Frankfurt und Offenbach investieren beide in Ihren Kader - das ist per se weder falsch noch verwerflich. Foto (c) Kessler
Deutschlands Eliteliga im Rugby kehrt an diesem Wochenende aus der Sommerpause zurück. Mindestens genauso sehr, wie die Frage nach dem nächsten deutschen Meister, beschäftigt die Anhänger des ovalen Leders die Frage, wie sich die Bundesliga künftig entwickeln soll. Mehr Professionalismus, oder so viel Vereinsidentität und Eigengewächse wie möglich.
Am Samstag startet die Bundesliga in die neue Saison. Zumindest am ersten Wochenende wird der wohl prominenteste Neuzugang der Liga nicht dabei sein, da Frankfurt spielfrei hat. David Halaifonua kommt als gestandener Premiership-Profi und mit der Erfahrung zwei Rugby World Cups in Deutschlands höchste Spielklasse - aber auch mit einem Ruf als ultraharter Tackler, der öfter über die Grenzen des Legalen hinausschießt.
Genau das hat in den letzten Tagen eine massive Diskussion ausgelöst, die Dutzende Kommentare unter dem Artikel und in den sozialen Medien, wütende Mails, sowie Kritik unter der Gürtellinie zu Folge hatte. Schon Aufsteiger Offenbach wurde für die offensive Transferpolitik diesen Sommer kritisiert. Weder die Verpflichtung von Halaifonua, noch die zahlreichen Verstärkungen der benachbarten Offenbach sind per se falsch oder gar schlecht.
Die Identitätsfrage beschäftig Rugby-Deutschland seit Jahren
Doch die Liga schlägt sich seit Jahren mit einer Identittätsfrage herum und genau das befeuert diese Diskussionen. Will man als Liga professioneller werden und versuchen, den Weg der GFL im American Football zu gehen? Dort entscheidet vor allem auch die Güte der verpflichteten Legionäre aus den Vereinigten Staaten über die Meisterschaft. Manch ein Rugby-Traditionalist mag die Nase rümpfen, doch der kommerzielle Erfolg scheint den Kollegen recht zu geben, auch wenn man sich nicht um ein Nationalteam kümmern muss.
Sicherlich nehmen Neuzugänge der Güte eines Halaifonua oder Ex-Sharks-Profi Ntokozo Vidima bei Offenbach potenziell Eigengewächsen oder zumindest für Deutschland spielberechtigten Ruggern die Chance auf wertvolle Spielzeit. Gleichwohl heben diese auch das spielerische Niveau der Liga insgesamt. Der Konflikt zwischen denjenigen, die sich eine reine Amateurliga wünschen, in der vor allem Eigengewächse der Vereine spielen und denjenigen, die sich so viel Professionalismus wie möglich wünschen, wird nicht über Nacht verschwinden.
Die Fronten in diesem festgefahrenen Konflikt sind dynamisch
Doch die Fronten sind in diesem alles andere als neuem Konflikt dynamisch: Pforzheim, einst ein Big Spender im Bundesliga-Vergleich, ist mittlerweile nicht einmal mehr zweitklassig, wurde aber nun quasi eins-zu-eins durch Offenbach ersetzt. Der einstige „Amateur-Meister“ TSV Handschuhsheim ist in den letzten Jahren von seinem gefühlt in Stein gemeißelten Mantra des Amateurtums abgewichen und selbst Aufsteiger Victoria Linden macht keinen Hehl daraus, dass man sich Qualität hinzukauft, um die Qualität des Teams aufzubessern.
Was der richtige Ansatz ist, muss jeder Verein für sich entscheiden. Es gibt keine Patentlösung, weder von Verein zu Verein gedacht, noch für die Liga als Ganzes - so viel steht fest. Was allerdings ebenso Konsens sein muss: Die Lizenzanforderungen im Bereich Jugendarbeit und Schiedsrichterausbildung MÜSSEN strikt eingehalten werden. Es kann nicht sein, dass Vereine massiv in den Kader investieren, aber nicht in die Strukturen und den Nachwuchs.
Das resultiert nämlich einzig und allein in einem Strohfeuer, von dem das deutsche Rugby mittel- und langfristig null profitiert. Florierende Vereine und eine erfolgreiche Nationalmannschaft müssen das Resultat sein - den Weg dahin gilt es zu diskutieren.
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