Bis 2018 noch Adler-Trainer, jetzt mit Chile sensationell bei der WM dabei.
Bei der Fünfzehner-WM kommendes Jahr in Frankreich wird es mit Chile einen Debütanten geben. Das Team des ehemaligen Adler-Trainers Pablo Lemoine hat völlig überraschend die USA in einem hochdramatischen Playoffspiel eliminiert und wird in Frankreich erstmals dabei sein. Den USA wiederum droht das erste Quali-Scheitern überhaupt, nachdem die Eagles bisher bei jeder WM waren.
In der Nacht zum Sonntag deutscher Zeit gelang los Condores die Sensation. Mit einem Last-Minute-Sieg beim Qualifikations-Playoffspiel in Colorado überrumpelten die Männer von Trainer Pablo Lemoine die USA. Erstmals fährt das Rugby-Nationalteam von Chile kommendes Jahr zu einem Rugby World Cup. In Gruppe D heißen die Gegner England, Japan, Argentinien und Samoa.
Mit 21-22 hatten die Chilenen das Hinspiel in Santiago in der Woche zuvor bei monsunartigen Bedingungen daheim verloren. Als die USA dann zu Anfang der Partie Dank zweier Versuche von Siebener-Star Martin Iosefo und einem von Verbinder AJ McGinty auf 19:0 davongezogen waren, hätte wohl niemand mehr einen Cent auf den chilenischen Triumph gesetzt.
Die Highlights des verrückten Rugby-Krimis in Colorado
Doch die Gäste konnten die Partie mit vier blitzsauber herausgespielten Versuchen drehen. Die USA konnten in Durchgang zwei nur noch einen Versuch durch Hakler Taufete legen, sahen aber dennoch bis fünf Minuten vor Schluss wie die sicheren Sieger aus. Erst ein Straftritt von Chile-Verbinder Videla besorgte kurz vor Schluss die benötigte Zwei-Punkte-Führung der Chilenen, die sie bis zum Schlusspfiff halten konnten. Der Jubel von Team und Betreuerstab kannte beim Abpfiff keinerlei Grenzen.
Dies war der knappstmögliche Sieg, der Chile zum WM-Ticket gereicht hätte. Denn in der Endabrechnung steht nun ein 52-51 für die Südamerikaner. Das ist an sich schon bemerkenswert genug, erst recht wenn man sich die Geschichte beider Teams anschaut. Die USA waren bisher bei jeder WM, Chile bei keiner einzigen.
Beim letzten Aufeinandertreffen beider Teams vor gerade einmal drei Jahren konnten die USA Chile auswärts mit 71-8 schlagen. Innerhalb von drei Jahren konnte Chile einen riesigen Qualitätsunterschied wettmachen und das ohne reichen Geldgeber und in einem Land, das laut den letzten Zahlen von World Rugby weniger registrierte Vereinsspieler hat, als Deutschland.
Dabei hat auch Chile nur einige wenige Auslandsprofis in Frankreichs zweiter Liga, sowie in der spanischen Division de Honor und einen Hakler aus der amerikanischen Major League Rugby. Als Vater des Erfolgs gilt Pablo Lemoine - der Uruguayer hatte bis 2018 noch unsere Adler trainiert, war dann aber durch den Engländer Mike Ford ersetzt worden, unter dem das deutsche Team aus der Rugby Europe Championship abstieg.
Der historische Triumph wurde in Chile überschwänglich gefeiert
Lemoine übernahm indes Chile und führte, nachdem er 2015 schon sein Heimatland Uruguay trainert hatte, auch los Condores zur WM, bei der mit Argenien und Uruguay jetzt drei südamerikanische Teams am Start sind. Hätte Spanien nicht einen nicht spielberechtigten Südafrikaner eingesetzt, wären 20% aller Teams bei der WM aus spanischsprachigen Ländern.
Der Rugby World Cup dürfte vom Neuling durchaus profitieren und der ovale Ballsport in Südamerika weiter wachsen. Für World Rugby könnte sich dieses Ergebnis dennoch zum Albtraum entwickeln. Immerhin sind die USA der Ausrichter der WM 2031 und für den kommerziellen Erfolg des Turniers wäre ein starkes Heimteam wichtig.
Doch die USA haben, obwohl sie bereits zuvor gegen Uruguay gescheitert waren, eine weitere Chance. Im Repechage-Turnier geht es gegen Portugal, Kenia, sowie den Sieger der Partie Hongkong gegen Tonga um das letzte WM-Ticket. Jedoch dürfte Tonga, mit Weltklasse-Spielern, wie Charles Piutau, Malakai Fekitoa und Israel Folau der Favorit auf das letzte WM-Ticket sein.