Leipzig überrennt den RK 03 - nur eine von vielen Überraschungen an Spieltag eins. Foto (c) Gerrit Berlin
Der erste Spieltag der Rugby-Bundesliga bot einige Überraschungen. Aufsteiger MRFC gewann gegen den RKH im ersten Bundesligaspiel seit der Rückkehr. Der RC Leipzig gewann überraschend deutlich gegen den RK 03. In erster Linie beeindruckte aber das Resultat der Löwen, die dem HRK keinerlei Chance ließen.
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Süd/West
Tabelle
Rang |
Team |
Spiele |
Punkte |
Differenz |
1 |
TSV Handschuhsheim |
1 |
5 |
+71 |
2 |
SC Neuenheim |
1 |
5 |
+31 |
3 |
München RFC |
1 |
5 |
+22 |
4 |
SC Frankfurt 1880 |
0 |
0 |
0 |
5 |
Offenbach |
0 |
0 |
0 |
6 |
RK Heusenstamm |
1 |
0 |
-22 |
7 |
RG Heidelberg |
1 |
0 |
--31 |
8 |
Heidelberger RK |
1 |
0 |
-71
|
Heidelberger RK 0-71 TSV Handschuhsheim
Mit einem derartigen Kantersieg hätten wohl nur wenige gerechnet. Direkt im ersten Spiel der neuen Saison ist dem Vizemeister ein absolutes Ausrufezeichen gelungen. Über die 80 Minuten auf dem künstlichen Grün am Harbigweg hinweg dominierten die Gäste und ließen nie einen Zweifel am Gewinner dieser Partie aufkommen.
Anders als in der Vorsaison, als der TSV etwas rostig aus der Sommer und Corona-Pause kam, klickte die Mannschaft bereits im ersten Saisonspiel. Den ersten Versuch legte Kevin Heising, der sich durch ein Tackle durch ins Malfeld tankte - da waren bereits zehn Minuten auf der Uhr. Weitere zehn Zeigerumdrehungen später war es Spielertrainer Jaco Otto, selbst jahrelang Topscorer des Klubs, der nachlegen konnte.
Bis zur Pause konnten die Löwen nun im Minutentakt punkten. Christopher Korn und dann zwei Mal Kevin Heising, der damit seinen Hattrick perfekt machte und den Pausenstand von 31:0 herstellte. Nach der Pause bekamen die Zuschauer noch mehr Einbahnstraßen-Rugby zu sehen, denn der TSV zeigte sich hochüberlegen.
Der eingewechselte Tyrell Williams zauberte gleich einen Doppelpack auf den Rasen. Zwei Mal Schäfer, sowie de Giacomoni stellten den Endstand mit drei weiteren Versuchen in der Schlussviertelstunde her. Der HRK hatte zwischenzeitlich eine Einlaufchance, vermasselte diese aber aufgrund eines überhasteten Vorwurfs kurz vorm Mal.
Beim TSV kann man rundum zufrieden sein, nicht nur aufgrund des Kantersiegs und der Tabellenführung, sondern auch über die Art und Weise, wie dieser zustande kam - es war ein gelungener Auftakt. Dementsprechend optimistisch war auch Doppelpacker Tyrell Williams nach dem Spiel: „Egal, wer startet, wir sind ein Team. Das war genau die Performance, die wir gebraucht haben - mit der Energie muss es weiter gehen.“
München RFC 39-17 RK Heusenstamm
Auch Münchens deutlicher Sieg gegen den RK Heusenstamm hätten so wohl nicht Viele vorhergesagt. In einem aufregenden Spiel, mit insgesamt sieben Versuchen, sah Münchens Trainer Umberto Re den Schlüssel zum Sieg dennoch in der Defensive - nach der deutlichen Testspielniederlage vorige Woche gegen den SCN, sah der Italiener heute genau das, was er von seinen Jungs gefordert hatte.
In den ersten dreißig Minuten der Partie war es eine Niklas-Hohl-Show in Großhadern. Der ehemalige Wolfpack-Star erzielte die ersten 13 Zähler seiner Blue Lions persönlich. Ein Versuch und zwei erfolgreiche Straftritte brachten die frühe Führung. Erst gegen Ende des ersten Durchgangs kam der RK Heusenstamm besser in die Partie. Nachdem sich die Füchse einmal im Malfeld hochhalten ließen, führte ein schnell angekratzter Straftritt mit dem Pausenpfiff zum 7:13 Anschluss aus Gästesicht.
Nach der Pause wurde die Partie dann deutlich wilder, trotz einsetzenden Gewitters, welches für einen kurzzeitigen Blackout sorgte. Die Münchner waren derweil hellwach und kamen durch Rama, Wilson und erneut Niklas Hohl zu drei Versuchen in einer Viertelstunde, die die Partie beim Stand von 32-7 de facto entschieden.
Daran änderten auch zwei Versuche des RKHs nicht mehr, zumal die letzten Punkte den Gastgebern gehörten. Rama setzte wenige Minuten vor Ende der Partie den Schlusspunkt und damit ein fettes Ausrufezeichen. Der MRFC ist wieder erstklassig und hat mit einer solchen Leistung gute Chancen dies auch kommende Saison zu sein. MRFC-Trainer Re kündigte jedenfalls an, dass man diesen Sieg feiern müsse, auch wenn nächste Woche bereits die RGH zu Gast sein wird.
