Sechs Jahre nach der Meisterschaft folgt der Absturz: Pforzheim ist nicht mehr erstklassig.
Am letzten regulären Spieltag der Rugby-Bundesliga gab es Tränen des Abschieds und der Trauer. Pforzheim muss den bitteren Gang in Liga zwei antreten, nachdem die Rhinos bei der RGH unter die Räder kamen. Ein ähnliches Schicksal erlebte Luxemburg beim Meister Frankfurt, doch dem Team aus dem Großherzogtum bleibt noch die Chance auf den Klassenerhalt in der Relegation. Im Norden ging es am letzten Spieltag "nur" noch um Platz drei, den sich der BRC mit einem deutlchen Sieg über die Germania sicherte.
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Süd/West
Tabelle
Rang |
Team |
Spiele |
Punkte |
Differenz |
1 |
SC Frankfurt 1880 |
14 |
65 |
+625 |
2 |
TSV Handschuhsheim |
14 |
57 |
+566 |
3 |
SC Neuenheim |
14 |
55 |
+400 |
4 |
RG Heidelberg |
14 |
35 |
-23 |
5 |
Heidelberger RK |
14 |
24 |
-344 |
6 |
RK Heusenstamm |
14 |
22 |
-373 |
7 |
RC Luxemburg |
14 |
14 |
-384 |
8 |
SG Pforzheim |
14 |
13 |
-467
|
RG Heidelberg 48-5 SG Pforzheim
Elf Jahre Erstklassigkeit der Pforzheimer Rhinos endeten am Samstag im Heidelberger Rugby-Wohnzimmer mit einer bitteren Pleite und dem direkten Abstieg in die zweite Bundesliga. In der kommenden Saison spielt das Team aus der Goldstadt, 2016 immerhin noch deutscher Meister, nicht mehr in Deutschlands Eliteliga.
Der Abstieg wurde im Heidelberger Rugby-Wohnzimmer besiegelt, hätte aber bereits vorher verhindert werden können oder müssen. Gegen die Orange Hearts, die für einen versöhnlichen Saisonabschluss und die würdige Verabschiedung dreier Vereinslegenden spielten, was an diesem Samstag wenig zu holen.
Zumindest für eine knappe Viertelstunde hatten die Gäste Hoffnung, nachdem sich der Rhinos-Sturm mit einem Gassepaket ins RGH-Malfeld vorgeschoben hatte. Doch die fünf Zähler in den Auftaktminuten sollten die einzigen im gesamten Spiel bleiben. Tim Biniak, der der RGH ab Sommer wohl nicht mehr zur Verfügung stehen dürfte, besorgte schon wenig später den ersten Versuch für Orange.
Kurz danach musste Biniak dann aber verletzt vom Feld - ob und wann er wieder im Orange der RGH aufläuft, bleibt abzuwarten. Die Gastgeber schafften es aber auch ohne den Siebener-Experten bis zur Pause durch Wadlinger, Hacker und Asafo Fau bereits auf 26:5 davonzuziehen.
Nach der zunächst keine Punkte, unter anderem auch deshalb, weil sich RGH-Kapitän Elmar Heimpel in seinem letzten Bundesligaspiel noch einmal einen gelben Karton abholte. In den letzten 20 Minuten zog die RGH dann das Tempo aber noch einmal an und kam durch Wadlinger, Hacker, Laudage und Louis Biniak zu vier weiteren Versuchen gegen eine sich in der Auflösung befindlichen Pforzheimer Defensive.
Hakler und Kapitän Elmar Heimpel gebührte die Ehre, den letzten Kick zu setzen. Doch anders als bei seinen Gasseeinwürfen zeigte sich das RGH-Urgestein mit seiner letzten Aktion für die RGH in der Bundesliga weniger treffsicher. Der Kick landete unter dem Jubel seiner Mitspieler neben den Stangen.
Für RGH-Coach Güngör war es ein „versöhnlicher Abschluss“, nach einer Saison, in der man den eigenen Ansprüchen vielmals nicht gerecht geworden sei, wie er gegenüber TR erklärte. Das letzte Spiel habe aber unter Beweis gestellt, dass man auch ohne die Siebener-Nationalspieler viel Potenzial habe. Außerdem bedankte sich Güngör noch ausdrücklich bei Elmar Heimpel und Rafael Übelhör, die ihre Karriere beenden, sowie bei Tim Biniak, der künftig wohl nicht mehr zur Verfügung stehe.
SC Frankfurt 1880 101-0 RC Luxemburg
Trotz des ersten dreistelligen Ergebnisses in dieser Saison hat der RC Luxemburg weiter die Chance auf den Klassenerhalt. Die Rugger vom RCL kamen bei Frankfurt 1880 böse unter die Räder, können Anfang Juli in der Relegation aber noch die Klasse halten.
