Marcus Trick bei seinem letzten Einsatz für die DRV XV gegen Wales Amateure in Berlin - (c) Miriam May
Am Samstag trifft die Deutsche Nationalmannschaft auf World Cup-Teilnehmer Portugal. Mit dabei sein wird erstmals in diesem Jahr auch Marcus Trick vom SC Neuenheim. Der erfahrene 1. Reihe-Stürmer rutschte für Damien Tussac in den Kader (dieser erhielt keine Freigabe von seinem Club).
Trick, der bereits 16 Länderspiele bestritt und als Spieler des SC Neuenheim und Trainer der Damenabteilung der Königsblauen schon zahlreiche nationale Erfolge feiern durfte, fiebert dem Einsatz gegen die flinken Portugiesen entgegen.
TR: Marcus Du bist der älteste Akteur im DRV-Team, wie viele Länderspiele hast Du bestritten und an welches erinnerst Du Dich noch am besten?
MT: Ich habe 16 Länderspiele bestritten. Das Spiel an welches ich mich zweifelsohne noch am besten in erinnere, war das Spiel gegen Kroatien in Rottweil. Ich erinnere mich so gut, dass ich sogar noch das Datum im Kopf habe, es war am 1. Mai 2000. Vor heimischem Publikum zu spielen, ich bin ja ein alter Rottweiler, war natürlich etwas ganz besonderes für mich. Trotz des aus deutscher Sicht unerfreulichen Ergebnisses, schaue ich mir das Video von diesem Spiel daher auch heute noch gerne ab und zu an. Ein anderes Spiel, das ich nicht vergessen werde, war das unheimlich schwere Auswärtsspiel 2007 in der Ukraine. Ich selbst habe zwar nur 20 Minuten gespielt, aber das waren körperlich die härtesten 20 Minuten auf einem Rugbyfeld, eine absolute Energieleistung. Das wir in dieser knüppelharten Partie die Oberhand behalten haben und den Sieg nach Hause gebracht haben, war sicher der wichtigste Schritt bei der Mission Aufstieg in die Division 1 (Den Spielbericht dieser Partie, gibt es hier zum nachlesen.)
TR: Wie war es für Dich nach den zahlreichen Wintertrainingseinheiten die Du absolviert hast, dann doch nicht für die zwei Länderspiele gegen Georgien und Rumänien berufen zu werden? Hast Du daran geglaubt noch mal ins Team zurückzukommen?
MT: Es war natürlich eine große Enttäuschung, weil ich unbedingt einmal gegen diese Teams spielen wollte, aber sportlich war die Nominierung für mich durchaus nachvollziehbar. Ich kann mein Leistungsvermögen da ziemlich realistisch einordnen. Allerdings habe ich weiter an meine Chance geglaubt, drei schwere Spiele in so kurzer Zeit, vor allem auf einer körperlich so anspruchsvollen Position wie der 1. Sturmreihe, sind eine enorme Belastung und da kann es ganz schnell gehen. Daher habe ich mich auch über die ganze Zeit weiter fit gemacht.
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TR: Beschreibe Deine Gefühle, als Du die Jungs gegen Georgien und Rumänien hast kämpfen sehen und selbst nicht aktiv eingreifen konntest?
MT: Ich habe mitgefiebert und sie lauthals angefeuert. Ich stehe voll hinter unserem Team und habe mich enorm über die Leistungen gefreut. Natürlich hätte ich mir das ein oder andere Erfolgserlebnis gewünscht, sprich ein besseres Ergebnis. Gegen Rumänien waren wir bis auf ein paar Fehler auf Augenhöhe, da wäre eigentlich noch mehr drin gewesen. Hätte mir aber jemand vor ein paar Monaten erzählt, dass wir gegen solche Kaliber wie Georgien und Rumänien so mithalten können, hätte ich es nicht für möglich gehalten.
TR: Am Samstag geht es gegen Portugal, wie siehst Du Eure Chancen und hast Du Dir etwas besonderes vorgenommen?
MT: Die Aufgabe wird sicher keine einfache, zumal wir jetzt auswärts ran müssen und wir ein paar Schlüsselspieler ersetzen müssen. Aber uns allen ist klar, dass es in dieser Gruppe ums nackte Überleben geht und wenn sich für uns die Chance ergibt ein Spiel zu gewinnen, ist es egal gegen wen wir spielen, dann müssen wir die Chance einfach am Schopf packen und die Punkte einfahren. Nach meiner Einschätzung brauchen wir mindestens zwei Siege um uns in dieser schweren Gruppe halten zu können.
Wenn ich reinkomme will ich richtig Gas geben und die Jungs, die vielleicht schon ein bisschen müde sind, entlasten und zugleich nochmal im Vorwärtsgang mitreißen.
TR: Wie oben angesprochen bist Du ja schon recht lange dabei, wie beurteilst Du die Entwicklung der Ländermannschaft in Deiner Zeit als aktiver Nationalspieler?
MT: Seit 1998 hat sich das Niveau enorm gesteigert und zwar in allen Bereichen. Die Physis der Spieler ist eine ganz andere als noch vor 10 Jahren und das wirkt sich natürlich auch auf die Härte im Spiel aus. Insgesamt ist das Rugbyspiel viel schneller, härter und athletischer geworden. Die Entwicklung unserer Nationalmannschaft ist vor diesem Hintergrund eigentlich sehr erfreulich, besonders unter den gegebenen Rahmenbedingungen. Die Atmosphäre innerhalb des Teams war nie so gut wie in den letzten 2-3 Jahren, es ist immer wieder eine Sensation zum Team zu stoßen. Auch früher haben wir immer viele gute Leute im Team gehabt, aber heute füllen wir den Begriff Familie tatsächlich mit Leben. Und auch die Unterkünfte haben sich gebessert, das Hotel hier in Portugal ist der beste Beweis dafür.
TR: Wie schaffst Du es neben Deinem Beruf den gestiegenen Anforderungen an die körperliche Fitness noch gerecht zu werden?
MT: Ich versuche neben dem Beruf abends so oft wie möglich zu trainieren, sei es im Verein oder individuell für mich in der Muckibude oder beim Laufen. Natürlich fällt es mir mit zunehmenden Alter nicht leichter, den Anschluss zu halten und klar ist auch, dass man Leuten, die unter professionellen Bedingungen trainieren können, auch mit Erfahrung nicht immer und vor allem nicht dauerhaft beikommen kann.
TR: Ok Markus, Dein Tipp für die Begegnung am Samstag?
MT: Ich hoffe das wir als Mannschaft die guten kämpferischen Leistungen aus den letzten Spielen bestätigen und unsere Fehler etwas reduzieren können. Ich wünsche mir natürlich, dass wir die Chance zu einer Überraschung nutzen und einen knappen Sieg einfahren. Ich traue uns das an einem guten Tag und mit dem nötigen Quentchen Glück gegen jeden Gegner in dieser Gruppe zu. Wille versetzt Berge und gute Arbeit wird auf Dauer stets belohnt.
TotalRugby Fazit: Wahre Worte …
Das Interview führte: Manuel Wilhelm
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