SC Neuenheim 46-15 RG Heidelberg
Der Sportclub hatte gegen eine ohne ihre Siebener-Asse antretende RGH wenig Mühe im zweiten HD-Derby des Tages. Schon vor der Pause zeigten sich die Gastgeber auf dem heimischen Museumsplatz überlegen und kamen durch Alex Klewinghaus, Mick Burisch, Finn Schwager und Alexander Biskupek bereits zu vier Versuchen, von denen zwei erhöht wurden.
Wolfram Hacker hatte zwischendurch für Orange gepunktet, jedoch war zur Pause beim Stand von 24-10 schon der Bonuspunkt für Königsblau sicher. SCN-Coach Curtis Bradford sah auch nach der Pause eine starke Vorstellung seiner Jungs: Perrone, Erste-Reihe-Veteran Samy Füchsel, sowie Edene und Rinklin legten für den SCN nach. RGH-Speedster Beiram verkürzte zwischenzeitlich - doch unter dem Strich waren die Orange Hearts an diesem Nachmittag chancenlos.
Für den SCN steht kommenden Samstag bereits die Mutter aller Rugby-Derbys gegen den TSV Handschuhsheim an, während die RGH beim MRFC eine anspruchsvolle Auswärts-Aufgabe gegen den ambitionierten Aufsteiger vor der Brust hat.
Nord / Ost
Rang |
Team |
Spiele |
Punkte |
Differenz |
1 |
RC Leipzig |
1 |
5 |
+49 |
2 |
Berliner RC |
1 |
5 |
+40 |
3 |
Hamburger RC |
1 |
5 |
+18 |
4 |
Hannover 78 |
1 |
5 |
+6 |
5 |
FC Sankt Pauli |
1 |
2 |
-6 |
6 |
Victoria Linden |
1 |
0 |
-18 |
7 |
SC Germania List |
1 |
0 |
-40 |
8 |
RK 03 Berlin |
1 |
0 |
-49
|
Hamburger RC 33-15 TSV Victoria Linden
Gelungener Saisonstart für den Hamburger RC, dessen Coach sich im Anschluss der Partie gegenüber TR aber in Zurückhaltung übte: „Ich bin sehr glücklich mit dem Ergebnis, aber wir haben noch viel Arbeit vor uns.“ Der Engländer hatte zuvor ein Spiel gesehen, in dem sich beide Teams zumindest im ersten Durchgang nicht viel nahmen.
Tom Hill und Fernando Raga hatten dem HRC zwei Versuche beschert, Linden jeweils geantwortet, bevor Alexander Galushkin den Pausenstand von 21:15 herstellte. Doch die Victoria glaubte an sich und kam mit Dampf aus der Kabine und lag nach dem dritten Versuch nur noch sechs Zähler zurück - Victoria schnupperte am Offensiv-Bonus.
Doch hinten raus zeigte sich der HRC nicht nur abgeklärter, sondern auch mit der stärkeren Bank. Die Schlussphase dominierten die Gastgeber und kamen durch Omar El-Arnous und Kapitän Josh Harvey zu zwei weiteren Versuchen. Mit der letzten Erhöhung stellte Marco Colloca den Endstand her.
Gerade mit dem zweiten Durchgang waren die Hanseaten zufrieden. Kapitän Josh Harvey betonte gegenüber TR: „Victoria hat uns ein gutes Spiel geliefert und ein guten Einstieg in die Saison. Ich bin sehr zufrieden, dass wir mit Bonuspunkt gewinnen konnten. Linden wird es keinem Gegner einfach machen. Unsere jungen und neue Spieler hatten eine gute Performance.“
Der Blick der Hamburger richtet sich nun zum Spiel gegen Hannover 78 kommende Woche, während Victoria Linden bei Germania List zum ersten Hannover-Derby antritt.
Berliner RC 40-0 SC Germania List
Souveräner Sieg des Berliner RC beim Auftakt gegen den Tabellenbachbarn aus der Vorsaison. BRC-Sportdirektor Boris Siebenöhrl attestierte seinem Team die Partie von Anfang bis Ende „unter Kontrolle“ gehabt zu haben. Dabei brillierten die Berliner sowohl bei ihren traditionell starken Standards, als auch im offenen Spiel.
Germania hatte zu Beginn der Partie eine Chance per Kick in Front zu gehen, verpasste diese aber und war im weiteren Verlauf nie mehr richtig gefährlich. Anders die Berliner, die sich nach 20 Minuten bereits eine 12:0 Führung herausgespielt hatten. Ein solider Spielzug, sowie ein geblockter Kick der Germanen, welcher zum Versuch führte, einen starken Auftakt der Gastgeber.