An diesem Samstag in der Frankfurter Feldgerichtsstraße war ein klarer Klassenunterschied zwischen dem Meisterschaftsfavoriten und den Gästen zu merken. 80 Minuten Einbahnstraßenrugby und dennoch zeigte sich Meistertrainer Byron Schmidt nicht ganz zufrieden: „Das Spiel war sehr einseitig, trotzdem war es kein großartiges Spiel von uns.“
Zu wenig habe man die eigenen Abläufe eingehalten, was jedoch angesichts der Überlegenheit auch schwer gewesen sei. Gleichwohl habe man einigen Spielern Spielzeit geben können, die im bisherigen Saisonverlauf davon nicht genug erhalten hatten. Der Blick, so Schmidt weiter, richte sich nun voll und ganz auf die Playoffs.
In zwei Wochen gastiert der RK 03 Berlin in Frankfurt und angesichts der letzten Ergebnisse werden die Frankfurter auch da der überragende Favorit sein. Luxemburg muss derweil noch die Aufstiegsplayoffs abwarten, bis klar ist, gegen wen es in der Relegation geht. Mögliche Gegner sind: Der München RFC, Köln, Rottweil, oder Offenbach.
Heidelberger RK 7-82 SC Neuenheim
Den Ruggern des SC Neuenheim war schon vor Anpfiff dieses HD-Derbys klar, dass es ein echtes Wunder bräuchte, damit der Halbfinaleinzug doch noch klappt. Denn dazu hätte der TSV Handschuhsheim parallel in Heusenstamm verlieren müssen. So blieben dem SCN nur noch zwei andere Motivationen: Revanche für die unerwartet Hinspielpleite, welche einer der Gründe für das Verpassen der Playoffs war, sowie die Verabschiedung von Coach Alexander Snakko Widiker, der zum letzten Mal bei Königsblau an der Seitenlinie stand.
Beides war mehr als genug Motivation, wie man schon in der Anfangsphase merken konnte. Finn Schwager besorgte nach nur fünf Minuten den ersten Gästeversuch. Danach war es der ehemalige Klu-Hakler Biskupek, der nachlegen konnte, bevor erneut Schwager mit einem weiteren Solo erhöhen konnte. Paine, Biskupek, Klewinghaus, Damaschek und Perrone erhöhten bis zum Pausenpfiff auf 44:0.
Auch nach der Pause blieb es beim Einbahnstraßenrugby - der HRK hatten den Angriffswellen der königsblauen Gäste, die ihre beste Form der gesamten Saison erreicht haben, wenig entgegenzusetzen. So punktete der SCN auch in Durchgang zwei im Minutentakt. Wakefield, Lammers, Nkosi und Trog schraubten das Ergebnis auf 70:0 hoch, bis der HRK durch Averbeck zum Ehrenversuch kam.
Wakefield und Moyer besorgten schließlich den Endstand für den SCN, der damit zwar Revanche für die Hinspielpleite genommen hat, gleichwohl aber trotzdem nicht in die Playoffs kommt. Der Klub wiederum hatte den Klassenerhalt bereits vorher sicher und dürfte sich über die Pleite nicht allzu sehr ärgern.
Für Trainer Widiker war die letzte Partie als SCN-Coach ein großartiges Spiel, mit einigen „wunderschön herausgespielten Versuchen. Man habe das von Clemens von Grumbkow und ihm erarbeitete Spielkonzept perfekt umgesetzt. Mit Blick auf die Zukunft der Königsblauen ergänzt er gegenüber TR: „Für den Verein ist die Aufgabe nun, die Mannschaft zusammenzuhalten und ein neues Trainerteam zu finden, was nicht einfach sein wird. Ich wünschen dem SCH viel Erfolg dabei!“
RK Heusenstamm 5:89 TSV Handschuhsheim
Als Füchse-Außen Moritz Höhmann zum Versuch einlief, hatten die Anhänger der Gastgeber erstmals Grund zu jubeln. Nur waren da lediglich fünf Minuten auf der Uhr und es stand zu diesem Zeitpunkt bereits 0:82 aus Sicht der Gastgeber, die mit vielen Ausfällen zu kämpfen und ihr Saisonziel bereits erreicht hatten.
Kein Durchkommen: Die Füchse-Offensive war über weite Teile des Spiels abgemeldet
Weitere Lichtblicke aus Sicht der Gastgeber gab es kaum, mit der Ausnahme der Debüts der beiden Eigengewächse Christian Mihai und Matthias Meichsner. Die Löwen wiederum konnten im dritten Anlauf endlich ihren Platz im Halbfinale buchen. Die Leistung der Gäste ließ nicht viel zu wünschen übrig. Teilweise klingelte es im Minutentakt im Füchse-Malfeld.
Die Löwen können nun endgültig für den 11. Juni planen, wenn der Vizemeister aus dem Jahr 2019 bei Hannover 78 antritt. Schon vor drei Jahren gab es dieselbe Paarung und Handschuhsheim ging mit 57:3 als klarer Sieger vom Feld. Dieses mal dürften sich die Löwen auf mehr Gegenwehr der 78er einstellen.
