Der RK 03 und der RCL lieferten sich in der Berliner Buschallee einen Rugby-Krimi erster Güte. Foto (c) Gerrit Burow
Die Rugby-Bundesliga ist endlich aus der langen Winterpause zurück. Corona-bedingt fielen zwei Spiele ins Wasser, trotzdem gab es für die Fans des ovalen Leders viel hochklassiges Rugby zu sehen. Das HD-Derby bei besten Bedingungen im Wohnzimmer wurde zur hochklassigen Angelegenheit mit besserem Ende für den TSV. Im Norden musste der RK 03 bis zum Ende zittern und entschied das Duell gegen Leipzig nur ganz knapp für sich.
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Süd/West
Heidelberger RK 19-10 RK Heusenstamm
Wichtiger Befreiungsschlag für den Heidelberger RK, der auch ohne den an Corona erkrankten Jörn Schröder gelang: Im direkten Duell mit den Heusenstammer Füchsen kann der Klub nicht nur den Relegationsrang verlassen, sondern auch noch am RKH vorbeiziehen. Dabei erwischten die Gäste den besseren Start und gingen nach einer Viertelstunde Rugby am Harbigweg nach einem schönen Spielzug über Außen Höhmann in Führung.
Doch diese sollte nicht lange anhalten in einem Spiel, bei dem beide Seiten um die Bedeutung wussten. Erst wurde Heusenstamms anderer Außen Patrick Weber nach einer unübersichtlichen Situation am Offenen für zehn Minuten zum abkühlen auf die Sünderbank gesetzt, dann setzte sich der Klubsturm langsam in der Füchse-22 fest.
Flanker Markus Ulka war es schließlich, der nach einer längeren Druckphase schließlich mit aller Wucht über die Line ging. Zuvor hatte Schluss Max Barthel bereits drei Zähler für die Zebras vom Kick-Hütchen eingesammelt, so dass es beim Stand von 8:3 in die Pause ging. Nach der Pause war zunächst weiter der Klub am Drücker.
Per Straftritt und Versuch durch Phillip Franke, in Szene gesetzt von Schluss Barthel und mit einem Solo über den halben Platz, zogen die Gastgeber auf 16:5 davon. Es sollte aber jedoch noch einmal spannend werden, als Heusenstamm das Momentum wieder an sich riss und mit Hakler Gino Gennaro zu einem verdienten Anschlussversuch kam.
Doch der nächste Heusenstammer Ausflug in die HRK 22 endete mit einem Turnover und einem 50-Meter-Befreiungslauf des eingewechselten Steffen Liebig, auf den ein Straftritt zur 19-10 Entscheidung fiel. Heusenstamm hatte nicht mehr viel entgegen zu setzen und kassierte in der Schlussphase sogar noch eine Gelb-Rote für Weber.
SC Frankfurt 1880 89-0 Rugby Pforzheim
Dass die Pforzheimer nicht unbedingt als Favorit in Frankfurt antreten würden, war so ziemlich allen klar. Aber dass der deutsche Meister 2016 gegen den von 2019 mit fast einhundert Punkten untergehen würde, war dann doch überraschend. Schon der Auftakt wurde für die Gäste zur mittelschweren Katastrophe: Frankfurts pfeilschnellen Fidschianer Ratu Peni Mandanawa konnten die Gäste kurz vor dem Malfeld nur durch ein zu hohes Tackle stoppen - die logische Konsequenz lautete Gelb und Strafversuch für einen Pforzheimer Stürmer.
Die nächsten Schläge sollten sogleich folgen: Franziskus Schröter und Leo Wolf ließen es innerhalb weniger Minuten zwei mal im Rhinos-Malfeld klingeln. Der Bonuspunkt war bereits nach rund 20 Minuten durch einen Versuch von George Noa in der Tasche - ein richtiges Aufbäumen gegen den Frankfurter Sturmlauf fand nicht statt.
Vom Kick-Hütchen erwischte Edo Stella einen Sahnetag
Bis zur Pause ging es im Minutentakt weiter: Stella und zwei weitere Versuche von Innen Wolf zum Hattrick, sowie gleich sechs perfekte Kicks von Edo Stella bedeuteten eine 49:0 Führung zum Pausentee. Danach änderte sich trotz zwischenzeitlicher Unterzahl der Frankfurter nicht viel in der grundsätzlichen Dynamik des Spiels. Sobald Frankfurt über mehreren Phasen spielte, fehlte der Gäste-Defensive die passende Antwort.
Versuche durch Stella, wieder Leo Wolf, zwei Mal Marcel Henn, erneut Stella und zum Abschluss Daniel Wolf schraubten das Ergebnis in schwindelerregende Höhen. Für den SC 80 war es ein lockeres Warmlaufen in die Rückrunde, ohne dass man daraus zu viel ableiten sollte. Übernächste Woche beim HRK dürfte es schon durchaus etwa mehr Widerstand geben. Pforzheim wiederum verbleibt am Schluss der Tabelle und hat mit Neuenheim und Handschuhsheim schwere Aufgaben vor der Brust.
