Haben momentan gut lachen: Wolfpack-Trainer Sm´nyman (links) und von Grumbkow. Foto (c) Perlich
Siege wie den gestrigen beim EM-Turnier in Lissabon konnte das Wolfpack selten feiern. Doch obwohl die Art und Weise über die fünf Spiele hinweg extrem souverän war, will man im Team auf keinen Fall in voreilige Euphorie verfallen. Man hat noch ganz andere Ziele diesen Sommer und will weiter bescheiden auf diese hinarbeiten. Ebenso erfreulich: Die deutschen Damen haben spielerisch einen Sprung gemacht und können sich nach Jahren als Fahrstuhlteam hoffentlich wieder auf der Grand Prix Series etablieren.
Souverän zum Sieg in Lissabon – vor allem Dank der überragenden Defensive
Einen souveräneren Auftritt über ein gesamtes Turnier der Grand Prix Series hinweg hat man vom DRV-Wolfpack wohl selten gesehen. In keinem der fünf Spiele beim ersten EM-Turnier des Sommers, die allesamt gewonnen wurden, musste das deutsche Team am Ende zittern. Auch nicht gegen die direkten Konkurrenten um das WM-Ticket, Italien und Endspielgegner Spanien.
Die Iberer waren lange der vermeintliche Angstgegner der deutschen Siebener-Mannschaft und mit ihren aus der World Series erfahrenen Stars nach Lissabon gereist. Denn auch sie müssen, wie das Wolfpack, ihr Ticket für die WM in Kapstadt noch lösen. Doch auch los Leones, um den katalanischen Spielmacher Pol Pla, vermochten die deutsche Defensive nicht wirklich in die Bredouille zu bringen.
Mehrmals schaffte es das Wolfpack sich im Endspiel in der eigenen 22 wichtige Turnover zu sichern, auch Dank der gesteigerten Aggressivität an den Kontaktpunkten, die die Coaches von Grumbkow und Snyman von ihren Spielern verlangen. Dazu verliefen im gesamten Turnierverlauf gegnerische Angriffe nach Durchbrüchen meist im Sande, weil mit unglaublicher Laufbereitschaft alle Lücken geschlossen wurden.
So konstatiert auch Nationalcoach von Grumbkow gegenüber TR: „Besonders in der Verteidigung haben wir einen großen Schritt nach vorne gemacht.“ Nur vier Gegenversuche hatte das Team im Turnierverlauf hinnehmen müssen. Gleichwohl kann man aus der Aussage indirekt auch schlussfolgern, dass man trotz 24 erzielten Versuchen noch Luft nach oben im Angriff sieht.
Die wichtigsten Saisonziele stehen noch an – zu viel Euphorie wäre verfrüht
Trotz aller Freude über die Leistung von Lissabon betont man im Wolfpack-Trainerteam, dass jetzt nicht der Zeitpunkt sei, „um euphorisch“ zu sein. In diesem Sommer gibt es für das deutsche Team weitaus mehr zu holen, als „nur“ den EM-Sieg. Die beiden Highlights, zu denen man auf dem Leistungszenit sein wolle, sind die WM-Quali Mitte Juli, sowie die als World-Series-Quali fungierende Challenger Series in Chile im August.
Sofern das WM-Ticket am 16. Juli in Bukarest gelöst werden sollte, wäre das absolute Highlight die ganz große Bühne in Kapstadt, vor 60.000 Zuschauern, beim Sevens World Cup. Deswegen will man sich die Kräfte für die schweren nächsten Wochen einteilen und bereits beim entscheidenden EM-Turnier kommendes Wochenende in Polen rotieren – obwohl der EM-Titel „zum Greifen nah“ ist, wie Coach von Grumbkow betont.
Natürlich wird man die Leistungsträger bis zum Turnier in Bukarest, bei dem noch vier Plätze für Kapstadt zu vergeben sind, nicht in Watte packen können. Gleichwohl wäre es leichtsinnig, jetzt einen angeschlagenen Spieler in Krakau zu riskieren. Zumal man im Trainerteam zuletzt sowieso insistierte, dass man einigen Spielern aus der zweiten Reihe Spielpraxis verschaffen wolle, die schon jetzt bereit für höhere Weihen sind.
Die Siebener-Damen scheinen ebenso auf einem guten Weg
Zwar gelang den Siebener-Damen in Lissabon nur ein Sieg aus fünf Spielen, jedoch konnte das Team von Cieran Anderson dadurch Dank des neuen Formats mit Rumänien und Wales gleich zwei Konkurrenten hinter sich lassen. Sofern die deutschen Damen auch in der Gesamtabrechnung ebenso mindestens Achter werden, hätte man die Klasse gehalten.
Nachdem das Team 2015 und 2018 (nach nur einem Jahr in der obersten Spielklasse) aus der Grand Prix Series abgestiegen war, sieht es nun so aus, als könne sich das deutsche Team auf der Grand Prix Series etablieren. Angesichts der Tatsache, dass die Mannschaft weiterhin blutjung ist, sind das gute Nachrichten.
Die Lücke zur Spitze der Series mit den World-Series-Teams ist noch immer groß, dennoch sind spielerische Fortschritte erkennbar. Mit mehr Erfahrung auf diesem Niveau, mehr Trainingszeit und Konstanz im Trainerteam und Kader kann der Blick dann in den kommenden Jahren hoffentlich wieder nach oben gehen.
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