Nord/Ost
Tabelle
Rang |
Team |
Spiele |
Punkte |
Differenz |
1 |
Hannover 78 |
12 |
55 |
+250 |
2 |
RK 03 Berlin |
12 |
39 |
+113 |
3 |
Berliner RC |
12 |
37 |
+201
|
4 |
SC Germania List |
12 |
33 |
+147 |
5 |
RC Leipzig |
12 |
29 |
+44 |
6 |
Hamburger RC |
12 |
21 |
-130 |
7 |
VfR Döhren |
12 |
-1 |
-625
|
RC Leipzig 50-5 Hamburger RC
Im direkten Duell um Rang fünf konnte der RC Leipzig Revanche für die Hinspielpleite nehmen und eine deutlich bessere Rückrunde standesgemäß abschließen. Den Auftakt für den RCL machte der einst als syrische Flüchtling in die Messestadt gekommene Mahmoud Alrebdawi, der trotz seines Speeds zuletzt öfter auf der zweiten Innenposition wiederzufinden war.
Der Hamburger RC konnte in der Auftakthälfte zumindest zeitweise mithalten, verpasste es aber, aus den Ausflügen in die 22 der Sachsen Kapital zu schlagen. Viel besser gelang dies den Leipzigern, die mit dem Südafrikaner Pule Sibiya einen der stärksten Finisher im Norden haben.
Gleich zwei Mal kam Sibiya noch vor der Pause zu Versuchen: Einmal nach einem tollen Solo, einmal nach einem gelungenen Spielzug der RCL-Rugger. Zwischenzeitlich hatte Leipzigs Achter Jacobs das Leder direkt vom Gedränge aus mit aller Gewalt über die Linie gewuchtet.
Nach der Pause dasselbe Bild: Wenn Leipzig das Tempo anzog, boten sich irgendwann Lücken, die erneut Sibiya und Alrebdawi zu weiteren Versuchen nutzten. Die letzten beiden Versuche bescherte dann der RCL-Sturm, mit Lars Wochatz, der aus kurzer Distanz vollenden konnte.
Leipzig beendet die Saison damit als Fünfter, vier Punkte hinter Germania und zehn hinter Playoff-Platz zwei. Mit einer besseren Hinrunde hätten die Sachsen durchaus oben mitspielen können. Nun wird es die Vereinsführung wichtig sein, den Kader zusammenzuhalten. Dann wäre kommende Saison auch mehr drin.
Berliner RC 41-17 SC Germania List
Der Berliner RC gewinnt auch das vierte Spiel in Folge und zwar mit dem Offensiv-Bonus gegen den direkten Konkurrenten Germania List. Damit landen die West-Berliner auf dem dritten Rang, was sich nach einem durchwachsenen Herbst durchaus sehen lassen kann.
„Dass die Mannschaft dieses Spiel so souverän gewinnen kann, was nicht zu erwarten“, so BRC-Sportdirektor Boris Siebenhörl. Es sei auch ein Beweis für das Potenzial der Mannschaft, einen direkten Konkurrenten derart deutlich zu distanzieren. Zumal man einige junge Spieler im Kader habe, die noch viel Potenzial aufweisen.
Versöhnlicher Abschluss auf Rang 3: Der BRC überholt am letzten Spieltag Germania List
In den kommenden Wochen werde man die Saison intern analysieren und dabei auch die Entwicklungen rund um den Wechsel auf dem Trainerposten unter die Lupe genommen. Auch, um in der kommenden Saison das eigene Potenzial möglichst immer abrufen zu können.
VfR Döhren 14-62 Hannover 78
Eine gute halbe Stunde lang konnte der VfR Döhren im letzten Heimspiel der regulären Saison mit dem großen Nachbarn mithalten. Zwischenzeitlich führten die Roten gar, machten sich das Leben gegen den übermächtigen Gegner dann aber selbst schwer. Denn gleich zwei gelbe Karten für absichtliche Vorbälle bedeuteten eine doppelte Unterzahl vor der Pause.
78 ließ sich nicht zwei Mal bitten und legte vier Versuche in schneller Folge zum 31:7 Pausenstand aus Gästesicht. Im Verlauf des zweiten Durchgangs konnte sich Döhrens Sturm zu einem weiterem Versuch durchtanken, jedoch blieb 78 das spielbestimmende Team. Fünf weitere 78-Versuche besiegelten einen deutlichen Sieg, der auf die Tabellensituation keinerlei Auswirkungen mehr hatte.
Für beide Teams geht es damit aber noch nicht in die Sommerpause. Der VfR Döhren muss noch bis zum 25. Juni warten, um herauszufinden, gegen wen es im Relegationsspiel gehen wird. Mögliche Gegner sind Sankt Pauli, Hohen Neuendorf, der Berliner SV 92, oder Victoria Linden. Für die 78er geht es im Halbfinale der Bundsliga gegen den TSV Handschuhsheim weiter, das bereits am 11. Juni.
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