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TR-Interview mit Philip Snyman: „Dann können wir die Blitzbokke in Kapstadt herausfordern!“
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Mittwoch, 22. Juni 2022

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Philip Snyman (mitte) gibt Instruktionen an das DRV-Wolfpack. Foto (c) Booth

Seit knapp drei Monaten ist Ex-Südafrika-Kapitän Philip Snyman einer der beiden Nationaltrainer des DRV-Wolfpacks. Im TR-Interview verrät der 35-jährige an welchen taktischen Stellschrauben er gemeinsam mit Clemens von Grumbkow arbeitet. Denn nachdem Snyman bei den letzten drei WM-Turnieren im Siebener als Spieler dabei war, will er es nun mit Deutschland erstmals als Coach schaffen.

TotalRugby: Hallo Philip und vielen Dank erst einmal dafür, dass du dir die Zeit für uns genommen hast. Zunächst einmal, wie waren die ersten Wochen mit dem Wolfpack, wie gefällt es dir in Heidelberg?

Philip Snyman: Kein Problem und ja, Heidelberg gefällt mir persönlich sehr gut. Ich war im April das erste Mal da, um mich mit den Strukturen vertraut zu machen und mit Clemens gemeinsam Pläne schmieden zu können. In den letzten Wochen ist die Arbeit sehr viel intensiver geworden und bei den Howard Hinton Sevens in Tours waren wir dann mit zwei Teams à zwölf Spielern am Start, um einen Kader von 18 Spielern zu identifizieren, der sich auf unsere großen Saisonziele vorbereiten.

Wir haben ein zwei Änderungen im Set-Up gemacht, die Atmosphäre im Team ist großartig, wir arbeiten zielstrebig und die Jungs bringen viel Energie und die richtige Einstellung mit ins tägliche Training – das gefällt mir sehr gut. Ich bin froh Teil der Wolfpack-Familie zu sein.

TR: Wie kam es eigentlich dazu, dass du beim DRV-Wolfpack gelandet bist?

PS: Ich war bisher als Consultant bei den Blitzboks tätig (2019 musste Snyman seine Blitzboks-Karriere als Kapitän verletzungsbedingt beenden; Anmerkung der Redaktion) und habe die SAAS Academy in Stellenbosch geleitet. Der DRV hatte ja in letzter Zeit Jahr für Jahr zwei Talente zur Akademie geschickt. In dieser Funktion war ich im Vorjahr auch erstmals in Deutschland und so kam der Kontakt zu Stande. Deshalb kannte ich die Strukturen, bevor ich in der neuen Funktion gestartet bin.

Tatsächlich ist das Set-Up sehr gut, auch wenn es natürlich nicht ideal ist, dass ein paar Spieler eine lange Anreise haben, oder wegen Beruf und Studium gleichzeitig anderswo eingespannt sind. Aber angesichts der Voraussetzungen wird hier sehr professionell gearbeitet, die Abläufe gehen reibungslos vonstatten.

 

Info-Box:

Philip Snyman (35) spielte von 2008 bis 2019 für Südafrika auf der World Series und war zuletzt Kapitän

Er musste seine Karriere nach einer Rückenverletzung vorzeitig beenden

Er gewann 3 x World-Series-Gesamtsiege sowie Olympia- und WM-Bronze

 

TR: Die nächsten Wochen werden mit der EM, der WM-Quali, der World-Series-Quali und hoffentlich der WM am Ende sehr hektisch. Wie waren die Vorbereitungen bisher und inwiefern habt ihr an der taktischen Grundidee gearbeitet?

PS: Die nächsten Wochen werden für uns extrem wichtig, weswegen wir uns nach Tours auf eine Gruppe von 18 Spielern festgelegt haben, auch um uns die Trainingsarbeit zu erleichtern. Bezüglich unserer Spielidee: Clemens (v. Grumbkow; Anmerkung der Redaktion) und ich waren uns da von Anfang an sehr einig. Wir haben offensiv wie defensiv ein paar Änderungen vorgenommen – generell wollen wir mit ein weniger Kontakt spielen, uns mehr an dem, was vor uns ist, orientieren.

