Die All Blacks bringen ein Jahr vor der WM zahlreiche spannende Neulinge ins Team. Foto (c) Perlich
Die Sommer-Länderspiele sind seit letztem Wochenende im vollen Gange und nur ein gutes Jahr vor der WM sind die Spiele natürlich auch die Chance sich in die Teams zu spielen. Wir stellen euch vier spannende Neulinge vor, deren Namen ihr euch vor der WM merken solltet.
Roger Tuivasa-Sheck (29 Jahre alt, Innendreiviertel, Neuseeland)
Der Innendreiviertel der Blues ist in mehrerlei Hinsicht ein ungewöhnlicher Spieler. Tuivasa-Sheck ist mit 29 und noch ohne einen einzigen Einsatz für die All Blacks bereits ein Superstar. Warum? Der auf Samoa geborene Neuseeländer wurde 2011 noch als Schuljunge vom australischen Rugby-League-Klub Sydney Roosters abgeworben.
In der NRL wurde Tuivasa-Sheck dann zum absoluten Superstar. 2018 wurde er als bester Spieler der Liga mit der Dally M Medal für den besten Spieler der gesamten Liga ausgezeichnet. Schon damals wurden ihm Wechselwünsche zurück zum 15er-Rugby nachgesagt und letztes Jahr sorgte die Nachricht von der Rückkehr des Superstars für viele Schlagzeilen.
Er war der größte Star der NRL, jetzt ist er zurück im Rugby und bald ein All Black: Roger Tuivasa-Sheck
In Tuivasa-Shecks erster Saison im Super Rugby avancierte er direkt zum Leistungsträger auf der Innenposition. Das trifft sich aus All-Blacks-Sicht vorzüglich – denn gerade auf den beiden Innenpositionen experimentiert man seit Jahren, ohne eine dauerhafte Lösung der Güteklasse Ma’a Nonu und Conrad Smith gefunden zu haben.
Gegen Irland war Tuivasa-Sheck im ersten von drei Spielen der Serie noch nicht im Kader. Der gelernte Außen Rieko Ioane und Quinn Tupaea von den Chiefs starteten auf der 12 und 13. In den beiden verbleidenden Spielen gegen Irland in Dunedin und Wellington dürfte der Ex-NRL-Star aber zu seinem Einsatz kommen – dann darf er auch im schwarzen Trikot des dreimaligen Weltmeisters seine Schnelligkeit, Härte und Spielintelligenz unter Beweis stellen.
Henry Arundell (19 Jahre alt, Außendreiviertel, England)
Einer der wenigen englischen Lichtblicke bei der Niederlage in Australien war das Debüt des Außen von London Irish. Die Geschwindigkeit, mit der sich der auf Zypern geborene Winger auf dem Platz und die Karriereleiter hinaufbewegt, ist atemberaubend. Noch im Frühjahr spielte Arundell bei den U20 Six Nations mit und wurde dann zum Top-Tryscorer.
Dann erzielte er für seinen Klub mehrere spektakuläre Versuche, unter anderem gegen Toulon von der eigenen Mallinie im Europacup. Gegen die Wasps gelang ihm in nur 20 Minuten ein Doppelpack, der ihm in Windeseile die Ehre Man of the Match einbrachte. So war seine Nominierung nach nur 14 Erstliga-Einsätzen nicht die allergrößte Überraschung.
Jedoch sollte Arundell eigentlich nur Teil des Trainingskaders sein und quasi Azubi sein. Doch Eddie Jones brachte den 1,83 Meter großen 100-kg-Mann in der Schlussphase, als die Partie schon entschieden war. Arundell dankte es ihm mit einem spektakulären Versuch, bei dem er gleich vier Wallabies-Verteidiger überrannte. Der erste Versuch im ersten England-Spiel dürfte nicht der letzte gewesen sein.
Arundells Versuch war einer der wenigen Lichtblicke für England in Perth
Evan Roos (22 Jahre alt, Dritte-Reihe-Stürmer, Südafrika)
Der Stormers-Achter ist mit 22 Jahren noch relativ unerfahren für einen Stürmer, wird am Samstag aber bereits für seine überragende Saison in der URC mit seinem Springboks-Debüt belohnt. Dabei war er in der Vorsaison bei den Stormers, wenn überhaupt Ergänzungsspieler. Doch in dieser Saison spielte Roos wie eine Naturgewalt.
Er startete alle 18 Spiele der Stormers und legte sechs Versuche. Dabei bewies er, dass er mit seinen 110 Kilogramm ein unfassbar starker Ballträger ist, aber gleichwohl auch über genug Spielintelligenz verfügt, um das Leder im richtigen Moment loszuwerden. Damit ist er der ideale Kandidat um Duane Vermeulen zu ersetzen, der in den letzten Jahren Südafrikas bester Achter war.
Der nächste Springboks-Achter?
Leicester Fainga'anuku (22 Jahre alt, Außendreiviertel, Neuseeland)
Fainga'anuku ist ein enger Freund von Anton Segner, genau ein Jahr älter und dem Frankfurter dementsprechend ein wenig voraus. Im Nelson College spielten sie zusammen für die 1st XV der Rugby-Kaderschmiede. Dann folgte Segner dem Außendreiviertel zu den Tasman Mako und feierte sein Super-Rugby-Debüt zwei Jahre nach Fainga'anuku.
Jetzt absolvierte der Crusaders-Winger sein erstes Spiel für die All Blacks und wurde zum 1200. Spieler, der in der langen Geschichte der All Blacks das berühmte Trikot tragen durfte. Sollte Segner auch in Sachen All Blacks nachziehen, würden wir das natürlich sehr begrüßen.
Fainga'anuku konnte auf jedem Fall bereits am Wochenende seine Stärke unter Beweis stellen: Speed und Power kombiniert mit viel Können unter dem hohen Ball machen den auf Tonga geborenen Fainga'anuku zu einem aussichtsreichen Kandidat bei den All Blacks bei der kommenden WM.
Danny Care (35 Jahre alt, Gedrängehalb, England)
Unser letzter Spieler im Fokus ist alles andere, als ein Neuling. Daniel Stuart Care feierte sein England-Debüt vor 14 Jahren und sammelte in den zehn Jahren danach 84 Länderspieleinsätze. Doch seit seinem letztem Einsatz mit dem Trikot auf der Rose 2018 hatte ihn Trainer Eddie Jones konsequent ignoriert.
Gerüchte über einen persönlichen Streit zwischen Care und Jones machten die Runde. Care, für sein loses Mundwerk bekannt, war zwar seitdem der beste Neuner in der englischen Premiership, für weitere Einsätze im England-Trikot reichte es dennoch nicht.
Jones zog den oftmals pomadigen Ben Youngs vor und Care wurde mit den Harlequins Meister. In diesem Sommer endete die Verbannung von Care dann aber überraschend – selbst mit 35 ist der Quins-Halb noch immer ein Duracell-Häschen auf dem Rasen und soll dem England-Spiel neues Leben einhauchen.
Zusammen mit dem 21-jährigen Debütanten Jack van Poortvliet dürfte es bis zur WM kommendes Jahr einen Dreikampf um das England-Trikot mit der Neun auf dem Rücken geben.