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TR-Kommentar: Die Lage der Liga
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Freitag, 8. Juli 2022

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Die Liga endete mit dem packenden Endspiel und den Relegationsduellen. Wie geht es nun weiter? Foto (c) Seufert-Chang

Die erste richtige Saison in der Rugby-Bundesliga seit 2018/2019 ist zu Ende gegangen. Das Comeback aus der Corona-Pandemie ist, wenn auch mit einigen Rückschlägen, gelungen. Wir ziehen Bilanz und blicken voraus – unser Kommentar zur Lage der Liga.

Mit den Relegationsspielen am vergangenen Wochenende ist die Bundesliga-Saison 21/22 endgültig vorbei. Als die abgelaufene Spielzeit im Spätsommer des letzten Jahres begann, herrschte angesichts der Pandemielage noch sehr viel Ungewissheit, inwiefern ein fairer und angemessener Wettbewerb überhaupt würde stattfinden können.

Zum Glück waren die meisten Sorgen unbegründet. Besonders der Spätherbst und Rückrundenstart waren zwar von einigen Problemen mit Spielverschiebungen geprägt, gegen Ende der Saison hatten viele Klubs mit einer dünnen Personaldecke zu kämpfen und sicherlich gab es für manchen Klub Härten. Doch insgesamt gibt es am Ende der Saison einen verdienten deutschen Meister und drei Absteiger, die allesamt eine faire Chance hatten, den Gang in Liga zwei zu vermeiden.

Der erste große Knall im Herbst: Der Kollaps der Grizzlies

Was viele schon vergessen, oder gar verdrängt haben dürften, ist der Kollaps der Berlin Grizzlies im Herbst 2021. Der dritte Hauptstadt-Erstligist war einst angetreten, um sportlich in der Spitze des deutschen Rugbys mitzuspielen. Die Realität der Grizzlies sah in den nicht ganz fünf Jahren Erstligazugehörigkeit freilich ganz anders aus: Keinerlei Jugendarbeit, ausländische Spieler, die am Spieltag eigens eingeflogen wurden und am Ende auch keinerlei Vermarktung des anfangs ambitioniert gestarteten Projekts.

Für die Bundesliga ist die Implosion der Grizzlies kein großer Verlust, auch wenn die Hauptstadt sicherlich einen dritten Bundesligisten vertragen könnte. Die gute Nachricht aber ist: Mit dem FC Sankt Pauli und Victoria Linden steigen zwei etablierte Klubs mit starker Jugendarbeit und einer großen Zahl von Anhängern auf – für die Nordstaffel definitiv ein Gewinn.

Neulinge mit Potenzial

Im Süden hat der München RFC das Potenzial, ebenso ein Gewinn für die Liga zu werden. Insgesamt erlebte das Münchner Rugby zuletzt einen kleinen Boom – die Klubs aus der bayerischen Landeshauptstadt zählten zu den am schnellsten wachsenden, auch Dank der Oktoberfest 7s, die im kommenden Jahr endlich wieder stattfinden sollen. Ob sich der RFC in der starken Südstaffel etablieren kann, wird spannend zu sehen sein.

Pforzheim wird derweil von Rugby Offenbach ersetzt. Der Meister von 2016 war die große Enttäuschung der letzten Saison. Die Erfolge der Rhinos – neben der Meisterschaft holte das Team aus der Goldstadt auch den Pokal - waren leider nicht nachhaltig und das Gebilde gewissermaßen auf tönernen Füßen gebaut. Die Offenbacher kommen nun mindestens ebenso ambitioniert in die Bundesliga, wie es einst Pforzheim vor zehn Jahren tat.

Viele stehen Offenbach skeptisch gegenüber und bisher ist der sportliche Fortschritt vor allem das Resultat des Investments von Dominique Arnault. Der Franzose ist Ex-Trainer und Spieler der Offenbacher und hat es Dank seiner IT-Firma zu beachtlichem Wohlstand gebracht. Er will seinen Verein in der Spitze des deutschen Rugbys etablieren – dass er dafür viel Geld investiert, ist nicht verwerflich, im Gegenteil.

Die Liga könnte einen weiteren Leuchtturm vertragen

Es bleibt nur zu hoffen, dass dies auf eine kluge und nachhaltige Art geschieht. Ein gutes Beispiel hat Arnault direkt vor der eigenen Haustür. Der deutsche Meister, Frankfurt 1880, ist der direkte Nachbar und nur rund 10 Kilometer entfernt. Wenn Offenbach das Investment in Profispieler künftig mit einem vermehrten Fokus auf den eigenen Nachwuchs kombiniert, wäre das ein Gewinn für die Liga und das deutsche Rugby insgesamt.

Nicht nur könnte so ein weiterer Leuchtturm entstehen, der das Niveau der Liga insgesamt steigert und man hätte ein weiteres packendes Derby. Auch wäre der Kampf um die Meisterschaft deutlich spannender. In der abgelaufenen Spielzeit gab es realistisch nur drei Klubs mit echten Titelchancen. Die beiden Finalisten Handschuhsheim und Frankfurt, sowie der SC Neuenheim.

Das Nord-Süd-Gefälle ist real und bisher ist keine Besserung in Sicht

Langfristig würde der Liga mehr Spannung im Meisterkampf gut tun. Das noch größere Problem ist aber das massive Nord-Süd-Gefälle. Seit dem DSC Hannover 2005, der im Übrigen soeben aus der zweiten Liga abgestiegen ist, hat es kein Nord-Team mehr in das Endspiel um die deutsche Meisterschaft geschafft. Die Gründe sind vielschichtig und kurzfristig ist leider auch keine Besserung in Sicht.

Aber wenn die Rugby-Bundesliga als Visitenkarte des deutschen Vereinsrugbys werden soll, dürfen die Halbfinalspiele nicht derart vorhersagbar und einseitig sein. Trotzdem: Insgesamt kann sich die Liga sehen lassen. Tausende Spieler, Ehrenamtliche und Fans von Hamburg bis künftig nach München opfern viel Zeit und Anstrengung um diesen Wettbewerb in der Form zu ermöglichen – er mag weder perfekt sein, noch das Potenzial komplett ausschöpfen.  Doch es bleibt unsere Bundesliga und nur gemeinsam kann Rugby-Deutschland diese weiterentwickeln.

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