Die vielleicht intensivste Rugby-Rivalität der Welt: Origin 2022 startet
Geschrieben von TotalRugby Team
Mittwoch, 8. Juni 2022
Blau trifft auf Kastanienbraun - das ist State of Origin.
Was ist die größte Rugby-Rivalität der Welt? England gegen Wales? Georgien gegen Rssland, oder doch Frankreich gegen England? Vielleicht ein Klub-Duell wie Leinster vs. Munster? In Australien würden viele State of Origin bzw. New South Wales gegen Queensland sagen.
Wer am heutigen Mittwoch-Abend in einer beliebigen Sportsbar im australischen Sydney, Brisbane oder Townsville gelandet ist, konnte die Faszination Origin selbst erleben. Je nachdem ob man nördlich oder südlich der rund 1.500 km langen Grenze zwischen den beiden östlichen Bundesstaaten ist, trifft man Dutzende Fans des ovalen Leders wahlweise im kastanienbraun/bordeaux-roten Trikot von Queensland, oder im Himmelblau von New South Wales.
Seit mittlerweile 40 Jahren spielen die besten Spieler der beiden Rugby-verrücktesten Staaten Australiens (in Melbourne, Perth & Adelaide dominiert Aussie Rules) drei Mal in kurzer Folge mitten im australischen Winter die Origin Series aus. Es mag lediglich ums Prestige gehen, doch die Intensität auf dem Feld sucht seit Jahren ihresgleichen – Queensland und New South Wales sind traditionell große Rivalen, im Sport, wie im Alltag.
Seit 1982 treffen die beiden Rivalen drei Mal pro Jahr im australischen Winter aufeinander
Für die Fans aus beiden Staaten ist Origin das sportliche Highlight des Jahres, was man am öffentlichen Interesse, den TV-Zuschauerzahlen und nicht zuletzt den Ticketpreisen sieht. Wochenlang wird daraufhin gefiebert und darüber spekuliert, wer es in den 18er-Spieltagskader der beiden Rivalen schafft.
Denn hier geht es um Rugby League – in der Dreizehner-Variante, die einzig in Papua-Neuguinea und Australien beliebter als die beiden Spielformen des traditionellen Unions (15er & 7er) ist, läuft Australien international quasi außerhalb jeglicher Konkurrenz. Selbst der Meisterschaftskampf in der Fußball-Bundesliga bietet mehr Spannung, als die League-WM.
Origin ist für den Sport als solches somit Segen und Fluch zugleich – zum einen fasziniert es die australische Sport-Öffentlichkeit mit oftmals packenden Duellen – so auch heute. Andererseits zeigt er auch die Limitierung des 13er-Rugbys, wenn das Duell zweier Bundesstaaten das sportlich wichtigste und hochklassigste Event eines ganzen Sports ist. Wer es als Spieler einmal auf das Level Origin geschafft hat, kann im League eigentlich nicht viel mehr erreichen – selbst der WM-Gewinn zählt in Australien weniger.
Dennoch lohnt sich auch Rugby-Fans in Europa ein Blick nach Down Under. Die Gedränge mögen zwar nur simuliert sein - Gassen oder Rucks gibt es sowieso nicht. Harte Hits und spektakuläre Versuche sieht man aber dennoch. Das Auftaktspiel war da keine Ausnahme: Am heutigen Mittag deutscher Zeit – wie so oft in den letzten Jahren – mit dem besseren Ende für Queensland.
Spannung bis zur allerletzten Sekunde: Origin 1 ging hauchdünn an Queensland
Die Gäste setzten sich vor über 80.000 Zuschauern im Olympiastadion von Sydney durch, musste beim 16-10 aber bis zur allerletzten Sekunde zittern. Die Gastgeber spielten sich mit dem letzten Ballbesitz noch einmal bis auf einen Meter an die Mallinie der Gäste aus Queensland vor. Doch anders als im Union wird im League pünktlich zur 80. Minute abgepfiffen, weswegen der letzte Angriff denkbar knapp scheiterte.
In 2,5 Wochen folgt am letzten Samstag des Monats in Perth Spiel zwei der Serie. Sollte Queensland auch Spiel zwei gewinnen, wäre das gleichbedeutend mit dem 23. Titel in der Geschichte von Origin – die Blues haben derer nur 16, obwohl die reguläre Liga NRL von Teams aus Sydney dominiert wird. Elf von 16 Mannschaften kommen aus New South Wales, zehn aus Sydney und nur drei aus Queensland.
Wer Origin aus Deutschland verfolgen will, kann das über Sport 1 Plus sogar legal, wenn auch nicht gratis tun. Die Pay-TV-Variante des Münchner Sportsenders ist allerdings bei zahlreichen Sky-Paketen dabei.