Nach einem weiteren Versuch ging beim Stand von 19:0 in die Pause. Direkt zum Auftakt der zweiten Hälfte folge ein weiterer BRC-Versuch nach Strafgasse - nach dem Bonuspunkt konnten die Berliner noch befreiter aufspielen und lieferten den wohl schönsten Versuch des Tages, bei dem man aus der eigenen 22 in wenigen Phasen bis unter die Stangen kombinierte.
Germania bäumte sich in der Schlussviertelstunde noch einmal auf, aber die BRC-Defensive zeigte sich an diesem Nachmittag in der Jungfernheide grundsolide. Den Schlusspunkt setzte dann auch der BRC mit dem Insgesamt sechsten Versuch. Fast noch wichtiger: Die Null steht, was für die Gäste ebenso besorgniserregend sein dürfte.
Die Germanen empfangen kommende Woche Aufsteiger Victoria Linden im ersten Hannover-Derby der Saison. Auch für den BRC steht das erste Derby an: Beim RK 03 wollen sich die Westberliner den zweiten Sieg gegen den gelbschwarzen Rivalen in Folge sichern.
RC Leipzig 59-10 RK 03 Berlin
Die Sachsen stürmen an die Tabellenspitze! Dank eines unerwartet deutlichen Kantersiegs über den Halbfinalisten der Vorsaison grüßt der RCL nun von Rang eins. Die Gastgeber ließen von Anfang an wenig Zweifel daran, wer diese Partie schlussendlich als Sieger beenden würde. Nach starken Offload konnte Leipzig früh mit 7:0 in Führung gehen und spätestens als Flanker Al-Souri einen Berliner Ball abfing und bis unter die Stangen lief, war den Gästen klar, dass es ein schwieriger Nachmittag werden würde.
Ein Berliner Straftritt zum 3:12 änderte nicht viel am Spielverlauf. Denn Leipzig war weiter überlegen und kam durch Engelbrecht und Gries zu weiteren Versuchen, die den 24:3 Pausenstand herstellten. Nach dem Pausentee dann ein ähnliches Bild: Alrebdawi und Leipzigs Spielmacher Joubert legten nach, die RK-Defensive war sowohl mit dem Speed, als auch mit der Härte der Gäste überfordert.
Erneut Joubert, Cowley und Schoeman machten die letzten Punkte für Leipzig. Erst kurz vor dem Abpfiff kam der RK 03 zum schlussendlich sportlich bedeutungslosen Ehrenversuch. Das änderte allerdings nichts daran, dass dies der Nachmittag der Leipziger war, die noch nie dermaßen hoch gegen den Hauptstadt-Klub gewinnen konnten. Für die Berliner kommt es nun Schlag auf Schlag: Denn der stark gestartete BRC kommt nun zum Berliner Derby, während Leipzig Aufsteiger Pauli empfängt.
FC Sankt Pauli - Hannover 78
Am Ende fehlte nicht viel zur ganz großen Sensation. Ausgerechnet Aufsteiger Sankt Pauli war kurz davor, die seit Jahren andauernde Siegesserie von Hannover 78 im Norden zu beenden. Am Ende konnte das Team von Neu-Trainer Rafael Pyrasch noch einmal den Kopf aus der Schlinge ziehen, doch der Ex-Nationalspieler hätte sich seinen Auftakt sicherlich anders vorgestellt.
In der ersten Viertelsunde überrannte der Aufsteiger den Topfavoriten förmlich und nicht wenige der rund 500 Zuschauer konnten ihren Augen kaum glauben. Zwei Versuche in schneller Folge: Einer nach schöner Kombination, einer mit der Brechstange und mit dem Pauli-Sturm erzielt, waren der gerechte Lohn für hanseatische Dominanz.
Doch die Gäste hatten genau diesen Weckruf gebraucht, um in die Partie zu kommen - der Hannoveraner Sturm hatte erstmals die richtigen Mittel gegen die verbissene Pauli-Defensive gefunden. In den letzten zehn Minuten vor der Pause wurde es dann noch wilder - erst erhöhte Sankt Pauli auf 21:7, dann punkteten die Gäste zweifach zum 21:15 Pausenstand.
In der Pause muss es dann eine saftige Ansprache des neuen 78-Trainers gegeben haben. Denn nach dem Pausentee zündeten die Gäste ein Feuerwerk mit drei Versuchen in schneller Folge, ohne jedoch eine einzige Erhöhung zu treffen. Beim Stand von 21:30 war Spannung in der Schlussphase garantiert.
Doch Pauli kam noch einmal und wieder waren es die Stürmer des Aufsteigers, die sich mindestens ebenbürtig zeigten. Noch einmal tankte sich der Sturm bis unter die Stangen und verkürzte auf 28:30. Doch die Spannung währte nur einige Minuten, denn den 78ern gelang die Entscheidung mit einer schön herausgespielten Kombination durch die ermüdende Pauli-Defensive.
Mit dem Schlusspfiff kickten die Gastgeber noch einen Straftritt zum 31-37 Endstand. Dieser bescherte ihnen immerhin einen zweiten Bonuspunkt - mehr, als man sich vor der Partie wohl erhofft hätte, auch wenn sicherlich an diesem verrückten Rugby-Sonntag mehr drin gewesen wäre.
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