainingseinheiten herhalten mussten. So entschied sich das australische Team kurzerhand einen weiteren Satz Ausweichtrikots, die man sowieso dabei hatte, dem Erstrundengegner zu überlassen.
Im Endspiel nicht zu schlagen: Australiens Damen sichern sich den Titel
So kam es nach dem ersten Spiel in der Kabine zu herzlichen Szenen. Die späteren Weltmeisterinnen übergaben die Trikots mit besten Wünschen. Nationaltrainer Tim Walsh betonte im Nachgang: „Es war für unsere Mädels ein echter Realitätscheck - zu erfahren, unter welchen Bedingungen Madagaskar trainiert, während wir in einer sehr komfortablen Situation sind.“
Gleichwohl wollte man dem Team den nötigen Respekt erweisen, indem man sportlich keine Geschenke verteilt. Diese Seriosität behielten die späteren Titelgewinner auch bei und konnten auf dem Weg zum Titel noch England, die USA und Titelverteidiger Neuseeland aus dem Weg räumen.
Madagaskar feierte im letzten Spiel auch noch ein Erfolgserlebnis. Die „Makis“ feierten im letzten Spiel der WM gegen Kolumbien noch einen 19:12 Sieg ein und beendeten das Turnier auf Rang 15. Mit leeren Händen wären sie, Dank der großzügigen Geste der Australierinnen, sowieso nicht nach Hause gefahren.