Beauden Barret bleibt erste Wahl für die All Blacks auf der Verbinder-Position. Foto (c) Kessler
Erstmals seit 2018 empfangen die Boks wieder einmal die All Blacks auf heimischen Boden. Zum Auftakt der Rugby Championship, die dieses Jahr mit besonderem Format abgehalten wird, gibt es den Rugby-Klassiker erstmals im Dschungel. Es dürfte ein Hexenkessel im seit Wochen ausverkauften Stadion von Nelspruit werden und der Ausgang des Spiels könnte auch über die Zukunft des All-Blacks-Coaches entscheiden.
Es ist eine Premiere: Das 51. Spiel zwischen den All Blacks und Springboks auf südafrikanischem Boden wird erstmals ganz im Nordosten des Landes, in Nelspruit / Mbombela ausgetragen. Damit werden sich die beiden historischen Rivalen zum aller ersten Mal in der schwülen Hitze des Lowfeld duellieren. Obwohl Südafrika gerade mitten im Winter ist, werden am Samstag knapp 30 Grad und Sonne in der Stadt im Dschungel nahe der Grenze zu Mosambik erwartet.
Für die Neuseeländer, die gerade aus ihrem vergleichsweise kühlen Winter kommen, sicherlich eine Umstellung. Jedoch gibt es in den Augen der neuseeländischen Öffentlichkeit zu diesem Zeitpunkt sowieso keine Entschuldigungen mehr. Nach vier Pleiten in den letzten fünf Spielen und der schlechtesten Platzierung in der Weltrangliste jemals ist das Team von Trainer Ian Foster mehr denn je unter Druck – ein Sieg ist Pflicht und für Foster die einzige Garantie, weiter Trainer des dreimaligen Weltmeisters zu bleiben.
Neuseeland steht mit dem Rücken zur Wand
Nun muss sein Team nach einer beispiellosen Pleitenserie ausgerechnet gegen den amtierenden Weltmeister auswärts gewinnen. Doch auch wenn die All Blacks nirgends eine schlechtere Bilanz haben, als in Südafrika gegen die Boks, ist diese doch noch immer mehr als vorzeigbar: 24 Siege, 25 Niederlagen und ein Remis in 50 Aufeinandertreffen auf südafrikanischen Boden seit der Premiere im Jahr 1921.
Die Ausgangslage für die Neuseeländer im ausverkauften WM-Stadion von 2010 ist also klar. Für Südafrika wäre ein Sieg aber nicht nur aus Prestigegründen wichtig, sondern ebenso, um die Chance auf den Titel in der Rugby Championship zu haben. Letztes Jahr musste das gesamte Turnier aufgrund der pandemiebedingten Reisebeschränkungen in Australien ausgetragen werden – Südafrika wurde nach zwei Pleiten gegen Australien nur Dritter.
Es ist die vielleicht größte Rivalität im internationalen Rugby: Seit Jahren liefern sich die Boks und die All Blacks packende Duelle
Gegen die All Blacks sah die Bilanz besser aus: Die Boks konnten ein Duell mit zwei Zählern für sich entscheiden, eines verloren sie mit ebenso genau zwei Punkten. Coach Jacques Nienaber hat sich nun für viel bewährtes Personal entschieden. De Klerk und Pollard bilden das Spielmacherduo, Etzebeth und de Jager spielen in der zweiten Sturmreihe, De Allende und Am bilden die bewährte Innen-Kombination und Kolisi startet als Flanker und Kapitän. Einzig Kurt-Lee Arendse ist auf diesem Niveau noch ein ziemlicher Neuling.
Der Außen muss die großen Stiefel des kleinen Cheslin Kolbe füllen. Wie Kolbe kommt auch Arendse aus dem Siebener, wo er unter anderem bei den Oktoberfest 7s sein Können unter Beweis stellte: 2019 war er mit fünf Versuchen der beste Südafrikaner im Münchner Olympiastadion. Jetzt muss der 26-jährige Mann aus Kapstadt gleich in seinem zweiten Länderspiel gegen die All Blacks ran – mit seinem Speed und Step dürfte die Neuseeland-Defensive alle Hände voll zu tun haben.