RG Heidelberg 19-43 TSV Handschuhsheim
Nachdem die gleiche Paarung in der Hinrunde noch zu einer Machtdemonstration der Löwen wurde, die mit 39:0 gewannen, bekamen die rund 600 Zuschauer im Rugby-Wohnzimmer dieses Mal deutlich mehr Angriffsrugby von beiden Seiten zu sehen. Auf schnellem Geläuf und mit allen Siebener-Stars auf beiden Seiten an Bord entwickelte sich ein von beiden Teams munter und mit offenem Visier geführtes Duell.
Gerade im ersten Durchgang ging es hin und her, wobei sich die RGH den einen oder anderen Konter einfing. Auf Löwen-Seite stach besonders Eigengewächs Tim Frauenfeld, der sich bereits im ersten Durchgang zwei Mal über die Linie tankte, durch seine starke Leistung in der dritten Sturmreihe neben Jaco Otto und Justin Renc hervor.
Nebenmann Jaco Otto durfte natürlich ebenfalls nicht auf der Liste der Tryscorer fehlen, wobei dem südafrikanischen Löwen dieses Mal nur ein Versuch gelang. Zusammen mit Rhys Williams hatte man das Ergebnis nach einer halben Stunde auf 0:26 hochgeschraubt. Doch Orange gab sich nicht auf und verkürzte noch vor der Pause im strahlenden Sonnenschein durch Versuche von Behlke und Hacker auf 12:33.
Nach der Pause machte der TSV dann aber über Otto und Renc die Sache früh klar. Gerade die dritte Sturmreihe der Löwen war neben dem gut aufgelegten walisischen Verbinder Rhys Williams der Grund für die Löwen-Überlegenheit. Bei den Orange Hearts gab man sich aber nicht auf und drückte in der Schlussphase noch mal.
Mehr als ein Versuch durch Sturm-Tank Hug sollte aber nicht dabei herauskommen. In den letzten Minuten verteidigten die Löwen mit Mann und Maus vor dem eigenen Malfeld und verhinderten somit einen Offensiv-Bonus für Orange.
Tabelle
Rang |
Team |
Spiele |
Punkte |
Differenz |
1 |
TSV Handschuhsheim |
9 |
41 |
+352 |
2 |
SC Frankfurt 1880 |
9 |
41 |
+384 |
3 |
SC Neuenheim |
8 |
29 |
+151 |
4 |
RG Heidelberg |
9 |
20 |
-35 |
5 |
Heidelberger RK |
9 |
14 |
-175 |
6 |
RK Heusenstamm |
9 |
13 |
-197 |
7 |
RC Luxemburg |
8 |
11 |
-207 |
8 |
SG Pforzheim |
9 |
9 |
-273
|
Nord/Ost
RK 03 Berlin 27-25 RC Leipzig
Knapp 500 Zuschauer versammelten sich an der Berliner Buschallee zum ersten Bundesliga-Spiel des Jahres 2022 und bekamen weitaus mehr Spannung geboten, als dem einen oder anderen lieb gewesen wäre. Denn die Leipziger Gäste zeigten sich trotz frühen Rückstands als hartnäckiger Widersacher, der um ein Haar den Sieg beim RK geholt hätte.
Tatsächlich war der erste Versuch des Spiels nach einer langen Sequenz, bei dem der RK die Leipziger Linie belagerte, an die Gastgeber gegangen. Nach mehreren Straftritten und Gedrängen an der 5-Meter-Linie war es ausgerechnet der kleinste Berliner, Gedrängehalb Reinhardt Engelbrecht, der aus kurzer Distanz das Leder über die Linie schmuggelte.
Danach plätscherte das Spiel für eine Weile vor sich hin, bis sich das Momentum gegen Ende der ersten Halbzeit zu Gunsten der Leipziger wendete, die nun ihre stärkste Phase hatten. Erst ließen sich die Leipziger im Malfeld hochhalten, nach einem verunglückten Goalline-Dropout kamen sie postwendend dann doch zum Versuch, der von ganz außen erhöht wurde.
Noch bitterer für die Gäste: Wenig später erhielten die Berliner tief in der Leipziger 22 ein Gedränge zugesprochen - Nummer acht Felix Buhrisch nutzte dies zu einem dynamischen Lauf auf der kurzen Seite bis kurz vor die Mallinie.
Doch die Handabwehr des U20-Nationalspielers war dem Schiedsrichtergespann zu dynamisch. Ein Pfiff, reichlich Verwirrung und Leipzigs südafrikanischer Schluss machte sich mit dem Leder auf den Weg und schaffte tatsächlich den 95-Meter-Konter bis ins Malfeld der Gastgeber.
