Konnte seine Qualitäten als Führungsspieler unter Beweis stellen: Niklas Koch. Foto (c) Perlich
Die EM 2022 ist Geschichte und für beide deutsche Nationalteams endete die Serie aus zwei Turnieren mit guten Nachrichten: Die Frauen bleiben trotz einer Zitterpartie am Sonntag erstklassig, die Herren feiern den dritten Vize-Titel der Geschichte - auch wenn die Ziele in diesem Sommer andere sind. Wir blicken auf das Geschehen von Krakau zurück.
Der Fokus beim Wolfpack in diesem Sommer stand explizit nicht darauf, bei der EM bestmöglich abzuschneiden, sondern bei den beiden Qualiturnieren zur WM (in Bukarest) und World Series (im chilenischen Vina del Mar) das Maximum rauszuholen. So gesehen ist der zweite Rang in der Gesamtabrechnung nach dem Sieg in Lissabon ein Erfolg – da man einigen erfahrenen Spielern den Glutofen von Krakau erspart hat, werden Routiniers, wie Kapitän Carlos Soteras Merz oder Verbinder Fabian Heimpel frischer in die entscheidenden vier Spiele von Bukarest in elf Tagen gehen.
Dass am Ende dennoch etwas Enttäuschung mitschwang, steht außer Frage. Zumal die Spanier ihr Gruppenspiel gegen Portugal regelrecht abgeschenkt haben, um bereits im Halbfinale auf Deutschland zu treffen. Sonst hätte es für deutsche Team in einem hypothetischen Endspiel gegen die Iberer höchstwahrscheinlich auch im Falle einer Niederlage zum Titel gereicht – Dank des besseren Punkteverhältnisses.
Doch all dies ist Makulatur und auch wenn sich der Blick nun nach vorne richtet, kann man aus dem Geschehen von Krakau einige wichtige Erkenntnisse ziehen. Nationaltrainer von Grumbkow verweist auf die Statistiken: Man habe im Turnierverlauf doppelt so viele Tacklings verpasst und Straftritte kassiert, wie in Lissabon eine Woche zuvor. Dazu habe in gewissen Momenten die Ruhe und Cleverness einiger der erfahrenen Spieler gefehlt.
Gleichwohl konnten die Neulinge wie Jakob Dipper und die Gleitze-Brüder viel Dynamik in das Spiel bringen. „Das verheißt Gutes für die Zukunft“, so von Grumbkow. Dazu sei Niklas Koch, der mit 24 noch zu den Jüngeren zählt, in seine Führungsrolle gewachsen. Als Ersatz-Kapitän riss er das Spiel immer wieder an sich und setzte Akzente. Jack Hunt bewies derweil erneut seine Qualitäten auf Außen – er sammelte die meisten Versuche beim Turnier in Krakau.
In Bukarest, am 15. und 16. Juli werden dann schließlich vier Spiele darüber entscheiden, ob es für die WM in Kapstadt reicht, was für das Wolfpack ein riesiger Erfolg wäre. Wales, Georgien und Gastgeber Rumänien werden die Gegner sein – nur mit drei Siegen wird man sicherstellen können, dass man im Qualispiel (Drei 4er-Gruppen determinieren wer gegen wen um die Quali spielt) nicht gegen eines der Top-Teams ran muss.
Denn in den anderen Gruppen warten mit Irland und Spanien die beiden vermeintlich stärksten Teams im Wettbewerb. Doch selbst gegen die World-Series-Teams ist das deutsche Team alles andere, als hilflos, wie man in Lissabon sehen konnte.
Deutsche Damen mussten zittern, aber können mit Zuversicht nach vorne schauen
Die unerwartete Niederlage gegen Rumänien am Samstag in Krakau dürfte bei den deutschen Damen für eine unruhige Nacht zum Sonntag geführt hatten. Bis zum deutlichen Sieg der Tschechinnen am Sonntag-Nachmittag hatte das deutsche Team um den Klassenerhalt in der Rugby Europe Championship zittern müssen.
„Wir hatten unsere Momente, aber insgesamt war das Turnier nicht so erfolgreich, wie wir es uns erhofft hatten“, so Nationaltrainer Cieran Anderson gegenüber TR. Der Neuseeländer verweist auf das junge Team – tatsächlich wurde die Mannschaft noch einmal verjüngert und Leistungsträgerinnen, wie Julia Braun, Gesine Adler, oder Johanna Hacker sind allesamt um die Mitte 20 und haben noch viele Jahre das Potenzial auf diesem Niveau mitzuspielen und besser zu werden.
Genau deshalb betont Anderson, der schon viele Jahre mit dem Team arbeitet, das Potenzial der Mannschaft. Ein Abstieg wäre für das Team eine Katastrophe gewesen, zumal man auch gegen die größeren Teams mittlerweile besser aussieht. Die Erfahrung bei den EM-Turnieren wird für das Team in den kommenden Jahren extrem wichtig sein – als etabliertes GPS-Team soll der Blick schließlich irgendwann wieder nach oben gehen.
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