TR-Update international: La Rochelle triumphiert, Segner mit bittersüßem Sieg
Geschrieben von TotalRugby Team
Dienstag, 31. Mai 2022
Der Jubel in La Rochelle kannte keine Grenzen
Es war ein Wochenende der Highlights im internationalen Rugby. La Rochelle krönte sich zum besten Vereinsteam Europas, Australien vollbrachte in Twickenham Historisches und Anton Segner hatte nach einer Verletzung beim Sieg seiner Blues wenig zu feiern.
Europacuptitel führt zu Ausnahmezustand in La Rochelle
Das malerisch an der französischen Atlantikküste gelegene La Rochelle hat nur knapp 80.000 Einwohner. Mindestens eben so viele drängten sich am Sonntag rund um den malerischen Hafen der rugbyverrückten Stadt, als das Team um Frankreich-Achter Aldritt den Europapokal auf einem Doppeldeckerbus durch die jubelnde Menschenmenge fuhr.
Einer der Feiernden war ein gewisser Robert Mohr, der auch zehn Jahre nach seiner aktiven Zeit bei La Rochelle noch immer einen Legendenstatus inne hat. Bereits am Abend zuvor war der einstige Kapitän von Stade in den Katakomben des Stade Vélodrome von Marseille und feierte den Titel mit Vereinsverantwortlichen und Spielern.
La Rochelle war als klarer Außenseiter in das Finale das Champions Cups gegangen. Der fünfte Europapokaltitel für Leinster schien ausgemachte Sache zu sein, angesichts der Dominanz, die die Dubliner im Saisonverlauf an den Tag gelegt hatten. Tatsächlich lag Leinster im Spielverlauf fast durchgehend vorne, jedoch ohne zu dominieren.
Das bessere Team holte am Ende auch den Titel
Sechs Sexton-Penaltys, mehr sprang für Leinster nicht raus. Denn La Rochelles Defensive schaffte es, Angriffswelle um Angriffswelle abzuwehren und Leinsters Strippenzieher Sexton zu frustrieren. La-Rochele-Coach Ronan O’Gara, einst Sextons Widersacher als Munster-10er und Vorgänger bei Irland, ließ den XXL-Innen Jonathan Danty immer wieder genau auf Sexton zulaufen, der damit ungeliebte Defensiv-Arbeit leisten musste.
Offensiv schaffte es La Rochelle die Leinster-Defensive drei Mal zu knacken. Einmal per Finesse, als die Südafrika-Kombo Leyds und Rhule sich durchkombinierte. Als Leinster dann zwischenzeitlich mit 18-10 führte und sich 20 Minuten vor Schluss auf der Siegerstraße wähnte, schlug La Rochelles mächtiger Sturm zwei Mal zu. Erst per Paket und als Leinster dann nach einem dummdreisten Beinstellen wieder auf 21:17 davonzog und in Überzahl spielte, mit der Brechstange.
In der Schlussminute war es nach unzähligen Pick and Go Phasen der nur 1,70m große Außen Retière, der das Leder auf der Mallinie unterbrachte. Der Großteil der Zuschauer in der Arena von Marseille jubelte mit den Landsleuten und die große gelb-schwarze Party konnte losgehen. Der erste Europacuptitel für Stade Rochelais wurde standesgemäß gefeiert und tatsächlich muss man das Ex-Team von Robert Mohr spätestens jetzt zu Europas Eliteklubs zählen.
Australien triumphiert in Twickenham und will Geschichte schreiben
Zehn Jahre war der letzte australische Sieg bei den London 7s her, zwanzig Jahre der letzte Triumph über Erzrivale Neuseeland in einem Endspiel. Der dramatische 19:14 Sieg in der Verlängerung im Twickenham-Stadion bringt die Australier darüber hinaus in der Gesamtwertung der World Sevens Series in Reichweite der Blitzboks.
Diese waren Anfang der Saison noch übermächtig und spazierten von Sieg zu Sieg. Doch in den letzten vier Turnieren scheiterten die Boks drei Mal im Viertelfinale und in Toulouse vorige Woche gar in der Gruppenphase. Ein erstmaliger Gesamtsieg Australiens rückt damit in greifbare Nähe. Sollte Australien das letzte Turnier der Series in LA im August gewinnen, wäre den Aussies ihr erster Gesamtsieg nicht mehr zu nehmen.
Was für ein Endspiel, Australien triumphiert mit Golden Point in London
Segner mit bittersüßem Sieg in Sydney
Die Auckland Blues mit dem jungen Frankfurter Anton Segner haben die reguläre Saison mit Ihrem 12. Sieg auf Rang eins beendet und gehen nun als Favorit in die Playoffs. Auch in Sydney, bei den zuletzt wiedererstarkten Waratahs, behielten die Blues auf dramatische Art und Weise die Oberhand. Zum zweiten Mal in zwei Wochen entschieden die Blues das Spiel per Dropkick mit der letzten Aktion für sich.
Anton Segner hatte das Spiel in der dritten Sturmreihe begonnen, musste aber bereits nach 13 Minuten mit einer Knöchelverletzung vom Feld. Diese sah relativ ernst aus, so dass Segner mindestens den Auftakt zu den Playoffs verpassen dürfte, nachdem er zuletzt mehrmals in der Start XV wiederzufinden war.
Es bleibt zu hoffen, dass Segner im Laufe der Playoffs noch zu einem Einsatz kommt – denn es ist bereits jetzt schon die beste Blues-Saison seit langem und könnte eine historische werden. Daran hat auch Segner selbst großen Anteil.