Als dann noch Rafael Hackl zwischenzeitlich für zehn Minuten vom Platz gestellt wurde, nachdem dieser ein krachendes Tackle vermutlich aus Abseitsposition gesetzt hatte, ging das Momentum vollends an Leipzig. Kurz vor dem Pausenpfiff dann sogar noch Versuch Nummer drei für die Leipziger, die ihre Überzahl mit ihrer flinken Hintermannschaft clever ausspielten.
Der RK hing sichtlich in den Seilen und drohte komplett abgehängt zu werden. Doch die Berliner bewiesen kurz vor der Pause noch einmal Moral und kamen mit der letzten Aktion zum 10-22 Anschluss. Wütende Läufe des RK-Sturms wurden von den Leipzigern zunächst gut verteidigt, bis sich Dritte-Reihe-Stürmer Franz Müller mit aller Wucht den Weg ins Malfeld bahnte.
Nach der Pause dann ein umgekehrtes Bild. Der RK machte nun das Spiel und die Punkte. Wieder war es zunächst der RK-Sturm, der zunächst die Dominanz in Gedränge und Gasse ausbauen konnte und immer wieder für bessere Feldposition sorgte. Dann schafften die schweren Jungs der Berliner den 17-22 Anschluss.
Per Straftritt aus rund 35 Metern vergrößerten die Leipziger die Distanz zwischenzeitlich noch einmal auf mehr als einen Versuch. Jedoch ließen sich die Gastgeber nicht von ihrem Spiel abbringen - nach einer langen langen Druckphase, bei dem sich der RK-Sturm fast die Zähne an der Defensive ausbiss, war es ein wunderschöner Bodenroller von van Zyl auf Außen Maxi Kaiser, der den vierten RK-Versuch einbrachte.
Eben jener Le Roux van Zyl, im Vorjahr von Leipzig zum RK gewechselt, war es auch, der schließlich per Straftritt die erste RK-Führung seit der Anfangsphase bescherte. Und sie sollte tatsächlich bis zum Ende halten.
Für den RK ein extrem wichtiger Sieg, bevor bei Germania List schon eine Vorentscheidung um die Playoff-Plätze fallen könnte. Leipzig hingegen verbleibt am falschen Ende der Tabelle, beweist aber nach dem Sieg gegen den BRC im November, dass man sich seit Saisonbeginn deutlich verbessert hat.
SC Germania List 66-0 VfR Döhren
Wie bereits im Hinspiel waren die Germanen deutlich zu stark für die VfR-Rugger, die gegen den Lokalrivalen wieder ohne eigene Punkte blieben. Zunächst war es den Döhrenern gelungen mit aufmerksamer Defensivarbeit 20 Minuten den ersten SCG-Versuch zu verhindern, doch dann klingelte es gleich doppelt im VfR-Malfeld.
In Folge eines dominanten Gedränges wanderte der Ball schnell durch die Hände zu Ben Caister, der mittig ablegen konnte. Nur 120 Sekunden später dann der nächste Schlag durch Nationalstürmer Nico Windemuth. Auch in der Folge ging es für die Gäste eindeutig zu schnell: Ein schnell angekratzter Straftritt und schon fiel Versuch Nummer drei in weniger als zehn Minuten durch Helge Köhn und noch vor der Pause klappte es mit dem Bonuspunkt durch Michael Wilckens.
In den letzten paar Minuten machte Außen Köhn dann noch seinen Hattrick perfekt. Nach der Pause nahm Germania dann den Fuß ein Stück weit vom Gas, weswegen es zunächst 20 Minuten Leerlauf gab, ohne dass sich viel getan hätte. In den letzten 15 Minuten agierte Germania dann aber noch einmal erdrückend überlegen und Nico Windemuth, Helge Köhn und Michael Wilckens konnte allesamt ihre persönliche Ausbeute mit einem weiteren Versuch verbessern.
Für die Gastgeber war es mehr oder minder ein Warmlaufen für das wichtige Heimspiel gegen den RK 03 Berlin, der nächste Woche im Nachholspiel in der List gastiert. Dieses Spiel wird extrem wichtig im Hinblick darauf, wer im Mai im Bundesliga-Halbfinale antreten darf. Der VfR Döhren wird es derweil schwer haben die Relegation zu vermeiden.
Tabelle
Rang |
Team |
Spiele |
Punkte |
Differenz |
1 |
Hannover 78 |
6 |
32 |
+136 |
2 |
RK 03 Berlin |
7 |
29 |
+131 |
3 |
SC Germania List |
7 |
25 |
+174
|
4 |
Berliner Rugby Club |
7 |
17 |
+80 |
5 |
RC Leipzig |
8 |
13 |
-61 |
6 |
Hamburger RC |
7 |
10 |
-55 |
7 |
VfR Döhren |
7 |
0 |
-405
|
|