Sein Gegenspieler ist derweil ein Rückkehrer: Anton Segners Teamkollege Caleb Clarke kehrt zurück auf die kurze Ecke. Dort hatte er 2020 für Aufsehen gesorgt, als er mit seinen destruktiven Läufen Defensivreihen förmlich pulverisierte. Darauf folgten Verletzungen, Formschwäche und der gescheiterte Versuch es zurück in den Kader von Neuseelands Siebener-Nationalmannschaft zu schaffen, um bei Olympia in Tokio mitwirken zu dürfen.
All Blacks holen Frauen-Schläger Frizell zurück ins Team
Besonders kontrovers ist derweil ein anderer Rückkehrer, der zunächst auf der Bank sitzen wird. Dritte-Reihe-Stürmer Shannon Frizell ist erstmals nach über einem Jahr zurück bei den All Blacks. Bei ihm lag das Problem aber nicht an der Form oder Verletzungen – Frizell musste sich vor Gericht verantworten, da er eine Frau körperlich in einer Bar attackierte, sie so hart schlug, dass ihr die Lippe aufplatzte und danach auch noch ihren hinzueilenden Freund schlug. All dies krönte der Highlanders-Profi mit einer Drohung an das Paar über Social Media im Nachhinein.
Nachdem sich Frizell später reuig zeigte ist er nun zurück bei den All Blacks. Mehrere Experten hatten seine erneute Nominierung gefordert – ironischerweise auch, weil er mit seiner physischen Härte gegen den Boks-Sturm gegenhalten könne. Nachdem die All Blacks bereits bei Sevu Reece, der seine eigene Frau angriff, beide Augen zudrückten, dürfte die Kritik nicht unbedingt verstummen.
Sam Cane bleibt derweil trotz massiver Kritik an seinen Leistungen Kapitän. Beauden Barrett bleibt der Start-Verbinder, sein Bruder Jordie spielt auf Schluss, während Crusaders-Spielmacher Richie Mo’unga von der Bank kommt. Der hochtalentierte Will Jordan bestzt die Außenposition, während Rieko Ioane vorläufig das Dreizehner-Shirt gepachtet zu haben scheint.
17:05 geht es in Nelspruit los und aus Deutschland ist das Spiel nur über das relativ teure Streamingpaket von SANZAAR zu sehen, welches 49$ für das gesamte Turnier kostet. Das sind knapp 4€ pro Spiel, jedoch finden die Spiele in Neuseeland und Australien jeweils am Morgen bzw. Vormittag statt – eine Re-Live-Funktioni ist aber verfügbar.
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> das relativ teure Streamingpaket von SANZAAR zu sehen
Schade, dass diese Bemerkung ohne jeglichen Kontext abgeliefert wurde.
1. Dieses Streaming-Paket enthielt bereits die Sommer-Testserien Neuseelands, Australiens, Südafrikas und Argentinien gegen Irland, England, Wales und Südafrika -- also schon 12 Spiele vorab 2. Dieses Streaming-Paket enthält auch beide Spiele des Laurie O’Reilly Cups
Wenn man also den Preis eines Streampakets schon nach Fleischeinwaage beurteilt, dann bitte 49US$ für 26 Spiele (= keine 2 US$ pro Spiel) -- und nicht 12 Spiele.
(Dazu kommt, dass die Streamqualität besser war/ist als das Paket der URC und teilweise auch Vorberichte und Halbzeitberichte enthielt)
Und wenn 50 Euro für 26 Spiele aus dieser Kategorie schon als problematisch gebrandmarkt werden, muss man sich nicht wundern, dass nach Schließung des europäischen Stream-Business von Rugbypass, der Markt leergefegt ist.
August 06, 2022
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Letzte Aktualisierung ( Donnerstag, 4. August 2022 )