Wasps konnten sich durch einen Umschuldung wohl noch retten, mussten aber gleich elf Stars ziehen lassen.
Gleich zwei der dreizehn Klubs der englischen Premiership-Vereine stehen kurz vor der Pleite. Die Auswirkungen der Pandemie, sowie ein fragwürdiger Deal mit einem Finanzinvestor schwächen die von vielen noch immer als beste Liga der Welt angesehene Premiership. Selbst verdiente England-Spieler stehen aktuell ohne Klub da – mittelfristig dürfte das auch für das englische Nationalteam Konsequenzen haben.
Englands Eliteliga ist die Basis für den Erfolg des Vizeweltmeisters. Alle Spieler der englischen Nationalmannschaft spielen in der Premiership, so ist es der Wille des Verbands im Mutterland, der damit auch die heimische Topliga stärken will. Tatsächlich könnte die Liga nun mehr Unterstützung brauchen, denn je zuvor.
Dabei ist es gerade einmal knapp vier Jahre her, da wähnten sich die Klubs des Rugby-Mutterlands im finanziellen Schlaraffenland. CVC Capital hatte sich soeben rund ein Viertel der Vermarktungsrechte der Premiership für rund eine Viertel Milliarde Euro gesichert. Für die Klubs bedeutete dies jeweils einen Geldregen im zweistelligen Millionenbereich.
Dass man künftig ein Viertel der Einnahmen an den Luxemburger Finanzinvestor abtreten musste, schien zur Nebensache zu werden, schließlich hatten die Finanzprofis stark steigende Einnahmen prognostiziert. 75% von den künftigen Einnahmen seien mehr als 100% der bisherigen, so der Sales Pitch, den man sich von Exeter bis Newcastle nur zu gerne anhörte.
So gingen Englands Klubs auf Shopping-Tour und investierten in Steine und Beine. Unter anderem investierten Exeter, Saracens, und Leicester in ihre Stadien, während Südhemisphären-Stars Stars wie Faf de Klerk, Owen Franks, Malakai Fekitoa und Waisake Naholo mit exorbitanten Gehältern in die Liga gelockt wurden.
Investorendeal erweist sich als finanzieller Bumerang
Doch dann kam die globale Pandemie, die sich für den professionellen Sport insgesamt als katastrophal erwies. Mehr noch jedoch im englischen Rugby mit seinen auf Kante genähten Budgets und dem CVC-Deal, durch den ein Viertel aller Einnahmen direkt nach Luxemburg gingen. Speziell dieser Deal erwies sich in Retrospektive als katastrophal, denn statt 25% eines größeren Kuchens, nahm sich CVC nun ein Viertel eines stark schrumpfenden Kuchens.
Für die Premiership-Klubs erwies sich dieser Doppelschlag als teils fatal und das obwohl man bereits im Sommer 2020 gegenzusteuern versuchte. Damals wurde die Salary Cap von 7,6 Millionen Pfund + 2 designierte Topspieler, deren Gehälter nicht mitgezählt werden, auf 5 Millionen Pfund mit nur noch einem Topspieler reduziert. Jedoch konnten bis zum Inkrafttreten mit der Saison 21/22 noch Deals abgeschlossen werden, die noch unter die alte Regelung fallen.
All dies entwickelt sich jetzt zum finanziellen Bumerang, der nun zur Folge hat, dass die Gehälter ligaweit zusammengestutzt und die Kader ausgedünnt wurden. Über 80 Profis aus der Vorsaison stehen derzeit ohne Klub da. Darunter verdiente England-Nationalspieler, wie Achter Nathan Hughes, Innen Luther Burrell, oder Schluss Mike Brown. Wasps, vor wenigen Jahren noch einer der aktivsten Teams auf dem Transfermarkt, musste nun gleich elf Spieler mit einmal ziehen lassen.
Der Klub hatte sich vor kurzem erst vor der Pleite gerettet, indem man sich mit HSBC auf eine Streckung der Schulden geeinigt hatte, die man für den Kauf des Stadions in Coventry aufnehmen musste. Dennoch muss der Klub jetzt mit einem sehr ausgedünnten Kader in die neue Spielzeit, was dem sportlichen Erfolg des Traditionsklubs nicht unbedingt zuträglich sein dürfte. Darüber hinaus hat der Klub öffentliche Hilfe beantragt, was allerdings auch zu Kritik an den Geschäftspraktiken der Wasps führte.
Worcester Warriors können Spielergehälter nicht zahlen und haben Ärger mit dem Fiskus
Noch düsterer sieht es bei den Worcester Warriors aus. Der Klub hatte Medienberichten zufolge zum wiederholten mal Probleme die Gehälter der eigenen Spieler zu bezahlen. Am heutigen Donnerstag berichtet die Daily Mail nun, dass ausstehende Steuerzahlungen den Verein an den Rande des finanziellen Kollaps geführt haben. Während sich die Spieler bei Gehaltszahlungen vertrösten ließen, ist Her Majesty’s Revenue and Customs HMRC weniger geduldig.
Der Klub räumte die finanziellen Turbulenzen ein, betonte in einem Statement jedoch, dass man alles tun werde, um den Traditionsklub erstklassig zu halten. Eine Pleite hätte weitreichende Folgen, so kurz vor dem Start der Saison, da 24 TV-Übertragungen wegfallen würden und jeder andere Klub auf die Einnahmen aus einem Heimspiel verzichten müsste.
Für die englische Nationalmannschaft dürften die Auswirkungen der Finanzkrise noch nicht allzu schlimm sein. Jedoch dürfte sich die Krise in der Lage mittelfristig auch in der Qualität der Nationalmannschaft widerspiegeln. Weniger Stars, weniger Budget für die Jugendarbeit und damit schlussendlich auch weniger Star-Spieler aus denen der England-Trainer sein Team zusammenstellen kann. Besonders die Konkurrenz auf der anderen Seite des Ärmelkanals dürfte es freuen.
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