Georgien gewinnt erstmals gegen Italien - wird das die Diskussionen um einen Six-Nations-Aufstieg befeuern? Foto (c) Perlich
Drei europäische Teams haben am vergangenen Wochenende Geschichte geschrieben. Besonders der Sieg der Georgier über Italien, auf beeindruckende Art und Weise, hat die Rugby-Welt geschockt. Irland konnte dazu erstmals in Neuseeland gewinnen, während Wales den ersten Sieg in Südafrika überhaupt feierte. Für die WM kommendes Jahr verspricht dies umso mehr Spannung.
Georgien gelingt Ausrufezeichen gegen Italien
So einen Hexenkessel erlebt man im Rugby dann doch eher selten. Gestern Abend trat Italien erstmals auf georgischem Boden an und jeder auf dem Feld und den Tribünen wusste: Das Ergebnis dieses Spiels würde symbolischen Charakter haben. Denn bekanntermaßen drängen die georgischen Lelos seit Jahren darauf eine Chance auf einen Six-Nations-Aufstieg zu erhalten – wohl auf Kosten der Azzurri.
Im Schwarzmeer-Urlaubsort Batumi, genauer gesagt der ausverkauften nagelneuen Arena zündeten die Georgier angestachelt von ihren fanatischen Fans in der ersten Viertelfstunde ein Rugby-Feuerwerk ab. Zwei Versuche in schneller Folge rüttelten die Italiener wach: Erst bediente Neuner Lobzhanidze mit einem genialen Bodenroller-Kick Außen Todua, der das Leder kurz vor dem Ende des Malfelds ablegen konnte, bevor Verbinder Tedo Abzhandadze einen blitzsauberen 60-Meter-Konter zum zweiten Versuch abschloss.
Mit Spielwitz und Härte: Georgien besiegt Italien zum allerersten Mal
Freilich sollte die Partie kein georgischer Sturmlauf werden, auch wenn die Intensität der Lelos für die Italiener sicherlich überraschend gewesen sein dürfte. Immerhin hatte Italien selbst vor wenigen Monaten mit dem Sieg gegen Wales in Cardiff einen der größten Erfolge der eigenen Geschichte gefeiert. Italien kämpfte sich ausgerechnet über den Sturm zurück – Georgien ließ sich davon aber nicht allzu sehr beeindrucken und gewann am Ende verdient mit 28-19.
Bemerkenswert: Waren die Lelos früher einzig und allein auf ihre schweren Jungs und das brutale Sturmspiel beschränkt, kombiniert das Team mittlerweile auch mit der Dreiviertelreihe auf ansehnliche Art und Weise. Da hilft sicherlich auch, dass Neuner Lobzhanidze und Zehner Abzhandadze zusammen bei Brive in der Top 14 spielen und Ersatz-Neuner Aprasidze soeben mit Montpellier französischer Meister wurde.
Georgiens allererster Sieg über Italien dürfte die Diskussionen um die Rolle der Lelos befeuern. In einem derartigen Hexenkessel, wie gestern in Batumi, dürften sich auch andere Top-Teams sicherlich schwer tun.
Irland siegt erstmals auf neuseeländischem Boden
Es ist nicht einmal sechs Jahre her, dass Irland den allerersten Sieg überhaupt gegen die All Blacks feiern durfte. Der Triumph von Chicago im November 2016, nach knapp 30 Anläufen, sollte aber nicht zur Ausnahme werden. 2018 und 2021 konnten die Boys in Green das Kunststück wiederholen und am Samstag schließlich erstmals auf neuseeländischem Boden triumphieren.
Der Ausgleich zum 1:1 in der Serie war hart erkämpft. Unter dem Dach der WM-Arena von Dunedin, bei perfekten blitzschnellen Bedingungen, hätten wohl wenige die Iren auf der Rechnung. Zumal sie vorige Woche in Auckland noch unter die Räder gekommen waren. Doch spätestens, als Irland 10:0 in Führung ging und dann noch Erste-Reihe-Stürmer Tu’ungafasi nach einem völlig verunglückten Tackle nach rund 30 Minuten vom Feld musste, war allen in der südlichsten neuseeländischen Großstadt klar: Hier droht erste All-Blacks-Pleite seit 13 Jahre in Dunedin.
Tatsächlich kamen die All Blacks zur Pause noch einmal auf 7-10 heran und zwar in Unterzahl. Aber insgesamt dominierte Irland das Geschehen – vor und nach der roten Karte für Neuseelands Dreier. Am Ende konnte Neuseeland gar froh sein, dass die Iren einige Chancen liegen gelassen hatten und es nur ein 23-12 wurde. Dennoch bleibt der vierte Sieg in sieben Spielen gegen die All Blacks beeindruckend - Irland scheint für Neuseeland geradezu zum Angstgegner zu werden.
Kommenden Samstag in Wellington droht den All Blacks damit die erste verlorene Serie auf heimischen Boden seit 1994 gegen Frankreich – für die Iren um Altmeister Sexton (dessen Einsatz sehr umstritten war) dürfte ein Seriensieg ein moralischer Boost vor der WM kommendes Jahr sein.
Wales siegt in Bloemfontein erstmals auf südafrikanischen Boden
Totgesagte leben länger, könnte man meinen. Nach einem desolaten Turnier bei den Six Nations hatten viele das Team wieder einmal abgeschrieben – zu Unrecht. Nach dem starken Auftritt letzte Woche, als die Boks erst mit einem Straftritt in der Nachspielzeit gegen Wales gewinnen konnten, drehten die Gäste den Spieß dieses mal um.
Nach einer zerfahrenen Partie, in der beide Teams bis zur Schlussminute nur in Dreier-Schritten punkten konnten, schaffte es Wales mit dem allerletzten Angriff die Partie zu drehen. Wales-Außen Josh Adams schloss den besten Spielzug der Partie zum 11-12 Anschluss ab. So entschied Gareth Anscombes Erhöhung über den Ausgang des Spiels. Der Cardiff-Verbinder nagelte den Ball von der Auslinie über die Stangen und sorgte damit für den erst siebten walisischen Sieg über die Springboks – der erste in Südafrika überhaupt.