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Kontroverse in Neuseeland: Sexton startet trotz Gehirnerschütterung
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Freitag, 8. Juli 2022

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Johnny Sexton erlitt im Verlauf seiner Karriere schon zahlreiche Gehirnerschütterungen.

Fast schon wie ein Mantra wiederholen Offizielle von World Rugby, wie ernst man das Thema Gehirnerschütterungen nehme und wie wichtig der Schutz der Spieler sei. Doch in der Praxis sind selbst die eigenen Regeln scheinbar sehr flexibel auslegbar. Der Fall Johnny Sexton, der morgen trotz Gehirnerschütterung am letzten Wochenende startet, sorgt für heftige Diskussionen. Eigentlich waren sich alle Beobachter einig, dass Sexton nach einer Regelnovelle seitens World Rugby nicht erneut starten dürfte.

Johnny Sexton hat ein Ziel vor Augen. Mit dem ersten Sieg einer irischen Nationalmannschaft auf neuseeländischem Boden will der Irland-Verbinder Geschichte schreiben. Ihm bleiben dazu voraussichtlich nur noch zwei Chancen: Am morgigen Samstag in Dunedin und kommende Woche in Wellington. Danach dürfte der Spielmacher im Herbst seiner Karriere wohl nie wieder die Chance haben, im Land des dreimaligen Weltmeisters zu spielen.

Da steht scheinbar selbst die eigene Gesundheit des 36-jährigen Spielmachers an zweiter Stelle und das mit Rückendeckung seiner Trainer. Denn obwohl der irische Kapitän am letzten Samstag im ersten Länderspiel der Dreier-Serie gegen Neuseeland nach 30 Minuten mit einer Gehirnerschütterung vom Feld musste, nachdem er ausgerutscht und gegen Sam Canes Knie geschlittert war, startet er nun morgen früh erneut.

Progressive Rugby, eine Lobbygruppe ehemaliger Spieler und Forscher, die sich für einen strikteren Umgang mit Kopfverletzungen im Rugby einsetzt, hat dies nun in einem Statement scharf kritisiert. Mit Sextons bisherigen Gehirnerschütterungen und dem negativen „Head Injury Assessment“ (Test während des Spiels) am letzten Samstag, hätte er laut geltenden Rückkehr-Richtlinien mindestens zwölf Tage aussetzen müssen – und zwar unabhängig von allen darauffolgenden Tests, die er nun allem Anschein nach bestanden hat.

Sextons Einsatz konterkariert World Rugbys vermeintliche Anstrengungen im Bereich Kopfverletzungen

Tatsächlich konterkariert Sextons Einsatz nur sieben Tage nach der erlittenen Gehirnerschütterung die fast schon mantraartige Botschaft von World Rugby, laut der man Kopfverletzungen besonders ernst nehme. Doch die neuen Richtlinien mit der zwölftägigen Sperrfrist, die World Rugby vor kurzem per PR-Offensive verkündet hatte, gelten nur für Spieler mit mehreren Gehirnerschütterungen in der Vergangenheit.

Sexton ist dahingehend tatsächlich kein unbeschriebenes Blatt. Der Vereinsarzt von Racing 92, seinem Pariser Ex-Klub, hatte letztes Jahr öffentlich darüber spekuliert, dass Sexton im Verlaufe seiner Karriere schon 30 Gehirnerschütterungen oder mehr hatte. Damals musste er sich für diese Äußerungen entschuldigen, die der ärztlichen Schweigepflicht widerspricht.

Die Lobbygruppe Progressive Rugby zieht daraus ihre Schlüsse: „Die Spielergesundheit ist scheinbar nicht die erste Priorität von World Rugby, trotz aller Beteuerungen.“ Denn obwohl Sexton bekanntermaßen wiederholt Gehirnerschütterungen im Verlauf seiner Karriere erlitten hat, greift die Regel nicht. Sie droht zum zahnlosen Tiger zu verkommen.

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