Vor wenigen Jahren war Pforzheim noch ein Kandidat auf die Meisterschaft, nun wird der Klub förmlich durchgereicht.
Schon der Abstieg des einstigen Top-Klubs und Meisters von 2016 kam als Überraschung. Doch die Anhänger der Pforzheimer Rhinos kommt es nun ganz dicke, denn eine schnelle Rückkehr ins Oberhaus ist ausgeschlossen - Pforzheim wird nicht in Liga 2 antreten. Für den Verein ist das eine veritable Katastrophe, für das deutsche Rugby insgesamt ein Warnschuss, nachdem die zweite Liga erst vor kurzem verkleinert werden musste.
Sechs Jahre ist die Überraschungs-Meisterschaft der Pforzheimer Rhinos her, vor rund drei Monaten folgte der sportliche Abstieg in Liga zwei, der sich nun zum veritablen Absturz zu entwickeln scheint. Denn die Pforzheimer werden kommende Saison nicht in der zweiten Liga antreten, wie uns heute vom Verein bestätigt wurde.
Weitere Details sollen folgen, so der Pressesprecher der Pforzheimer, der noch keine genaueren Angaben machen konnte. Aktuell sucht man Pforzheim sowohl im Spielplan der zweiten Liga, als auch in dem der Regionalliga vergeblich, was eventuell ein Zeichen für einen völligen Rückzug der Herren des Meisters von 2016 sein könnte.
Ehemalige Vereinsverantworltiche wollten sich auf TR-Anfrage nicht zu den Umständen äußern und auch vom RBA wurde zunächst nur bestätigt, dass Pforzheim nicht in Liga zwei antreten wird. Hinter vorgehaltener Hand ist zu hören, dass sich ein Sponsor zurückgezogen habe und das dem strauchelnden Klub den Todesstoß versetzt habe.
Nach dem Abstieg folgte der Exodus der Leistungsträger
Bereits vor Wochen waren etliche Leistungsträger der Pforzheimer, wie der Siebener-Nationalspieler Simbabwes Tafadzwa Chitokwindo und dessen Landsmann Antipas Kamkwindo von der Heidelberger Konkurrenz unter Vertrag genommen worden. Seit Jahren war besonders die Kritik in Südwesten an den Rhinos groß, die zu wenig in die Jugendarbeit investieren würden.
So oder so, der einst zweite Rugby-Leuchtturm und Dauer-Konkurrent des Heidelberger RKs ist sportlich auf absehbare Zeit keine Größe mehr im deutschen Rugby. Bei aller Kritik macht dies die deutsche Rugby-Landschaft ein Stück weit ärmer, denn jahrelang arbeitete man in Pforzheim daran den Sport lokal zu etablieren, über die Presse und die Gewinnung lokaler Sponsoren.
Die Zweite Liga, gerade erst von vier auf drei Staffeln zusammengedampft, startet damit nicht einmal in verminderter Sollstärke. Die Südstaffel startet indes mit zwei Teams weniger als geplant, da Aufsteiger Innsbruck mit seinem zu kleinen Platz wohl die Anforderungen nicht erfüllt und Freiburg nicht an einem Aufstieg interessiert sei.
Ob und wann das Ligasystem wieder wie geplant laufen soll, ist zum jetzigen Zeitpunkt fraglich. Neben dem Sonderfall Pforzheim hat die Pandemie vielen Vereinen Probleme bereitet, nicht nur finanzieller Natur - vor allem mangelt es an Spielern, selbst in der Bundesliga, wie von vielen Vereinen zu hören ist. Das deutsche Vereinsrugby ist in jedem Fall noch nicht aus dem Krisenmodus heraus.
UPDATE 17:30 Uhr:
Aus dem Umfeld der Rhinos wurde uns seit der Veröffentlichung des Artikels mitgeteilt, dass einige ehemalige Vereinsverantwortliche demnächst wieder mehr im Management des Klubs involviert sein werden, denn es gelte das Ruder herumzureißen. Darüber hinaus habe es keinen Rückzug eines Sponsors gegeben, wie uns aus anderer Quelle mitgeteilt wurde. Man habe und werde künftig mehr ins Schul-Rugby und in die Jugendarbeit investieren. Derzeit sei aber ein Start in der 2. Bundesliga nicht zielführend.
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