Kommenden Frühjahr gibt es für unsere Adler ein Wiedersehen mit den Holländern in der Rugby Europe Championship. Foto (c) Kessler
Die deutsche Fünfzehner-Nationalmannschaft der Herren ist wieder erstklassig und tritt kommende Saison in der Rugby Europe Championship an. Sportlich hatte das Team von Nationaltrainer Mark Kuhlmann den Aufstieg äußerst knapp verpasst, aber profitiert nun davon, dass Russland weiter vom Wettbewerb ausgeschlossen bleibt. Für das Team und das deutsche Rugby folgt nun eine echte Bewährungsprobe, die aber auch eine riesige Chance ist.
Nach dem Adler-Sieg gegen die Schweiz in Heusenstamm im März beim letzten Deutschland-Spiel der Rugby Europe Trophy begann die Rechnerei. Reicht der Sieg mit Bonuspunkt, um aufzusteigen? Wie werden die annullierten Spiele der Ukrainer gewertet? Schließlich musste man noch zwei Wochen warten, bis Polen in Litauen das letzte reguläre Spiel der Rugby Europe Trophy 2021/2022 ausgetragen hatte.
Es sollte schlussendlich knapp nicht reichen. Die Polen stiegen trotz Punktgleichheit und deutlich schlechterer Differenz als unsere Adler auf, da man den direkten Vergleich im November 2021 an einem regnerischen Novembertag in Gdingen mit viel Fortune am Ende mit 21:16 für sich entschieden hatte.
Der Nicht-Aufstieg wurde als Chance wahrgenommen
So sehr diese Niederlage nach langer Führung in Polen unnötig erschien, war man im Adler-Team am Ende doch nicht komplett enttäuscht, denn so sah man die Chance, die junge Mannschaft ein weiteres Jahr in der Trophy entwickeln.
Gute drei Monate später nun die Meldung von Rugby Europe: Das deutsche Team steigt dennoch in Europas höchste Spielklasse im Fünfzehner auf, da das russische Team auch kommende Saison aufgrund des andauernden völkerrechtswidrigen Angriffskrieges in der Ukraine vom Wettbewerb ausgeschlossen bleibt.
Im neuen Format der Rugby Europe Championship sind nunmehr acht Teams vertreten, die in zwei Gruppen über zwei Jahre hinweg spielen. Das deutsche Team hat demnach zwei Jahre in Europas höchster Spielklasse garantiert und spielt zunächst gegen Spanien, die Niederlande und Georgien.
Gleich im ersten Spiel kommt es jedoch zur Feuerprobe für das junge deutsche Team. Unsere Adler treten in Georgien an und spielen damit gegen das Team, das gerade eben erst Italien daheim schlagen konnte.
Es wird also keine leichte Aufgabe und darüber macht sich niemand im Umfeld des Nationalteams Illusionen. Die Planungen beginnen bereits, damit gegen die schlagbaren Gegner – also vor allem Belgien, Polen, die Niederlande und mit Abstrichen Portugal – das bestmögliche Team mit einer guten Vorbereitung auf dem Feld steht.
Ohne die Adler-Legionäre wird es schwer werden, in der REC zu bestehen
Ohne die Adler-Profis im Ausland wird die Aufgabe aber schwer zu meistern sein. Dass die Legionäre zuletzt nicht im Adler-Dress aufgelaufen waren, hatte zunächst finanzielle Gründe seitens des Verbandes - später mangelte es aber auch am Willen einiger Spieler, für Deutschland aufzulaufen.
Während Belgien beispielsweise bei den Topspielen immer alle wichtigen Spieler an Bord hatte, war das im Falle unserer schwarzen Adler schon seit Jahren nicht mehr der Fall. Es bleibt zu hoffen, dass sich das im nächsten Frühjahr ändert und sich das Team auch in der höheren Spielklasse bewähren kann.
So sehr die Rugby-Nationalmannschaft nun sportlich gefordert ist, gilt selbiges auch für die deutsche Rugby-Community insgesamt. Seit Jahren wird in den Kommentarspalten ein Länderspiel im Norden gefordert – der Verband sucht ab sofort Ausrichter für die Länderspiele gegen Spanien und die Niederlande im kommenden Frühjahr.
Köln und der dortige RSV hatten vor Corona und dem Abstieg des deutschen Teams mehrmals gezeigt: Die Ausrichtung durch einen einzigen Klub ist auch in größerem Maßstab möglich und die Adler sind mit der richtigen Vermarktung auch als Zuschauermagnet geeignet.
Für die Fans, die nach mehr Aufmerksamkeit für das deutsche Rugby schreien, sind die beiden Länderspiele im kommenden Frühjahr quasi Pflichtveranstaltungen. Wenn sich gerade einmal rund 1.000 Zuschauer bei Länderspielen einfinden, wie gegen die Schweiz, braucht man sich über mangelndes Interesse der Medien nicht beschweren.
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