Der alte und neue Meister lautet Frankfurt 1880. Foto (c) Seufert Chang
Die beste deutsche Vereinsmannschaft im Fünfzehner der Herren ist und bleibt der SC Frankfurt 1880. Mit 29:17 konnte der Titelverteidiger aus dem Jahr 2019 seinen Titel vor rund 2.500 Zuschauern verteidigen. Gegen eine starke Löwenmannschaft aus Handschuhsheim unterstrichen die Männer aus der Bankenmetropole erneut ihre derzeitige Ausnahmestellung im deutschen Vereinsrugby.
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Drei Jahre lang durfte sich der SC Frankfurt 1880 deutscher Meister nennen - zwei davon pandemiebedingt, ohne den Titel verteidigen zu dürfen bzw. müssen. Diesen vermeintlichen Makel trägt das Team von Meistertrainer Byron Schmidt seit gestern nicht mehr mit sich. Frankfurt ist nach dem 29-17 im Endspiel gegen den TSV Handschuhsheim zum achten Mal in der langen Vereinsgeschichte deutscher Meister im Fünfzehner-Rugby der Herren.
Rund 2.500 Zuschauer zählten die Gastgeber in ihrer Anlage in der Bankenmetropole an diesem heißen Juni-Tag. Wie schon 2019 und im Halbfinale heizte der eigene Klub-Nachwuchs die Frankfurter von den beiden Tribünen an der Gegenseite an - darunter auch ein ehemaliger Jugendmeister, der mittlerweile anderswo Erfolge feiert: Anton Segner, frisch gebackener Vizemeister im Super Rugby.
Auf dem Rasen ging es nach dem Anpfiff von Schiri O’Connel direkt ordentlich zur Sache. Krachende Tackles und hart umkämpfte Kontaktpunkte prägten die Anfangsphase und mit Frankfurts argentinischem Prop Agustin Losada erwischte es direkt nach wenigen Minuten einen erfahrenen Leistungsträger - 1880 konnte ihn aber Dank der überragenden Kadertiefe mit Nationalspieler Daniel Wolf ersetzen.
Glücksbringer aus Down Under: Anton Segner war bei der Trikotvergabe vor dem Finale dabei
Das beeinträchtigte die 1880er überhaupt nicht, denn wenige Zeigerumdrehungen endete eine lange Druckphase der Gastgeber im ersten Versuch der Frankfurter. Nach mehreren schnellen Phasen konnte Schluss Edo Stella mit einem Pick and Go die Löwen-Defensive überraschen. Stella erhöhte seinen Versuch selbst, doch die Gäste konnten unter dem Jubel ihrer mitgereisten Anhänger durch Rhys Williams per Straftritt auf 3:7 verkürzen.
Eine weitere Chance auf Löwen-Punkte nach einer Strafgasse an der 5-Meter-Linie der Frankfurter endete mit einem Fehler. 1880 spielte da deutlich effizienter. Erst legte Stella vom Tee nach und dann fand die Dreiviertelreihe der Frankfurter eine Lücke - Lukas Deichmann konnte zum Versuch vollenden. 20:3 und dann musste mit Max Stelling noch ein ganz wichtiger Mann bei den Löwen vom Feld - Frankfurt schien mit viel Rückenwind in die Pause zu gehen.
Doch mit der letzten Chance im ersten Durchgang konnten die Löwen noch einmal verkürzen. Nach etlichen Phasen in der 22 der Gastgeber schaltete Jaco Otto nach einem Straftritt am schnellsten und besorgte den Anschluss zum 10:20 Pausenstand. Die ersten 20. Minuten des zweiten Durchgangs konnte kein Team so richtig die Initiative an sich reißen.
Doch Frankfurt konnte zwei Mal Kapital aus Undiszipliniertheiten der Löwen schlagen und durch Straftritte von Edo Stella auf 26:10 davonziehen. Als die Löwen dann eine Viertelstunde vor Schluss noch einmal über ihren Sturm, genauer gesagt Kapitän Rob May, zum 17:26 Anschluss kamen, machte sich unter Frankfurts Anhängern noch einmal Nervosität breit.
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Aber der Löwen-Sturmlauf gegen Ende blieb aus. Stattdessen erhöhte Edo Stella mit seinen Zählern 20, 21 und 22 und sorgte dafür, dass es über den Ausgang der Partie keinen Zweifel mehr geben sollte. Die Schlussphase wurde zur Jubelorgie an den Seitenlinien und auch wenn es schlussendlich für die Löwen nicht gereicht hat, waren die Handschuhsheimer doch ein mehr als würdiger Finalist. Der alte und neue Meister zeigte sich an diesem heißen Sommertag das entscheidende Quäntchen abgeklärter, souveräner und fehlerfreier - sofern der TSV sein Team zusammenhält, dürften die Löwen auch kommendes Jahr ein heißer Anwärter auf den Titel sein - zumal einige blutjunge Löwen noch lange nicht am Zenit ihres Leistungsvermögens sind.
Nachdem jahrelang der HRK und Frankfurt, sowie der HRK und Pforzheim das deutsche Fünfzehner dominiert haben, stehen nun die Löwen und 1880 über der Konkurrenz. Ob daraus ebenfalls eine jahrelange Rivalität wird, bleibt abzuwarten. Je mehr Vereine auf diesem Level mithalten, umso besser für das deutsche Rugby insgesamt und damit auch für die Nationalmannschaft.
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