Wenn der Ballträger mehr Optionen hat, da die Mitspieler gute Laufwege wählen, dann werden sich Räume ergeben. Meine Trainerphilosophie ist es, den Spielern nicht nur beizubringen, was sie zu tun haben, sondern auch warum sie es tun sollen. Dann verstehen sie auch besser, wie sie Räume kreieren können. Das wird auch viel Arbeit für die Spieler ohne Ball bedeuten, ihre Laufwege so anzupassen, dass der Spielmacher Raum und Optionen hat.

Defensiv wollen wir aggressiver am Kontaktpunkt werden und mit viel Druck verteidigen, damit wir Bälle klauen können. Nur mit dem Ball in der Hand können wir das Spiel kontrollieren. Ich denke mit diesen Anpassungen kann das Team viel erreichen.

TR: Bisher galt vor allem Jonathan Dawe als hervorragender Balldieb. Werden die anderen Spieler die Kontaktpunkte auch aggressiver angreifen?

PS: Im Siebener kann man kein Spezialist sein, ein Stürmer muss technisch versiert sein und ein Außen muss auch die Skills eines Flankers mitbringen. Im Siebener kann sich niemand verstecken, jeder muss beispielsweise auch mal als Halb einspringen können. Als ich bei den Blitzbpks gespielt habe, war oftmals der Schluss derjenige mit den meisten Turnover. Wenn es zu einem Durchbruch kommt, sind die Angreifer oft isoliert, weswegen der Schluss auch am Kontaktpunkt stark sein muss.

Natürlich sind Dawesie (Johnathan Dawe; Anmerkung der Redaktion), Sam Rainger und Carlos Soteras Merz am Boden stark, aber als Schluss hat man fast noch mehr Chancen, Bälle zu stehlen. Daraus können wir echte Vorteile ziehen, speziell gegen Teams, die in die Breite spielen und versuchen außen Meter zu machen.

TR: Mit den fünf extrem wichtigen Turnieren in nur 2,5 Monaten dürfte die Kadertiefe extrem wichtig werden. Glaubst du, dass ihr da als Team gut genug aufgestellt seid?

PS: Natürlich kann man nie genug Breite im Kader haben. Aber wir sind in der glücklichen Lage eine starke Gruppe zu haben. Uns ist es wirklich schwergefallen, uns auf 18 Spieler zu beschränken. Es gibt im erweiterten Kader mindestens fünf oder sechs weitere Spieler, die sofort nachrücken könnten. Mit der Tiefe bin ich also definiti zufrieden – dennoch wird es physisch eine Herausforderung all diese Turniere zu spielen. Wir werden als Trainerteam versuchen die Belastung für die einzelnen Spieler so gut es nur geht zu steuern und den Jungs auch die Möglichkeit zu geben, sich zu zeigen – immer mit unseren Zielen im Hinterkopf.

Bis 2019 war Philip Snyman nicht aus dem südafrikanischen Team wegzudenken

TR: Wo wir beim Thema Ziele wären. Für dich wäre es sicher ein Traum mit dem Wolfpack im September in Kapstadt vor 60.000 Zuschauern bei der WM gegen deine Blitzbokke zu spielen, oder?

PS: Absolut! Das wäre eine großartige Konstellation. Aber bis dahin gilt es noch unzählige Hürden zu nehmen, weswegen der Fokus zunächst auf der nächsten Aufgabe liegt. Natürlich wollen wir als Team zur WM, aber zunächst stehen die beiden EM-Turniere an, die deshalb erstmal wichtiger sind.

Zuerst geht es am Samstag in Lissabon gegen Frankreich und von da an blicken wir voran. Wir müssen unsere Aufgabe erledigen und dann weitermachen – von Minute zu Minute, von Spiel zu Spiel und von Turnier zu Turnier. Wenn wir alle unsere Aufgaben erledigen, bin ich der festen Überzeugung, dass wir uns für Kapstadt qualifizieren und dann vielleicht sogar die Blitzbokke in deren Heimstadion herausfordern können.

TR: Wir würden das Wolfpack natürlich liebend gerne in Kapstadt sehen. Philip, vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg mit dem Team in Portugal!

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