Bald wieder auf der internationalen Bühne, allerdings in den Farben des Landes seiner Vorfahren: Israel Folau.
Im Weltrugby sind die Machtverhältnisse seit Jahren mehr oder minder festgefahren. Lediglich vier Teams konnten bisher überhaupt eine WM gewinnen und schon die Tatsache, dass Japan es in ein Viertelfinale geschafft hat, galt als Sensation. Eine Regeländerung von World Rugby könnte nun zumindest für einige kleinere Nationalteams zum Gamechanger werden. Tonga dürfte besonders davon profitieren und wird von einigen Experten schon als künftiges Weltklasse-Team gesehen.
Das Königreich Tonga liegt 16.500 km Luftlinie entfernt, zählt weniger Einwohner als die Stadt Heidelberg, hat aber einige der größten Rugbyspieler aller Zeiten hervorgebracht. Denn der ovale Ballsport ist in Tonga eine Art Ersatz-Religion. Freilich hat es für die Nationalmannschaft Tongas für die ganz großen Erfolge gereicht.
Die Seeadler waren bis auf 1991 bei jeder WM dabei, kamen aber nie über die Gruppenphase hinaus. 2019 war das Team haarscharf an einem Überraschungssieg über Frankreich vorbeigeschrammt, als man in Kumamoto beim 21-23 nur einen Straftritt vom Sieg über Dupont und Co. entfernt war.
Das könnte sich beim Blick auf die WM kommendes Jahr in Frankreich ändern. Denn kein anderes Land wird dermaßen von einer durch World Rugby zum ersten Januar implementierten Regeländerung zur Spielberechtigung profitieren, wie das Team vom Inselstaat.
Denn seit dem Stichtag zu Jahresbeginn kann ein Spieler, der bereits für eine A-Nationalmannschaft aufgelaufen ist, nach einer dreijährigen Wartezeit, für ein weiteres Team spielen, insofern Sie im jeweiligen geboren wurden, oder die Elter / Großeltern von dort stammen.
Tonga hat durch die riesige Diaspora in Neuseeland und Australien viel Potenzial
Angesichts der riesigen tongaischen Diaspora in Australien und Neuseeland - in beiden Ländern leben zusammengerechnet mehr Menschen tongaischer Herkunft, als auf Tonga selbst - trifft dieses Kriterium auf viele Spieler der All Blacks und Wallabies zu. Jonah Lomu, Doug Howlett, oder auch der aktuelle All-Blacks-Zehner Richie Mo’unga haben tongaische Vorfahren.
Bereits in diesem Juli werden drei einstige All Blacks für die Seeadler auflaufen, sowie ein einstiger Superstar der Wallabies. Charles Piutau, Bristol-Schluss und einige Jahre der bestbezahlte Rugbyspieler der Welt, Ex-All-Blacks-Neuner Augustine Pulu, sowie der ehemalige Neuseeland-Innen Malakai Fekitota und Israel Folau sind allesamt erstmals im Tonga-Kader.
Bald wieder auf der internationalen Bühne nach 3 Jahren Abwesenheit: Israel Folau
Tonga könnte für Irland und Schottland zum Stolperstein werden
Bei einer solchen Hintermannschaft dürften Schottland und Irland, Gruppengegner Tongas bei der WM kommendes Jahr, Albträume bekommen. Zumal Tonga auch die Aussicht auf weitere Verstärkungen hat: Ex-Wallabies-Prop Sekope Kepu, Australiens Zweite-Reihe-Stürmer Adam Coleman, sowie All-Blacks-Flanker Vaea Fifita könnten im Herbst allesamt folgen.
Damit hätte Tonga auch im Sturm Verstärkung der allerhöchsten Güte. Dazu profitiert das Inselreich erheblich vom neuen Super-Rugby-Team Moana Pacifica. Ein Dutzend Spieler aus dem aktuellen Kader spielen beim nagelneuen Team. Dass bringt einen Kern an Spielern, der tagtäglich miteinander trainiert, ergänzt mit Superstars wie Fekitoa und Folau.
Israel Folau, der wegen seiner homophoben Ansichten aus dem Wallabies-Kader geflogen war, soll sich laut Medienberichten dazu verpflichtet haben, keinerlei kontroversen Social-Media-Post zum Thema Glauben und Homosexualität zu verfassen. So erhält das Team die gesamte Klasse des 73-fachen Wallabies, ohne ähnliche Kontroversen befürchten zu müssen.