Wenn die Idee einer Nations League genügend Unterstützer fände, würden England und Südafrika alle 2 Jahre um diesen Titel spielen. Foto (c) Perlich
World Rugby plant die Kalender-Revolution. Die Sommer- und Herbst-Länderspiele sollen zu Gunsten einer neuen Nations League geopfert werden. Wie eine Londoner Zeitung berichtet, könnte bereits 2024 die erste Saison der neuen Nations League ausgetragen werden. Die Idee dahinter: Mehr Spiele, bei denen es um etwas geht und ganz nebenbei auch mehr Einnahmen für die finanziell gebeutelten Verbände.
Laut einem Bericht der Londoner Times treffen sich in diesen Stunden Entscheidungsträger von verschiedenen Verbänden im World-Rugby-Hauptquartier in Dublin. Das Thema ist heikel, weswegen bisher auch noch keine offiziellen Verlautbarungen gemacht worden sind.
Wie die in englischen Rugby-Kreisen gut informierte Times berichtet, will man beim Weltverband einen zweiten Anlauf starten, eine Art Weltliga einzuführen. Bereits vor drei Jahren hatte der damalige World-Rugby-Vize Agustin Pichot versucht, das Thema auf die Agenda zu bringen.
Nach Widerständen von verschiedenen Seiten und Pichots Niederlage in der Kampfabstimmung um die Präsidentschaft bei World Rugby gegen den Amtsinhaber Bill Beaumont schien die Idee ein für alle Mal gestorben zu sein. Jedoch kämpfen viele Verbände noch immer mit den finanziellen Folgen der Pandemie und sind gegenüber neuen Ideen aufgeschlossen.
Nur alle zwei Jahre, um nicht mit Lions-Tour und WM zu kollidieren
Einer der damaligen Kritikpunkte war, dass das Format die WM entwerten und zudem das Ende für die Lions-Touren bedeuten würde. Zumindest letzteres hat man nun in das neue Konzept mit aufgenommen. Denn die Nations League soll demnach nur in runden Jahren ausgetragen werden, damit in den unrunden Jahren kein Terminkonflikt mit den Lions-Touren und der WM aufkommt.
Zwölf Team sollen die sogenannten Nations Championship bilden und weitere zwölf Teams den Challenger Cup. Zwischen beiden Divisionen soll es Auf- und Abstiegsplayoffs geben. In der Top-Division wären die Mannschaften der Six Nations, die der Rugby Championship, sowie Japan und Fidschi vertreten. Im Challenger Cup wären die Teams der Rugby Europe Championship, sowie die USA, Kanada, Uruguay, Samoa, Tonga, Namibia und Chile.
Der aktuell kursierende Vorschlag sähe zwei Divisionen vor
Nations League |
Challenger Cup |
Neuseeland |
Georgien |
Südafrika |
Spanien |
Australien |
Rumänien |
Argentinien |
Portugal |
Frankreich |
Niederlande |
England |
USA |
Irland |
Kanada |
Schottland |
Chile |
Wales |
Uruguay |
Italien |
Samoa |
Japan |
Tonga |
Fidschi |
Namibia |
Die Spiele sollen laut dem Konzept anstelle der Juli- sowie November-Länderspiele ausgetragen werden. Im Juli hätten die Süd-Teams Heimrecht, während im November in der Nordhemisphäre gespielt würde. Ein Grand Final, sowie die Auf- und Abstiegsrunde zwischen den beiden Divisionen würden das Programm abrunden.
Die Chance für Georgien und Co. regelmäßig gegen Top-Teams zu spielen
Für ambitionierte Teams aus der zweiten Reihe des internationalen Rugbys, wie beispielsweise Georgien oder die USA, würde ein solcher Kalender wahrscheinlich zunächst einmal weniger Spiele gegen Top-Teams bedeuten. Denn bisher treten diese Teams im November zumindest ein oder zwei Mal gegen Top-Ten-Mannschaften an.
Jedoch würde das Konzept eine verbindliche Perspektive bieten, so dass Georgien nach einem Aufstieg regelmäßig gegen Weltklasse-Nationalmannschaften antreten könnte. Über eine mögliche Aufstiegsregelung in den Challenger Cup ist zunächst nichts bekannt geworden – jedoch wäre ein solches meritokratisches System ohne Aufstiegschance von unten kaum denkbar.
Heute soll laut Times eine grundsätzliche Einigung erzielt werden, damit kommerzielle Details verhandelt werden können. Bereits im November soll es laut World-Rugby-Zeitplan zu einer endgültigen Einigung kommen, so dass der Challenger Cup bereits 2024 erstmals ausgetragen werden könnte. Die größten Widerstände sind aber von den mächtigen Klubs in Frankreich und England zu erwarten, die ihr Geschäftsmodell von mehr Länderspielen gefährdet sehen und bereits beim letzten Versuch der Einführung einer Nations League strikt dagegen waren.
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